Alles okay bei Apple
Von Klaus FischerDas Apple-Universum scheint stabil. Trotz Umsatz- und Gewinnrückgängen im ersten Quartal. Denn die sollen nur eine vorübergehende Erscheinung sein. »Die Talsohle ist durchschritten«, zitierte Reuters Konzernchef Tim Cook am Donnerstag. Die Nachrichtenagentur würzte ihren Bericht mit allerlei optimistischen Formulierungen zur näheren Zukunft des Megakonzerns. Was erneut deutlich machte, dass Apple nicht nur ein Börsenliebling, sondern auch einer der westlichen Medienbranche ist.
Zweifellos ist das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen Cupertino ein Phänomen. Jahrelang war es nach Börsenwert die Nummer eins weltweit – gestützt auf sein Hauptprodukt, das I-Phone. Das bringt rund die Hälfte der Erlöse. Doch zwei Entwicklungen haben dem Konzern zugesetzt. Das sind unerwartete Umsatzrückgänge beim Smartphone und der Aufstieg eines neuen Börsendarlings – der Anwendung sogenannter künstlicher Intelligenz (KI).
Abenteuerliche Börsenwerte
Erste Auswirkung der Euphorie: Apple wurde 2023 als »wertvollstes Unternehmen« der Welt entthront. Und das ausgerechnet vom Tech-Oldie Microsoft. Die KI-Affinität der großen Börseninvestoren – allen voran US-Megafonds wie Blackrock oder Vanguard – zeigte sich nicht zuletzt mit dem Aufstieg von Nvidia. Der als Hersteller von Grafikkarten bekannte, relativ kleine US-Konzern (knapp 30.000 Beschäftigte) erklomm innerhalb kurzer Zeit Platz drei in der Rangliste der Unternehmen mit dem größten Börsenwert.
Die Marktwerte von Microsoft, Apple und Nvidia bewegen sich in abenteuerlichen Höhen, was nicht zuletzt als inflationärer Effekt gesehen werden kann. So stand Windows dank seine KI-Aktivitäten Ende April mit drei Billionen US-Dollar unangefochten auf dem Spitzenplatz. Apple folgte mit rund 2,7 Billionen Dollar vor Nvidia mit gut zwei Billionen. Die Top ten der Börsengiganten sind ohnehin eine US-Domäne: Lediglich zwei Vertreter kann der Rest der Welt dort aktuell unterbringen – den faktischen Staatskonzern Saudi Aramco und den Chipriesen TSMC aus Taiwan.
Auch für Apple ist KI das Schlüsselwort, um Investoren bei der Stange zu halten. Vor allem geht es um die Applikation sogenannter generativer künstlicher Intelligenz – Programmierungskonstrukte, die selbst digitale Inhalte erzeugen können – in die Firmenprodukte. So verkündete CEO Cook am Donnerstag: »Wir bleiben sehr optimistisch, was unsere Chancen im Bereich der generativen KI angeht.« Sein Unternehmen investiere stark in diesem Bereich, ergänzte Reuters. Einem Medienbericht zufolge will Apple dabei auf die Technologie des Chat-GPT-Entwicklers Open-AI oder auf die KI »Gemini« der Alphabet-Tochter Google zurückgreifen.
Doch damit nicht genug der »Kurspflege«. Der Konzern kündigte auch den Rückkauf zusätzlicher eigener Aktien im Volumen von 110 Milliarden US-Dollar an. Laut Analysten das größte Rückkaufprogramm der Firmengeschichte. Die Dividende soll um vier Prozent steigen. Apple-Aktien kletterten daraufhin im nachbörslichen US-Handel um sieben Prozent.
Das ändert nichts an den grundsätzlichen Problemen. Das Hauptprodukt des Konzerns hängt stark vom wenig greifbaren Faktor »Image« ab. Technisch gesehen hat das I-Phone sein Alleinstellungsmerkmal längst verloren. Hersteller wie Samsung, aber auch die chinesischen Aufsteiger bzw. Wiederaufsteiger Xiaomi und Huawei machen dem Spitzenprodukt Apples spürbar das Leben schwer. So fielen die Konzerneinnahmen aus Smartphoneverkäufen um mehr als zehn Prozent auf 45,96 Milliarden Dollar. Ironischerweise setzt Apple gerade auf den Absatz in China. Auf diesem gigantischen Binnenmarkt, wo ein großer Teil der I-Phones auch »manufactured« wird, hat das Apple-Flaggschiff zuletzt wieder Boden gewonnen.
Noch eine Achillesferse
Dennoch ist auch er eine Achillesferse. Erstens ist dort die Konkurrenz durch einheimische Marken groß. Zugleich ist nicht vergessen, wie die USA 2022 Huawei aus dem US-Markt gedrängt haben. Derzeit wird in Washington erneut eine Kampagne zum Thema »nationale Sicherheit« gefahren. Ziel ist die weltweit agierende Plattform Tik Tok. Bei Huawei war es die angeblich in den 5G-Netzen implementierte »Spionagesoftware«.
Im März hatte das US-Repräsentantenhaus für ein Gesetz gestimmt, das Tik-Tok-Eigner Bytedance zwingen soll, die Tochterfirma zu verkaufen. Doch für die USA ist das ein zweischneidiges Schwert. Eine harsche Reaktion aus Beijing ist zwar nicht unbedingt zu erwarten. China braucht den US-Markt durchaus, um die eigene Entwicklung weiter auf der Erfolgsspur zu halten. Doch ausgeschlossen ist derzeit nichts.
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