Von Hamburg bis Afghanistan
Eine CD-Sammlung mit Aufnahmen jüdischer Künstler von 1903 bis 1933 würdigt deren herausragende Bedeutung für die Kulturmetropolen Berlin, Hamburg, München und Wien
Eike StedefeldtLakonisch mit »Ein Theaterzettel« überschrieben ist ein Kapitel in Bernt Engelmanns 1988er Bilanz »Deutschland ohne Juden«. Im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt zu Berlin fand am 28. März 1929 eine Gedächtnisfeier für den verstorbenen Schauspieler Albert Steinrück statt. Heinrich Manns Rede folgte eine in der Bühnengeschichte einmalige Aufführung von Wedekinds »Marquis von Keith«. »Bis in die Komparserie hinein war jede Rolle besetzt mit einem Star! Und für das Ehrenkomitee hatte sich die Prominenz Berlins zusammengefunden«, schrieb Engelmann. »So bietet sich uns eine seltene Gelegenheit, einmal sozusagen am grünen Holz und nicht bloß anhand trockener Statistiken zu prüfen, welche Rolle die Juden im Berlin der Vor-Hitler-Zeit gespielt haben …«
Von den 86 Namen dieses Ein-Abend-Ensembles gehörten 22 jüdischen KünstlerInnen verschiedenster Genres. Wenige Jahre später erhielten Berufsverbot: Elisabeth Bergner, Sybille Binder, Lucie Mannheim, Fritzi Massary, Eleonore von Mendelssohn, Irene Triesch, Rosa Valetti, Gisela Werbezirk, Ernst Deutsch, Julius Falkenstein, Alexander Granach, Paul Graetz, Max Hansen, Fritz Kortner, Max Pallenberg, Max Pohl, Heinrich Schnitzler, Ernst Stahl-Nachbaur, Hermann Vallentin...
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