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Aus: Ausgabe vom 24.09.2005, Seite 16 / Aktion

jungewelt.de soll eigenständiges Medium werden

Leserinnen und Leser der jW-Internetausgabe können sich über einen Fragebogen an der Weiterentwicklung beteiligen

Liebe Leserinnen und Leser!

Der europäische Zeitungsmarkt wird in den nächsten 20 Jahren um 25 Prozent zurückgehen. Hauptgründe dafür seien der Wettbewerb der elektronischen Medien und die rückläufige Bevölkerungsentwicklung, meldet der Branchendienst Wochenspiegel des Springer-Verlages (Ausgabe 29/05). Schon heute ist das Internet die wichtigste und meistgenutzte Informationsquelle (WoSp 31/05). Die Zeitungsverlage bekommen das bereits durch den Rückgang ihrer Verkäufe beispielsweise am Kiosk zu spüren. Davon sind auch Zeitungen mit kleinerer Auflage betroffen.

Die junge Welt allerdings nicht. Zum einen sind wir die überregionale Tageszeitung mit den jüngsten Leserinnen und Lesern. Zum anderen wird die junge Welt-Printausgabe zur Zeit gerade von vielen neu entdeckt. Aber auch für uns wächst die Bedeutung der Internetausgabe: Viele entdecken die junge Welt über diesen Weg. Und im Gegensatz zum Auftritt vieler anderer Tageszeitungen sind unsere Analysen und Berichte nicht beliebig mit anderen austauschbar. Das ist auch ein Grund dafür, warum die junge Welt seit Monaten am Kiosk (aber auch im Abo) im Gegensatz zum Trend deutlich stärker nachgefragt wird.

Ein anderer Grund: Vor genau einem Jahr haben wir die Printausgabe der jungen Welt einem Relaunch unterzogen: Das Format wurde deutlich vergrößert, Inhalte und Schwerpunkte wurden besser akzentuiert. Jetzt wollen wir auch unsere Internetausgabe aufwerten. Die junge Welt war eine der ersten Tageszeitungen, die es in digitaler Form gab, zunächst als E-Mail-Abo und dann als Online-Ausgabe. Aber in all diesen Jahren war sie Abfallprodukt der Printausgabe: Sobald diese fertiggestellt war, wurden wesentliche Teile der Ausgabe einfach ins Netz gestellt. Dort konnte sie gratis genutzt werden, so daß zunächst die Printabonnenten diesen Auftritt finanzierten. Seit drei Jahren bitten wir die regelmäßigen Nutzerinnen und Nutzer der Netzausgabe um freiwillige Internetabos. Freiwillig deshalb, weil jungewelt.de auch weiterhin fast vollständig für Nichtabonnenten zugänglich blieb. Lediglich einzelne Artikel und die Beilagen erhalten die Netzabonnenten schneller als die Nichtabonnenten. Das Ergebnis ist erfreulich gut, so daß seit geraumer Zeit auch die Netznutzer konkret zur Kostendeckung beitragen. Allerdings nur zu einem Bruchteil der Gesamtkosten. Und: Die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer im Netz steigt deutlich schneller als die Zahl derjenigen, die ein freiwilliges Online-Abo abschließen.

Mit dem jetzt anstehenden Relaunch der Internetausgabe gehen wir neue Wege: Die Online-Ausgabe der jungen Welt wird als eigenständiges Medium weiterentwickelt. Dafür sind aber eine Reihe von Investitionen notwendig. So wird eine zusätzliche Stelle für die Onlineredaktion ausgeschrieben, das redaktionelle Angebot wird verbessert und erweitert. Vorgesehen sind auch einige technische Verbesserungen. Deshalb wird mit der Einführung der neuen Online-Version auch die Netzausgabe der jungen Welt zum Teil kostenpflichtig: Wer künftig alle (neuen) Möglichkeiten im Netz nutzen will, abonniert die jW-Internetausgabe. Die Tagesausgabe und auch ein Teil des Archivs werden weitgehend auch ohne Abo erreichbar sein und damit kostenfrei bleiben. Aber die Abonnenten werden eine Reihe von Vorteilen für ihren Beitrag erhalten. Und wer bisher die junge Welt schon in der gedruckten Version abonniert hat, erhält künftig das Internetabo zu einem ermäßigten Preis. Wie beim Printabo können die Internetabonnenten selbst entscheiden, ob sie ein Normalabo, ein verbilligtes Sozialabo oder das Soliabo bestellen wollen. Nur wer das besonders günstige Online-Zusatzabo bestellen möchte, muß seine Printabonummer angeben.

Noch befinden wir uns in der Planungsphase. Und deshalb bitten wir Sie heute um Ihre Mithilfe: Was gefällt Ihnen an unserem Auftritt? Was sollen wir ändern, erweitern, optimieren? Welche technischen Verbesserungen wünschen Sie sich? Welche Anregungen haben Sie? Wir haben einen Fragebogen ins Netz gestellt, den sie dort ausfüllen und sofort an uns senden können (www.jungewelt.de/infos/umfrage.php) Alle Antworten, die wir bis zum 7. Oktober erhalten, gehen in die Auswertung mit ein. Aufgrund Ihrer Anregungen und Überlegungen werden wir unsere Konzeption überarbeiten. Die neue Ausgabe der Onlineversion von jungewelt.de soll bis Mitte Dezember 2005 starten. Natürlich können Sie aber schon heute ein Internetabo abschließen. Damit helfen Sie uns bei der Finanzierung des nicht unerheblichen Aufwandes bei der Umsetzung unserer Pläne.

Verlag, Redaktion, Genossenschaft


* Fragebogen zur Internetausgabe:
http://www.jungewelt.de/infos/umfrage.php

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

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