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Aus: Ausgabe vom 20.09.2008, Seite 16 / Aktion

Fürst Ferdinand oder Comandante Fidel

Den Charakter einer Zeitung erkennt man auch an den Personen, die für sie Werbung machen – und an ihren Aboprämien
Von Dietmar Koschmieder
Fürst Ferdinand von Bismarck-Schönhausen (erster von links) und
Fürst Ferdinand von Bismarck-Schönhausen (erster von links) und Fürstin Elisabeth von Bismarck-Schönhausen (zweite von links) auf der Hochzeit von Vanessa Gräfin von Bismarck-Schönhausen und Maximilian Weiner in Friedrichsruh (nicht abgebildet)
Kennen Sie Ferdinand von Bismarck? Laut Wikipedia wird er angeblich »Fürst Bismarck« genannt, vom wem auch immer. Genau dieser Fürst verschickt in dieser Woche per Massendrucksache Abogutscheine. Und zwar »aus ernster Sorge um Deutschland«. Unter anderem heißt es im Begleitschreiben: »Für einen Moment lang glaubten viele Deutsche, daß nach der braunen Diktatur nun auch die rote Diktatur endgültig im Orkus der Geschichte verschwunden wäre. Nie wieder Gewaltherrschaft und Extremismus – egal ob braun oder rot ... Doch plötzlich erheben die Kommunisten wieder ihr Haupt! ... Mehr als 18 Jahre nach dem Mauerfall erzielt die SED-Nachfolgepartei in ganz Deutschland Wahlergebnisse, von denen Honecker & Co. niemals auch nur zu träumen gewagt hätten! ... Offenbar gibt es kein Halten mehr ... Kurt Schumacher ... rotiert im Grabe...In Niedersachsen kassiert das DKP-Mitglied Christel Wegner als Abgeordnete ... jetzt staatliche Diäten und verherrlicht vor laufenden Kameras den Mauerbau und fordert die Rückkehr der Stasi! ... Die DDR wird als eine besonders soziale Demokratie eingeschätzt ... der Terror kommunistischer Gewaltherrschaft (wird) verschwiegen oder verharmlost. Dazu dürfen wir nicht länger schweigen!«, unterstreicht der Herr Fürst in seinem Text. Und jetzt raten Sie mal, was der angeblich gegen braunen und roten Extremismus kämpfende Adelsmann gegen die erschröckliche Linksdrifterei und gegen das »politisch korrekte Kartell der Linksmedien« als Allheilmittel empfiehlt? Das Spezialblatt für rechtsgerichtete Schlipsträger, die Junge Freiheit. Er persönlich habe mit dem Chefredakteur dieses Rechtsblattes »eine Vereinbarung getroffen«, nach der man bloß den beiliegenden Coupon auszufüllen und einzusenden habe für einen vierwöchigen kostenlosen Probebezug. Das sei dann »ein Zeichen, daß die Erben der Mauermörder-Partei und ihre ideologischen Helfershelfer nicht die Diskurshoheit in unserem Vaterland erlangen dürfen«.
Der Herr Fürst hat Visionen. Die rote Diktatur ist also nicht verschwunden? Ja wo ist sie denn? Etwa in Berlin unter der Führung von Wowereit und Wolf? Terror o.k., aber wieso roter? Und wieso erheben die Kommunisten frech ihr Haupt, wenn die Partei Die Linke gute Stimmergebnisse einfährt? Scheiß Demokratie, Herr Fürst, was? Und wenn Ihro Durchlaucht dann doch noch eine demokratisch gewählte Kommunistin in einem Parlament ausfindig gemacht hat, muß er den Schrecken gleich erhöhen, in dem er die Lüge verbreitet, diese fordere gar die Rückkehr der Stasi. Diese Falschinformation hat er der von ihm empfohlenen Zeitung entnommen – oder von jenen Medien, die er als »Kartell der Linksmedien« und damit als große Gefahr fürs Vaterland brandmarkt. Kein Zufall, daß sich die Rechtspostille Junge Freiheit mit so einem schmückt.
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Leserbriefe zu diesem Artikel:

  • Dr Einenkel: Was tun Herr von Bismarck? Er wird von einem Gespenst verfolgt, dem Gespenst des Kommunismus, das Marx und Engels in seinem Kommunistischen Manifest 1848 beschreibt und in Europa seitdem umgeht. Der Linksruck, der angeblich dur...