Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 01.03.2010, Seite 3 / Schwerpunkt

Offener Brief: »Kontroverse verhindert«

Die Entscheidung der Linkspartei-nahen Rosa-Luxemburg-Stiftung, dem US-Politikwissenschaftler und Kritiker der israelischen Politik, Norman Finkelstein, eine lange geplante Vertragsveranstaltung in Berlin zu verwehren, hat Stipendiaten und Exstipendiaten der RLS zu einem Protestschreiben veranlaßt:

Lieber Heinz Vietze, lieber Florian Weis,

mit Empörung und Bedauern haben wir zur Kenntnis genommen, daß ihr die Raumzusage für Professor Norman Finkelstein in der Rosa-Luxemburg-Stiftung zurückgenommen habt. (...)

Schon bei der letzten Ferienakademie gab es massive Konflikte um den Nahen Osten – die Einladung von Sebastian Voigt, Stephan Grigat und Thomas von der Osten-Sacken wurde von vielen Stimmen als einseitig und dem Charakter der Rosa-Luxemburg-Stiftung als linker, pazifistischer Stiftung nicht entsprechend kritisiert. Damals wurde die Einladung, trotz massiver Proteste – auch seitens der Stipendiatinnen und Stipendiaten der RLS – nicht zurückgenommen.

Damit wurde einer einseitigen Haltung im Nahostkonflikt im Rahmen der Rosa-Luxemburg-Stiftung Raum gegeben. Nun wurde sogar einem Kritiker der israelischen Regierung Zutritt zu den Räumen der RLS verwehrt. Damit wurde eine plurale Kontroverse zu dem Thema verhindert. Wir nehmen dies als einseitige Parteinahme wahr. Das kritisieren wir als Stipendiatinnen und Stipendiaten aufs Schärfste.

Wir wissen, daß Norman Finkelsteins Positionen nicht unumstritten sind – aber darum geht es hier nicht. Dem Druck derer nachzugeben, die Finkelstein – dessen Eltern in den Konzentrationslagern der Faschisten gelitten haben – de facto zu einem Antisemiten erklären, halten wir aber für fatal.

Wenn die RLS weiterhin Kritik an der israelischen Regierungspolitik im Rahmen der Stiftung verhindert, läuft sie Gefahr, ihren Charakter als Ort linker Auseinandersetzungen und Kontroversen zu verlieren.

Mit solidarischen Grüßen

Tobias Pflüger, Katharina Dahme, Claudia Haydt, Sascha Wagener, Mike Nagler, Sophie Dieckmann, Daniel Behruzi, Friederike Benda, Florian Wilde, Sebastian Zehetmair, Marcel Bois, Jenny Morín Nenoff, Norbert Müller, David Noack, Marwa Al-Radwany, Kai Kretzschmar, Simon Zeise, Claudia Sprengel, Serap Balli, Malte Fiedler, Julia Dück, Jens Wernicke, Jannis Chasoglou, Teresa Zeckau, Cano Turan, Pia Probst, Ernesto Klengel, Pazhareh Heidari, Kevin Reißig, Sarah Nagel, Reinhold Uhlmann, Jens Gaitzsch, Lev Lhommeau, Robert Blättermann, Ole Vincent Guinand

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