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Aus: Ausgabe vom 30.08.2011, Seite 3 / Schwerpunkt

Kaum Jubel für die »Befreier«

Kaum eine der Städte im Westen Libyens, die von den Aufständischen als erobert gemeldet wurden, ist bisher tatsächlich fest unter Kontrolle der NATO und des Übergangsrates. Auch in der Hauptstadt Tripolis ist weiterhin unklar, wieviel die Kriegsallianz kontrolliert. In mehreren Vierteln sahen sich die Invasoren, wie der arabische TV-Sender Al-Dschasira berichtete, nach dem Eindringen in die Stadt von Regierungstruppen umzingelt. Auch sie zahlten eigenen Angaben zufolge einen hohen Blutzoll. Und nach wie vor werden aus vielen Stadtteilen heftige Kämpfe gemeldet, die NATO bombardiert weiter.

Sollte die Militärallianz gehofft haben, daß sich nennenswerte Teile der Tripolitaner den Aufständischen anschließen würden, so sah sie sich gründlich getäuscht. Die Zahl derer, die sich in der vergangenen Woche auf dem symbolträchtigen »Grünen Platz« zur voreiligen Siegesfeier versammelten, »blieb moderat im Vergleich mit den Tausenden, die es vorzogen, bewaffnet mit den zuvor an die Einwohner verteilten Handfeuerwaffen an der Seite des Führers des Landes im Regierungsbezirk Bab Al-Asisiya auszuharren«, kommentierte der TV-Sender Russia Today am 23. August.

Rolando Segura vom lateinamerikanischen TV-Sender Tele­Sur berichtet, daß die Bürger der Stadt sich in den von der Kriegsallianz eroberten Vierteln völlig in ihre Häuser zurückgezogen und die Türen verrammelt hätten, um nicht bei den einsetzenden Massenarresten als Ghaddafi-Anhänger in die Hände der Rebellen zu fallen.

Rußland, China, die lateinamerikanischen Staaten und die 54 Staaten der Afrikanischen Union, die die NATO-Offensive als klaren Verstoß gegen die UN-Resolution verurteilen, weigern sich daher noch, den nationalen Übergangsrat der Rebellen anzuerkennen. Die AU fordert statt dessen die Bildung einer Übergangsregierung, die auch Ghaddafi-treue Kräfte einbindet. (jg)

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