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Gegründet 1947 Donnerstag, 28. März 2024, Nr. 75
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Sommer des Widerstands

Die Tageszeitung junge Welt stellt die sozialen Kämpfe im Inland und weltweit in Meldungen und Analysen dar. Testen Sie drei Monate lang die Berichterstattung mit einem »Sommerabo« zu 62 Euro. Als Prämie erhalten Sie ein Buch, in dem Formen widerständigen Handelns aus Geschichte und Gegenwart geschildert werden. Das Abo eignet sich auch als Geschenk. Es endet automatisch und muss nicht abbestellt werden.

Berichte

  • Reife Entscheidung

    Noch vier Tage möglich: Ihr Votum für ein jW-Aktionsabo
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    Immer die richtige Wahl – junge Welt lesen!

    Nach Engels ist das allgemeine Stimmrecht vor allem Gradmesser der Reife der Arbeiterklasse.
    An Wahlsonntagen besteht darüber hinaus immerhin die Möglichkeit, Zeichen zu setzen: Für eine konsequente Friedenspolitik, gegen den Vormarsch von Nazis in Nadelstreifen und sonstigen Monturen, für soziale Gerechtigkeit. Vor allem aber für das, was die entscheidende Bedingung für die dauerhafte Durchsetzung dieser Ziele ist, nämlich die Umwälzung der Eigentumsverhältnisse im Sinne einer solidarischen Gesellschaft. Gerade am letztgenannten Kriterium scheitern die meisten Parteien und Kandidaten. Nur wenige klären noch über den Zusammenhang zwischen Krieg, sozialer Spaltung, Faschismus und den diesen Phänomenen zugrundeliegenden ökonomischen Macht- und Eigentumsstrukturen des real existierenden Imperialismus auf. Und nur ganz wenige stehen in einer Tradition, deren Kern die Verbindung konsequent marxistischer Analyse mit einer durch alle Stürme der Zeit behaupteten revolutionären Praxis ist. Authentizität dieser Art ist sicher keine Garantie, aber eine wichtige Voraussetzung dafür, den Sogwirkungen des parlamentarischen Sumpfes widerstehen zu können.

    Die junge Welt kann vieles davon für sich in Anspruch nehmen, gerade weil es bei der Art von Wahl, der sich diese Zeitung tagtäglich zu stellen hat, um mehr geht als darum, in einem Parlament Sitz und Stimme zu haben. Tag für Tag ringen wir gemeinsam mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, um die Erhaltung und Stärkung einer der ganz wenigen Plattformen widerständiger Information gegen einen übermächtig scheinenden Apparat medialer Zurichtung. Viele, wenn auch noch viel zu wenige, wissen, dass sich das lohnt: Aufklärung stoppt Manipulierung, eigene Kultur lässt kämpferisches Selbstbewusstsein entstehen. Das Wissen, nicht allein zu sein, macht Mut. In unserem Sommer des Widerstands konnten sich viele davon überzeugen: bei den G-20-Protesten in Hamburg, beim Kampf gegen atomaren Wahnsinn in Ramstein und Büchel, bei Streiks gegen den Pflegenotstand und bei zahlreichen anderen Gelegenheiten. Viele neue Leserinnen und Leser lernten uns dabei kennen. Nicht wenige haben bereits von unserem Aktionsangebot Gebrauch gemacht, die Tageszeitung junge Welt drei Monate lang für nur 62 Euro (statt der üblichen 110,20 Euro) zu lesen. Gerade in den letzten Tagen stieg die Zahl derer, die sich dieses vorteilhafte Abonnement einschließlich attraktiver Buchprämie nicht entgehen oder es als Geschenk anderen zugute kommen lassen wollten. Eine reife Entscheidung, die manchmal etwas Zeit braucht. Die wird allerdings jetzt wirklich knapp, denn nur noch bis einschließlich kommenden Dienstag, also dem 26. September 2017, besteht die Möglichkeit, ihr Votum für ein Abo des Widerstands abzugeben. Das Formular dafür finden Sie neben diesem Text. Ihrer Reifeprüfung steht damit nichts im Weg!

    Verlag und Redaktion

    Abo online bestellen: jungewelt.de/aktionsabo

  • Das Labyrinth des Exils

    Mehmed Uzuns Roman führt an die Wurzeln der kurdischen Nationalbewegung
    Nick Brauns
    Sommer des Widerstands XIII

    Mit Macht drängen die Kurden, deren Heimat seit dem Zerfall des Osmanischen Reiches vor 100 Jahren auf die damals neugegründeten Nationalstaaten Türkei, Irak und Syrien sowie Iran aufgeteilt ist, heute nach Selbstbestimmung. Im Nordirak will Präsident Massud Barsani über einen eigenen kurdischen Staat abstimmen lassen. Im Norden Syriens erweisen sich die kurdischen Volks- und Frauenverteidigungseinheiten YPG/YPJ als erfolgreiche Kämpfer gegen den »Islamischen Staat«. Während im Osten der Türkei die Guerilla der Arbeiterpartei Kurdistans, PKK, ihren Widerstand gegen den türkischen Kolonialismus fortsetzt, beginnt es auch in Iranisch-Kurdistan zu gären.

    Der im Unionsverlag erschienene Roman »Im Schatten der verlorenen Liebe« von Mehmed Uzun führt uns an die Wurzeln der kurdischen Nationalbewegung. Im Mittelpunkt steht der kurdische Intellektuelle Memduh Selim, ein in den 1920er Jahren rastlos im Exil zwischen Paris, Istanbul, Alexandria, Beirut und Damaskus umherirrender, sensibler Berufsrevolutionär. Als es 1930 am Berg Ararat unter Führung der Geheimorganisation Xoybun (»Selbst sein«) zum Aufstand kommt, stürzt sich Selim, vom Exilleben zermürbt, in den Kampf. Hier erlebt er, wie seine Überzeugungen durch den harten Alltag im Widerstand auf die Probe gestellt werden – und dass seine Liebe zur Tscherkessin Feriha ihn verletzlich macht.

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    Blick auf Ararat - den höchsten Berg der Türkei

    »Das Exil ist ein Labyrinth, das in einer dunklen Verlorenheit endet«, schreibt Uzun. Dieses Schicksal teilte der 1953 in Siverek im Südosten der Türkei geborene Schriftsteller mit seinem Helden Selim. Nach mehreren Verhaftungen aufgrund seiner Arbeit als Journalist floh er 1977 nach Schweden. Dort trug er als Herausgeber kurdischsprachiger Zeitschriften sowie durch seine Mitarbeit im Kurdischen Institut dazu bei, die kurdische Sprache und Literatur wieder zu neuem Leben zu erwecken. In der Türkei wurden mehrere seiner Romane wegen »separatistischem Inhalt beschlagnahmt«. 2005 kehrte Uzun in seine kurdische Heimat zurück, wo er 2007 in Diyarbakir an Krebs starb.

    Mehmed Uzun: »Im Schatten der verlorenen Liebe«, Unionsverlag, ­Zürich 2017, 224 Seiten, 12,95 Euro

  • Dienst im Dienst

    Ein Verfassungsschützer und seine schützende Hand
    Gerd Bedszent

    Kann es einen Geheimdienst im Inneren eines Geheimdienstes geben? Spätestens seit den Romanen von Stieg Larsson wissen Krimifans: Ja, so was geht. Der Fernsehjournalist Harald Lüders hat sich offensichtlich von dem leider zu früh verstorbenen schwedischen Autor inspirieren lassen und als Ergebnis einen beachtenswerten Politthriller vorgelegt.

    Ein höherer Beamter des Verfassungsschutzes mit deutlich brauner Gesinnung hält seit geraumer Zeit seine schützende Hand über militante Neonazis. Auf sein Konto geht auch der Tod der beiden NSU-Terroristen – er wollte verhindern, dass diese nach ihrer Verhaftung über ihre Geheimdienstkontakte auspacken. Mit dem bekannten Satz der Kanzlerin und der sogenannten Flüchtlingskrise sahen der faschistoide Schlapphut und seine Gesinnungsgenossen das deutsche Volkstum in akuter Gefahr und beschlossen, die »muslimische Einwandererflut« zu stoppen. Und wie schreckt man Flüchtlinge am effektivsten ab? Durch einen Terroranschlag. Und da die ständig besoffenen braunen Schlägerbanden dafür zu blöd sind, muss man ihnen logistisch und personell unter die Arme greifen – gleichzeitig aber dafür sorgen, dass die Schuld einzig bei ihnen hängenbleibt.

    Natürlich haben der fiese Bösewicht und seine Kumpane dann ihre Rechnung ohne die Guten gemacht: Da ist einmal ein aus der Reihe tanzender Geheimdienstler, der unter Lebensgefahr brisante Unterlagen über die verbrecherischen Aktivitäten seines Chefs der Presse zuspielt. Dann gibt es auch noch den risikofreudigen Journalisten, der entgegen den Direktiven seiner Vorgesetzten diese Hinweise ernst nimmt. Und außerdem einen kleinen Jungen aus Syrien, der gerade zufällig am richtigen Ort ist.

    Mehr wird hier nicht verraten. Nur soviel: An Stieg Larssons Millenium-Trilogie kommt das Buch zwar nicht heran. Aber es ist spannend geschrieben. Und gut sind die Schilderungen des Autors über die Vernetzung von braunem Sumpf und angeblichen Staatsschützern. Schon allein deswegen sollte das Werk unbedingt gelesen werden.

    Harald Lüders: Dunkelmacht. Westend-Verlag, Frankfurt am Main 2016, 349 Seiten, 15 Euro

  • Sieben auf einen Streich

    Chemnitzer Unterstützer sorgen im jW-Sommer des Widerstands für Aufwind
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    jW wird zu materieller Gewalt, wenn sie viele ergreifen

    Die ersten Vorboten eines stürmischen Herbstes kommen in diesem Jahr aus südwestlicher Richtung. Erfreulicherweise nicht nur meteorologisch. Wenn in Frankreich am Dienstag dieser Woche 400.000 Werktätige auf mehr als 200 Kundgebungen und mit über 4.000 Streiks gegen geplanten Sozialraub protestierten, ist das ein ermutigendes Signal. Und so war es nur angemessen, dass die Tageszeitung junge Welt dem Widerstand gegen staatlich verordnete Verelendung zweimal ihre Titelseite widmete. »Qualitätsmedien«, die das französische Schröder-Imitat nach wie vor hofieren, reagierten dagegen bestenfalls verhalten. Als Leserinnen und Leser der Tageszeitung junge Welt sind Sie in der glücklichen Lage, den kleinen Unterschied in der Schwerpunktsetzung wahrzunehmen. Viele Menschen im Verbreitungsgebiet dieser Zeitung vermögen das allerdings nicht, und das zumeist, weil sie unser Angebot nicht oder nur unzureichend kennen.

    Zum Glück wächst die Zahl derer, die die junge Welt schätzen lernen konnten und denen deshalb ihre stärkere Verbreitung besonders am Herzen liegt. So wurden in der vergangenen Woche überdurchschnittlich viele als Geschenk ausgewiesene Aktionsabos bestellt. Einen besonderen Beitrag dazu leistete Roland W. aus Aue. Mit weiteren Aktivisten der Unterstützerinitiative Chemnitz/Erzgebirge organisierte er einen Aktionsstand zum Weltfriedenstag. Dort traf man auf Interessierte, die am dreimonatigen Lesen dieser Zeitung nicht nur Gefallen finden, sondern möglicherweise auch zu mehr bewegt werden können. Sieben von ihnen schenkte Roland jeweils ein Aktionsabo. Dieses gleich siebenfache Engagement bescherte der Aboentwicklung im Rahmen unseres Sommers des Widerstands besonders starken Aufwind. Dafür ganz herzlichen Dank!

    Bis zum 23. September können Sie, liebe Leserinnen und Leser, noch am jW-Sommer des Widerstands teilhaben. Die Zeit wird also knapp. So Sie diese Zeitung bisher noch nicht im Abo lesen, sollten Sie die mindestens drei Vorteile eines jW-Aktionsabos für sich selbst in Anspruch nehmen. Sie wissen ja: Sie sparen in den drei Monaten Aktionslesen mehr als 43 Prozent im Vergleich zum Normaltarif. Zweitens endet das Aktionsabo automatisch, muss also nicht abbestellt werden. Obendrein erhalten Sie noch ein spannendes Buch als Widerstandslektüre gratis. In dieser Woche schenken wir Ihnen den Politthriller »Dunkelmacht« von Harald Lüders, der sich mit dem brandaktuellen Thema des Tiefen Staates befasst. Wir würden uns freuen, wenn Sie durch ein Abonnement unsere Zeitung stärken und zugleich sich selbst nützen. Oder Sie bzw. Ihr Unterstützerkollektiv schließen sich der Chemnitzer Initiative an und verschenken ein oder auch gern mehrere Abos. Damit der Widerstand gegen Ausbeutung und Krieg immer mehr medialen Rückenwind bekommt.

    Aktionsbüro

  • Eine Verbohrung

    Bewegungen ziehen Spinner an, manchmal auch Mörder – ein Krimi
    Arnold Schölzel
    Sommer des Widerstands XI

    Keine soziale Bewegung ohne Durchgeknallte, Irrläufer, Fanatiker, Schwätzer, Profilneurotiker oder sonstwie, sagen wir, labile Persönlichkeiten. Bernd Leix schildert in »Blutspecht« eine solche bizarre Figur. Hintergrund ist die Auseinandersetzung um die Errichtung des Nationalparks (Nord-)Schwarzwald in Baden-Württemberg. Jahrzehntelang gab es darum in der Landesregierung ein Hin und Her, die Bevölkerung der betroffenen Gemeinden war mindestens gespalten, Gegner und Befürworter organisierten sich, es herrschte Unversöhnlichkeit. Aber die Koalition aus Grünen und SPD im Stuttgarter Landtag setzte sich 2013 durch, seit dem 1. Januar 2014 gibt es das Schutzgebiet. Wer heute auf der Website von dessen Kritikern nachschaut, kann dort immer noch von »Wildnisideologie« und »Erst Grün – dann Rot – dann Tod« lesen und davon, dass der Borkenkäfer 2017 den Schwarzwald frisst. Leix, der im Hauptberuf Revierförster ist, hat zu dem Thema 2013 schon den Krimi »Mordschwarzwald« veröffentlicht. Der Täter in »Blutspecht« ist ein sozialer Typus, wie er im Ländle wohl öfter vorkommt: reicher Erbe, nur gelegentlich noch beruflich tätig (im Holzhandel), Sozialdarwinist, keine längeren Beziehungen, Nachbarn gegenüber höflich, aber verschlossen, selbsternannter Welt- oder wie hier Nutzwaldretter. Der Leser erlebt die kaltblütig verübten Taten von Beginn an im Detail mit – Briefbombe, Autosprengung, Schuss ins Knie und in die Stirn. Getroffen werden soll jeder, der im zukünftigen Nationalpark arbeitet, »Kollateralschäden« spielen keine Rolle. Der Verfolger, ein gemütlicher Kommissar der Kombinierersorte, kommt schließlich drauf: »Ein Verbohrter, ein Überzeugter, ein Unbeugsamer, aber kein Vollprofi«. Die Verbohrung ist der Fehler, denn die »perfekt« geplanten Anschläge hinterlassen Spuren. Fangen lässt sich der Mörder nicht, das Selbstmordende inszeniert Leix konsequent. Die Mentalität, die diese Perversion eines Selbsthelfers – Götz von Berlichingen kam auch aus dem Landstrich – antreibt, passt in ein Land, in dem an Kriegen ungerührt festgehalten wird, auch wenn sie wie in Afghanistan 16 Jahre dauern, außer Tod und »Kollateralschäden« nichts bewirken. Verbohrt.

    Bernd Leix: Blutspecht. Oskar Lindts neunter Fall. Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2014, 245 Seiten, 11,99 Euro

    Jetzt das junge Welt-Sommerabo bestellen: drei Monate junge Welt für 62 Euro (statt 110,20 €). jungewelt.de/sommerabo

  • Mut zur »Blende«

    Teilnehmen am jW-Fotowettbewerb »Blende 2017«: Für sich selbst und für diese Zeitung
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    »Blende«-Preisverleihung in der jW-Ladengalerie

    Ein Bild sagt oft mehr als tausend Worte. Dafür braucht es allerdings Urheber, die neben handwerklichem Können vor allem über zwei Eigenschaften verfügen: Klarheit im Kopf und den Blick für das Exemplarische, welches dem Betrachter das Wesen einer komplexen Erscheinung schlagartig erschließt. Beispielhaft verdeutlicht das der Bildband »Ché: Die ersten Jahre«. Bisher unveröffentlichte Fotos erklären auf authentische Weise die Faszination, die bis heute vom Wirken dieses Revolutionärs ausgeht. Der Verlag 8. Mai und die Vereinigung Schweiz–Cuba haben mit Unterstützung des Dokumentationszentrums der Granma, der Tageszeitung der Kommunistischen Partei Kubas, diese Publikation anlässlich des 50. Jahrestages der Ermordung Ernesto Ché Guevaras herausgegeben und so dem Gesamtkunstwerk junge Welt ein weiteres Juwel hinzugefügt.

    An diesem Gesamtkunstwerk arbeiten seit Jahrzehnten zahlreiche Leserinnen und Leser mit. Gegenseitige Stärkung steht dabei im Vordergrund. Zugleich bieten die verschiedenen jW-Projekte eine hervorragende Plattform, um sich politisch und künstlerisch verwirklichen zu können. Nicht selten treten dabei im Verborgenen schlummernde Talente zu Tage. Ein Musterbeispiel dafür ist der jW-Fotowettbewerb »Blende«, mit dem wir seit 1991 unsere Leserschaft ermutigen, eigene fotografische Arbeiten vorzustellen. Die so dokumentierten individuellen Wahrnehmungen des gesellschaftlichen Geschehens bereichern im Rahmen einer jW-Beilage unser journalistisches Angebot, aber auch unser Fotoarchiv. Darüber hinaus erfahren die besten der eingesandten Fotoarbeiten durch ihre Ausstellung in der jW-Ladengalerie sowie Aufnahme in den alljährlich erscheinenden »Blende«-Kalender Würdigung und Wirksamkeit. Letztere wird dadurch erhöht, dass der jW-Ausscheid Teil des von der Prophoto GmbH in Frankfurt am Main gestalteten bundesweiten Zeitungsleser-Fotowettbewerbs ist, wodurch eine gleich doppelte Präsentations- und Prämierungschance besteht.

    Teilnahmebedingungen finden Sie unter blende.jungewelt.de. Bis zum 22. Oktober 2017 besteht die Möglichkeit, Fotoarbeiten der Themenbereiche »Licht und Schatten«, »Urbanität – Großstädte – Street Photography« und »Flucht« sowie des Jugendthemas »Blickwinkel« einzusenden. Wir erwarten gespannt Ihren Beitrag.

    Das jW-»Blende«-Team

  • Den Versuch wert

    Meredith Tax über Frauen im kurdischen Freiheitskampf
    Claudia Wangerin
    Sommer des Widerstands X

    Meredith Tax, geboren 1942, gehört seit Jahrzehnten zum kapitalismuskritischen Flügel der Feministinnen in den USA. Welche Rolle Frauen in der kurdischen Freiheitsbewegung seit den 1990er Jahren spielen, war der Autorin lange Zeit nicht bewusst. Erst 2014, als die Verteidigung der überwiegend von Kurdinnen und Kurden bewohnte Stadt Kobani in Nordsyrien gegen die Terrormiliz »Islamischer Staat« weltweit Schlagzeilen machte und, wie Tax schreibt, Medien »die fotogenen jungen weiblichen Guerillakämpferinnen entdeckten«, wurde sie hellhörig und begann intensiv zu recherchieren. Herausgekommen ist das Buch »Auf einem unwägbaren Weg: Die Frauen im kurdischen Freiheitskampf«.

    Die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass in der patriarchal geprägten Region heute ein Selbstverwaltungsgebiet existiert, in dem alle politischen Gremien zu mindestens 40 Prozent aus Frauen bestehen, führte Tax zunächst in die Türkei. Dort hatte sich 1978 die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gegründet – ein anfangs überschaubarer Zirkel um Abdullah Öcalan, der später das heute in der demokratischen Föderation Nordsyrien/Rojava praktizierte Konzept der »demokratischen Autonomie« vorschlug. Innerhalb weniger Jahre konnte die PKK in den kurdischen Gebieten der Türkei die Sympathie großer Bevölkerungsteile gewinnen. Bereits 1984 nahm sie dort den bewaffneten Kampf auf, dem sich bald auch Frauen und Mädchen anschlossen – teils ehemalige Studentinnen, die in den Städten politisch aktiv gewesen waren, aber auch Bauerntöchter, die der Zwangsheirat entgehen wollten.

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    Trauerdemo für die ermordeten kurdischen Politikerinnen Fidan Dogan, Leyle Söylemez und Sakine Cansiz (v. l. n. r.) im Januar 2013 in Paris

    1995 beschloss die PKK, eine eigene Frauenarmee zu gründen. Meredith Tax zeichnet nach, welche Herausforderungen im Umgang mit alten Verhaltensmustern zu diesem Schritt führten, und stellt Lebensläufe weiblicher Führungspersönlichkeiten wie der 2013 in Paris ermordeten Sakine Cansiz vor. Ob es gelingt, in Rojava dauerhaft eine geschlechtergerechte, demokratische Autonomie durchzusetzen, ist nach Meinung der Autorin offen. Sie macht aber im Schlusswort deutlich, dass es aus ihrer Sicht den Versuch wert ist, wenn sonst nur globaler Kapitalismus und eine islamische Theokratie zur Auswahl stehen.

    Jetzt das junge Welt-Sommerabo bestellen: drei Monate junge Welt für 62 Euro (statt 110,20 €). jungewelt.de/sommerabo

  • Den Kriegern widerstehen

    jW-Sommeraktion stärkt Friedensbewegung
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    Krieger brauchen Kontra – Teilnehmerin am Ostermarsch in Mainz (April 2017)

    Als wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, vor zehn Wochen zu einem »Sommer des Widerstands« aufriefen, war klar, dass dabei der Kampf um den Frieden im Zentrum stehen würde. Die Kriegsgefahr ist seitdem in jeder Hinsicht weiter gewachsen. Ob die hierzulande bisher so noch nicht dagewesene Bürgerkriegsübung während des »G-20-Gipfels« in Hamburg, das unentwegte Zündeln von Trumps Generälen in Ostasien oder die forcierten Anstrengungen zum Abwürgen der bolivarianischen Revolution in Venezuela – unentwegt wird an der Gewaltspirale gedreht. Die herrschenden Medien liefern die rechtfertigenden Fake News.

    Bereits jetzt hat sich unser »Sommer des Widerstands« als richtige Antwort auf diese besorgniserregenden Entwicklungen erwiesen. Viele Leserbriefe bestätigen uns, dass die Analysen und Fakten sowie die solidarische Berichterstattung über Protestaktionen, die die junge Welt der Kriegs- und Repressionshetze entgegensetzt, für die eigene Meinungsbildung unentbehrlich geworden sind. Noch ist diese Zeitung allerdings zu wenigen bekannt. Stärkung des Widerstands bedeutet deshalb auch: breite Bekanntmachung unseres journalistischen Angebots.

    Nach einer kurzen Feriendelle hat unsere Kampagne pünktlich zum Weltfriedenstag wieder an Dynamik gewonnen. Seit dem vergangenen Wochenende wurden bei Friedens- und Sommerfesten in Stuttgart, Jena, Ilmenau, Hannover, Hamburg, Eberswalde, Jamel und Potsdam an mehr als zehn jW-Aktionsständen Hunderte widerständige Gespräche geführt. In diesen Tagen folgen weitere Aktivitäten auf dem Volksstimmefest in Wien, in Chemnitz und Aue, in Kassel, Berlin und Nürnberg. Zahlreiche Mitarbeiter von Verlag und Redaktion sind daran beteiligt, erfreulicherweise aber auch eine noch viel größere Zahl von jW-Unterstützern – so auch aus gerade erst gegründeten Leserinitiativen wie der aus Hannover. Mehr als 5.000 Exemplare der jW fanden bzw. finden zumeist neue Leserinnen und Leser. Im »Sommer des Widerstands« konstituiert sich so ein Netzwerk der Gegenwehr. Mit unserem Aktionsabo, das drei jW-Lesemonate für nur 62 Euro (statt 110,20 Euro) ermöglicht und zudem mit einem spannenden Buch komplettiert wird, stellen wir noch drei Wochen lang die passende Begleitlektüre bereit. Übrigens kann ein solches Abo auch verschenkt werden, etwa anlässlich des Ausbildungs- oder Schulbeginns. Jedes Aktionsabo stärkt das Widerstehen gegen Krieg und Lügen. Auch das Ihre wird dringend gebraucht!

    Aktionsbüro der jungen Welt

    Jetzt das junge Welt-Sommerabo bestellen: drei Monate junge Welt für 62 Euro (statt 110,20 €). jungewelt.de/sommerabo

  • Sommer in Hannover

    Eine linke Tageszeitung wird dringender denn je benötigt. Wie sich Leserinnen und Leser für die junge Welt einsetzen
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    Von wegen Sommerpause! Natürlich wird weiter für jeden Werktag eine Zeitung produziert. Und auch unsere Leserinnen und Leser bleiben aktiv. So am vergangenen Mittwoch in Hannover: 31 Abonnenten folgten dem Aufruf zu einem Lesertreffen in das Freizeitheim Linden. Zentrale Frage der Veranstaltung: Wie können jW-Leser in Hannover ihre Zeitung unterstützen? Erste Erfahrungen dazu wurden bereits in den letzten Monaten gesammelt, zum Beispiel durch jW-Verteilungen rund um den 1.Mai. Aber auch bei den Leserinnen und Lesern im Raum Hannover gibt es das Bedürfnis, gerade in Zeiten des Vormarschs der Rechten und verstärkter Repression gegen Linke mehr zu tun. Nach Einleitungsvorträgen vom stellvertretenden jW-Chefredakteur Arnold Schölzel und von Ingo Höhmann aus dem jW-Aktionsbüro sowie einer zielgerichteten Diskussion kam die Versammlung deshalb schnell zur Sache und traf erste Festlegungen: Bei den Aktionen zum Weltfriedenstag sollen 500 Zeitungen verteilt werden. Zudem gibt es einen Termin für das Folgetreffen. Bis dahin werden die organisatorischen Rahmenbedingungen geschaffen. Drei Teilnehmer erklärten sich bereit, die dafür notwendigen Aufgaben zu übernehmen. Im Anschluss führte das Lokalradio Flora ein Interview mit Arnold Schölzel. Eine gelungene zweistündige Veranstaltung – die auch als Anregung für ähnliche Aktionen in anderen Orten genutzt werden darf. Das Aktionsbüro hilft gerne bei der Vorbereitung und Gründung einer lokalen jW-Initiative.

    Leserinnen und Leser der jungen Welt sind auch an diesem Samstag aktiv: In Graal-Müritz findet an der Strandpromenade das traditionelle Friedensfest statt, auf dem die junge Welt nicht fehlen darf. Und in Potsdam feiert Die Linke ihr Sommerfest – auch hier wird es einen jW-Stand geben. Solche Auftritte sind oft nur dank lokaler Hilfe zu meistern. Falls Infostände auch in Ihrer Region möglich sind: Das Aktionsbüro freut sich auf praktische Hinweise und Unterstützung.

    Nicht zuletzt wollen wir auch heute auf die Vorbereitung unserer großen Abokampagne hinweisen, die planmäßig am 29. September startet. Für die dann folgenden Aktionswochen suchen wir schon heute Leserinnen und Leser, die uns mitteilen, weshalb sie sich für ein jW-Abo entschieden haben.

    Aktionsbüro

    Hinweise darauf, wie Sie sich beteiligen können, finden Sie im Internet auf www.jungewelt.de/meinejungewelt

  • Dahin, wo es besser ist

    Giuseppe Favas Roman »Bevor sie Euch töten« examiniert die real ­existierende Dystopie des Kapitalismus im Sizilien der Nachkriegszeit
    Anselm Lenz
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    Einfach nur noch weg. Dahin, wo es besser ist. Das ist die Hoffnung der vier Banditen wider Willen, Paolo, Antonio, Lorenzo und Michele. Sizilien versinkt in der Gewalttätigkeit der Verhältnisse. Die vier wollen nach Venezuela, wo zumindest schon mal ein anderes Denken vorherrscht. Dort soll es auch Frauen geben, die von der Knute des Katholizismus befreit sind. Keiner der vier weiß, ob diese Reise jemals umsetzbar sein wird. Aber woran soll man sich festhalten, wenn ganz Sizilien von einem Kartell des Schweigens und der Gewalt regiert wird.

    Zunächst einmal sind es die Berge auf der Insel Sizilien, in denen sich die vier versteckt halten. Der Mussolini-Faschismus liegt am Boden, die deutschen Truppen sind geschlagen oder haben sich verschanzt. Amerikaner und Briten bombardieren die Insel in Grund und Boden. Drumherum laugen Großgrundbesitzer und Mafiaclans das Land aus und verfolgen Kommunisten. Streiks in der Schwefelindustrie und den Steinbrüchen auf der Insel werden mörderisch niedergeschlagen und verfolgt.

    Arbeiter und Bauern hauen sich auch noch gegenseitig die Rübe ein, weil sie auf der fruchtbaren Insel um die bloße Existenz zu konkurrieren haben. Die Bande der vier wird aus der Not der Verhältnisse und der Evidenz des Unrechts zu Untergrundkämpfern. Unter der oberflächlichen Herrschaft der wechselnden militärischen Okkupanten auf der Insel behalten Kapitalisten und Mafia die Kontrolle über die Inselbevölkerung. Das Regime der Omertà und – verallgemeinerbar – das Schweigen über Unrecht und Ungleichheit sind das Geheimnis des sizilianischen Kapitalismus. Dem sizilianischen Volk hat es bis heute die Sprache verschlagen.

    Gibt es denn Hoffnung? »›Jawohl, mein Herr!‹ antwortet Michele. ›Wenn ein Mensch von niemandem abhängig ist, das ist Würde! Wenn niemand ihn zwingen kann, in den Krieg zu ziehen, wenn er nicht einmal weiß, wofür, und man sagt ihm, es wäre für sein Vaterland oder den Glauben. Wenn er nicht gezwungen ist, aus Hunger zu stehlen oder zu töten, seine Freunde zu verraten und fortgesetzt nach einem Herrn zu suchen, der ihn besser bezahlt, bis sein Gewissen schlimmer stinkt als Scheiße. Wenn der Mensch frei und ohne Lüge leben kann: Das ist Würde!‹«

    Der Journalist und Dramatiker Guiseppe Fava hat den Kapitalismus in seinem Wesen nachgebildet. Die Insel Sizilien mit ihren riesigen, fast unbesiedelten Tälern im Inland, verschlossenen Käffern mit archaischen Strukturen, der antiken Geschichte und Architektur, den Handelsstädten an der Küste und einer Produktion, die auf totaler Ausbeutung basiert, geben die Elemente des Versuchslabors ab. Der Roman erschien 1976 auf Italienisch. Die kräftige, einleuchtende Sprache des Autors hat Peter O. Chotjewitz kongenial übersetzt.

    Unionsverlag Zürich, 354 Seiten, 14,95 Euro.

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  • Zwischen Ethik und Lifestyle

    Ein Krimi über »sämtliche Ernährungslügen der letzten Jahrzehnte«
    Georg Hoppe
    Allesfresser

    Hinni Rappküfer war Fernsehkoch und Spross einer »traditionsreichen Vegetarierfamilie«. Er hat allerdings die Seiten gewechselt und favorisierte zuletzt fleischreiche Kost. Den Veganismus bezeichnete er als »Kulmination sämtlicher Ernährungslügen der letzten Jahrzehnte«. Seine letzten bekannten Worte waren: »Bin entführt, Hinni Rapp«. Sie waren in ein Salatblatt geritzt, das als Flaschenpost an der Staustufe Poppenweiler aus dem Wasser gefischt worden war. Kurze Zeit später müssen Polizei, Staatsanwaltschaft und die Ermittlerin Lisa Nerz die unangenehme Erkenntnis akzeptieren, dass die Spanferkelstelze in Stuttgarter Biosupermärkten nicht das enthält, was auf dem Etikett steht. Sie müsste Hinni-Rappküfer-Stelze heißen …

    Lisa Nerz ist Journalistin und Ermittlerin in den Kriminalromanen von Christine Lehmann. In »Allesfresser« recherchiert sie zunächst im Internet. Veganismus im Spannungsfeld zwischen Ethik und Lifestyle, wissenschaftliche Fakten, zu denen jeweils eine wissenschaftlich begründete Widerlegung existiert – Lisa droht den Überblick zu verlieren. Ein Verdacht ergibt sich bei einer Bloggerin, die detailliert ein Menschenschlachthaus beschreibt. Um Genaueres zu erfahren, muss Lisa undercover in der politischen Veganerszene ermitteln.

    Es geht viel ums Essen in Lehmanns Buch, und sie tut alles, um dem Leser in die Suppe zu spucken. Widersprüche drücken sich in den Beschreibungen aus: Die duftende Entenbrust schwimmt in »blutroter Soße«. Leider bleibt das Mensch-Tier-Verhältnis ungeklärt. Die literarische Zerlegung von Menschen und Rehkitzen birgt ebensowenig eine Lösung wie moralische oder idealistische Ansätze. Mindestens aber sensibilisiert das Buch für das Thema.

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    Schön ist die Figur der Lisa, die ganz der Philosophie der Ariadne-Reihe entspricht. Sie ist streitlustig, derb und geht mit dem Kopf durch die Wand, sie ist »das Chaos«. Doch sie weist die Schuld selbstbewusst von sich. Alle haben sich in ihr getäuscht. »Ich hätte es auch gern flüssig und ruhig gehabt. Was konnte ich dafür, dass der ganze Konventionskram nie so recht auf mich passte?«

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  • Gerade halten!

    Für die Vorbereitung der jW-Herbstkampagne brauchen wir dringend Ihren Vorschlag!
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    »In meinem Beruf verhelfe ich Patienten zu einem sicheren Standpunkt und einer geraden Haltung. In meinen Kopf sorgt dafür täglich die junge Welt.« Claudia, 49 Jahre, Physiotherapeutin aus Berlin

    Bei Wahlen, auf der Straße, in Medien und Regierungsämtern: Überall gewinnen Rechte und Rassisten an Einfluss, während linke Kräfte kriminalisiert und zurückgedrängt werden. Es bedarf also dringend aktiver Gegenwehr! Die Antwort auf Trump, AfD und Erdogan kann nur sein, linke Kräfte zu mobilisieren. Ein wichtiger Ansatz dazu ist: Die junge Welt stärken!

    Schon heute ist für viele die junge Welt ein äußerst wichtiger Bezugspunkt. Nicht nur, weil mit dieser Zeitung das tägliche Geschehen von einem linken Standpunkt aus beschrieben und bewertet wird. Auch deshalb, weil diese Zeitung ein Beleg dafür ist, dass es nach wie vor starke linke Kräfte im Lande gibt. Und dass man selbst bei Gegenwind konsequent eine fortschrittliche Position beziehen kann, gerade wenn es um Venezuela, Syrien oder Russland geht. Auch der dramatische Abbau demokratischer und sozialer Rechte muss nicht hingenommen werden. Und man erfährt über das jW-Abo, dass man mit seinen Positionen nicht alleine steht. Viele Leserinnen und Leser unserer Zeitung sind der Meinung, dass der Bekanntheitsgrad der jungen Welt gesteigert werden müsse. Gemeinsam mit ihnen starten wir im Herbst deshalb eine große Abokampagne. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung!

    Und zwar nicht erst im Herbst, schon heute bitten wir Sie um Zuarbeit, damit wir ab Ende September auf unserer Aktionsseite wöchentlich eine Leserin oder einen Leser vorstellen können. Wie das aussehen wird, zeigen wir oben am Beispiel von Claudia aus Berlin. Schicken Sie uns also ein Foto, beschreiben Sie kurz, weshalb Sie die junge Welt abonniert haben, und nennen Sie uns Ihren Vornamen, Alter, Beruf und Ort. Meistens gibt es mehrere Argumente für ein Abo, greifen Sie eines heraus, das für Sie besonders wichtig ist, oder mit dem ein Lebensgefühl ausgedrückt wird. Wir wollen mit diesen Beispielen dann im letzten Quartal des Jahres im Rahmen unserer Aktion möglichst viele Menschen anregen, ebenfalls ein jW-Abo zu bestellen.

    Bitte schicken Sie Ihre Vorschläge per E-Mail an aktion@jungewelt.de. Für jeden Beitrag erhalten Sie ein kleines Dankeschön. Für Ihre Unterstützung bedanken wir uns schon heute!

    Aktionsbüro der jungen Welt

  • Solidarität wichtiger denn je

    An die Leserinnen und Leser der jungen Welt
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    Momentaufnahme während der Proteste gegen den G-20-Gipfel im Juli in Hamburg, festgehalten von Oren Ziv

    Liebe Leserinnen und Leser der jungen Welt, ich möchte Euch meinen tiefempfundenen Dank für die Solidarität und Unterstützung aussprechen, die Ihr gezeigt habt, nachdem ich im vergangenen Monat in Hamburg ausgeraubt worden bin. Am Tag der Eröffnung des »G-20-Gipfels« fotografierte ich Ausschreitungen im Schanzenviertel, als ein Mann, der nicht aus den Reihen der Demonstranten kam, mich angriff und meine Kameras an sich riss.

    Seit zwölf Jahren dokumentiere ich soziale und politische Ereignisse in Israel/Palästina, vor allem im Rahmen des Kollektivs »Activestills«, das ich 2005 mitgegründet habe. Es setzt sich aus palästinensischen, israelischen und internationalen Fotografen zusammen und berichtet über verschiedene Kämpfe in der Region. Ich bin sicher, Ihr könnt euch vorstellen, wie ich mich fühlte, als ich innerhalb eines Augenblicks mein gesamtes Equipment verlor. Dank Eurer Unterstützung kann ich mir nun neue Kameras und Objektive kaufen und meine Arbeit in Israel/Palästina sowie gelegentlich in anderen Regionen fortsetzen. In Zeiten wie diesen, in denen die meisten Journalisten sich als »Freie« durchschlagen müssen und viele Medien aus ökonomischen Gründen schließen, rührt mich Eure Solidarität besonders an. Heutzutage ist es wichtiger denn je, dass wir uns gegenseitig helfen. Ich möchte auch der phantastischen Belegschaft der jungen Welt für ihre Unterstützung danken.

    Vor zwei Wochen wurde mein Kollege Faiz Abu Rmeleh, Fotograf von »Activestills«, gewaltsam festgenommen, als er von einer Versammlung gegen die neuen israelischen Sicherheitsmaßnahmen vor den Toren der Altstadt Jerusalems berichtete. Andere Journalisten filmten seine Festnahme und versuchten ihm zu helfen. Das führte nach einigen Stunden zu seiner Freilassung. In der gegenwärtigen Situation hilft einzig regionale und weltweite Solidarität von Berufskollegen und Aktivisten dabei, dass wir unsere Arbeit fortsetzen können.

    Ich möchte Euch einladen, die Arbeit unseres Kollektivs auf unserer Website (activestills.org) oder in so­zialen Medien kennenzulernen.

    In Solidarität, Oren Ziv

  • Spendenaufruf erfolgreich

    Großartige Solidarität mit Oren Ziv!
    Redaktion und Verlag

    Vor zwei Wochen berichteten wir an dieser Stelle über den Angriff auf unseren Kollegen Oren Ziv Anfang Juli in Hamburg. Der aus Israel stammende Fotograf ist aktiv bei »Activestills«, einer Gruppe von Bildjournalisten aus verschiedenen Ländern, die politische und soziale Kämpfe in Israel und Palästina dokumentiert. In der Hansestadt arbeitete Oren im Rahmen unserer G-20-Berichterstattung im jW-Filmteam und versorgte u. a. unseren Blog mit Videos, die staatliche Gewaltexzesse gegen friedliche Demonstranten zeigten. Am Rande der Protestaktionen wurde er schließlich selbst zum Ziel eines bis heute nicht aufgeklärten Angriffs: Er wurde von einem Unbekannten niedergeschlagen und seines Equipments beraubt. Der Wiederbeschaffungswert der gestohlenen Kameras und Objektive beträgt rund 6.000 Euro.
    Der Spendenaufruf, den wir hier veröffentlichten, fand überwältigende Resonanz bei unserer Leserschaft: Bis zum Freitag gingen auf unserem Konto 7.355,26 Euro von 120 Personen ein. Ein ganz großes Dankeschön – natürlich auch im Namen von Oren Ziv – an alle Spenderinnen und Spender für dieses großartige Zeichen der Solidarität! Von ihr profitiert auch die Rote Hilfe, der wir nun die für die Fotoausrüstung nicht benötigten 1.355,26 Euro auf ihren G-20-Rechtshilfefonds überweisen können.

  • Sommerloch fällt aus

    Keine Atempause für das Aktionsbüro der jungen Welt. Hilfe kommt von aktiven Leserinnen und Lesern
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    Unterstützung von ihren Leserinnen und Lesern kann die junge Welt auch weiterhin gut gebrauchen – Verteilaktion während der XX. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz 2015

    Alle machen Urlaub – nur das Aktionsbüro und viele seiner Unterstützer müssen ranklotzen. Es ist die Zeit der Sommerfeste, und viele Organisatoren laden junge Welt oder Melodie & Rhythmus dazu ein bzw. wir uns bei ihnen. Aus eigener – personeller und finanzieller – Kraft könnte der Verlag 8. Mai das gar nicht bewältigen. Er benötigt die Mitwirkung von Leserinnen und Lesern. So entstand im Laufe der Jahre eine Symbiose: jW und M&R sind Gegenaufklärung und Gegenkultur; wer das erkannt hat, der setzt sich nach seinen Möglichkeiten für ihre Verbreitung ein, weil es zu seinem eigenen politischen Nutzen ist. Mit dieser Hilfe meistern wir sogar eine Ballung von Einsätzen wie die vom 25. und 26. August.

    Am 25. August fährt ein Melodie & Rhythmus-Unterstützerteam nach Jamel in der Nähe von Wismar zum »Festival für Demokratie und Toleranz – Rockt den Förster«. Über 1.200 Antifas folgen dem Aufruf von Birgit und Horst Lohmeyer, die zu den wenigen in dem »nationalsozialistischen Vorzeigedorf« (Neonazisprech) gehören, die sich dem braunen Druck dort widersetzen. Unser Team wird mit eigenem Stand das »Magazin für Gegenkultur« vorstellen.

    Eine weitere Gruppe Mitstreiter fährt am 26. August zum Friedensfest nach Graal-Müritz, direkt am Ostseestrand, um dort Einwohnern und Urlaubern jW und M&R anzubieten. Ebenfalls am 26. August sind wir mit Unterstützern aus Berlin beim Sommerfest der Partei Die Linke in Potsdam.

    Aber es gibt noch eine Lücke. Am 2. und 3. September wird in Österreich das Volksstimme-Fest gefeiert. Die Volksstimme ist das Organ der Kommunistischen Partei Österreichs. Wir sind eingeladen und suchen noch tatkräftige Hände aus der Gegend. Interessierte schreiben bitte an die E-Mail-Adresse: aktionsbuero@jungewelt.de oder rufen an: 030/53 63 55 50.

    Unterstützen ist gut, im Kollektiv etwas tun ist besser. Das haben nun jW-Leserinnen und -Leser aus Hannover erkannt: Am 23. August werden mit Ingo Höhmann, Leiter des Aktionsbüros, und Arnold Schölzel aus der Chefredaktion zwei Kollegen an der Gründung der Gruppe teilnehmen. Interessierte aus der Region finden sich bitte um 18 Uhr im Freizeitheim Linden, Windheimstraße 4 in 30451 Hannover, ein.

    Aktionsbüro

  • »Menschen, die sich gegen unrechtmäßiges Verhalten der Polizei wehren möchten, müssen die Möglichkeit haben, sich schnell und unbürokratisch zu beschweren. Hierfür braucht es Mechanismen zur unabhängigen Untersuchung und Strafermittlung.« Das hatte das Deutsche Institut für Menschenrechte bereits im Mai 2017 erklärt – in Voraussicht auf das, was der deutsche Polizeiapparat in Hamburg anlässlich des G20-Gipfels vorbereitete.

    Die Menschenrechtler erklärten, in Deutschland hätten erst drei Bundesländer – Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein – unabhängige Polizeibeschwerdestellen eingerichtet. In anderen europäischen Ländern sind sie jedoch seit Langem selbstverständlich. In der BRD müssen bei Anzeigen und Beschwerden gegenüber den Beamten, Polizisten gegen Polizisten ermitteln. In den seltensten Fällen kommt es zu einem seriösen Gerichtsverfahren.

    Das Deutsche Institut für Menschenrechte ist nach eigenen Angaben die unabhängige Nationale Menschenrechtsinstitution Deutschlands. Es ist gemäß den Pariser Prinzipien der Vereinten Nationen akkreditiert und legte eine aktuelle Studie zum Thema der BRD-Polizei mit Vergleichen zu unabhängigen Ombudsstellen vor, wie es sie etwa in Belgien, Dänemark und Schottland gibt. (jW)

  • Für den anderen Blick

    Das Wirken der jungen Welt hat Spuren im jW-Archiv hinterlassen. Aus ihnen wird nun eine Kunstsammlung aufgebaut
    Dietmar Koschmieder
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    Grafiken für die jW-Kunstsammlung: Maler Ronald Paris (4. v. l.) und Peter Michel (5. v. l.) am 19. Juli 2017 in den Räumen der Redaktion

    Die junge Welt ist ein Gesamtkunstwerk, dessen Kernstück die überregionale Tageszeitung ist. Es gehören aber auch weitere spannende Elemente dazu, wie die Kulturzeitschrift Melodie & Rhythmus, die jährlich stattfindende Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz, unsere Ladengalerie oder einzigartige Aktionsformen, mit denen jW-Gegenkultur bekanntgemacht wird.

    Neu in dieser Reihe ist die junge Welt-Kunstsammlung. Ihre Grundlage wurde in den 70er Jahren geschaffen: Um den Lesenden hochwertige Kunst zu erschwinglichen Preisen verfügbar zu machen, gab die Junge Welt signierte und numerierte Grafiken heraus. Ein Exemplar von jedem dieser Werke namhafter Künstler, darunter Willi Sitte, HAP Grieshaber oder Nuria Quevedo, sind nun Grundbestand der Sammlung. Hinzu kamen Werke des Berliner Malers Thomas J. Richter, von dem wir unter anderem das beeindruckende Ölgemälde »Für Carlo Giuliani« erworben haben. Die lebensgroße Rosa-Luxemburg-Skulptur des Bildhauers und Malers Rolf Biebl war ursprünglich für das Karl-Liebknecht-Haus gedacht, jetzt ist sie markanter Bezugspunkt auf der jW-Terrasse. Auch Originalabzüge von Negativen bekannter Fotografen gehören zur Sammlung, so von Roberto Chile, Jewgeni Chaldej oder Tina Modotti. Geerbt hat die junge Welt zudem den Nachlass des bekannten DDR-Fotografen Horst Glocke. Schon diese unvollständige Aufzählung zeigt, dass das langjährige Wirken der jungen Welt beeindruckende Spuren hinterlassen hat.

    Der nächste Schritt besteht nun darin, aus diesem Bestand eine Kunstsammlung zu entwickeln. Stichtag war der 19. Juli 2017, an diesem Tag wurde das Ölgemälde »Charons Boote im Mittelmeer« von Ronald Paris in den Verlagsräumen enthüllt (jW berichtete). Bei dieser Gelegenheit übergab der Kunsthistoriker und jW-Autor Peter Michel weitere interessante Werke: Die Gesellschaft zum Schutz für Bürgerrecht und Menschenwürde e.V. überließ der jungen Welt acht und Michel aus seinem persönlichen Besitz 14 Grafiken. Darunter auch eine des antifaschistischen Widerstandskämpfers und Malers Fritz Schulze, der 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde.

    Sammlung wie Zeitung stehen für den anderen Blick auf die Dinge: Kunst und Journalismus nicht als Ware zur Erzielung maximaler Profite oder zur Stabilisierung kapitalistischer Verhältnisse, die dies ermöglichen. Sondern als Mittel der Analyse und Kritik, um solche Verhältnisse zu ändern. Allen Künstlern und Spendern gilt unser herzlicher Dank!

  • Solidarität mit Oren

    junge Welt startet Spendenaufruf für israelischen jW-Fotografen
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    Aufgerüstet: Oren Ziv fotografierte in Hamburg auch die Wasserwerfer der Polizei

    Oren Ziv aus Israel ist Mitglied von »Activestills«, einer internationalen Gruppe von Fotografen, die politische und soziale Kämpfe in Israel und Palästina dokumentiert. Bei dieser Arbeit wurden alle Mitglieder der Gruppe schon verhaftet oder verletzt, berichtet Oren der Kulturzeitschrift Melodie und Rhythmus (Heft 2/2017). Bei den Protesten rund um den G-20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg arbeitete er im Filmteam der jungen Welt mit. Dabei konnte Oren die Gewaltexzesse nicht nur mit seiner Kamera verfolgen, sondern wurde selbst Opfer eines Überfalls. Ob die Polizei oder andere Fotografen die Szene wahrnahmen, ist unklar, jedenfalls griff niemand ein. Oren verstand die Aggression der männlichen Person zunächst als Aufforderung, gerade gemachte Bilder zu löschen. Doch sein Versuch, die Lage zu deeskalieren, indem er deutlich erkennbar die Bilder löschte, scheiterte. Wer niedergeschlagen und beraubt wird, erleidet nicht nur materiellen Schaden, zumindest aber den wollen wir ersetzen. Der Wiederbeschaffungswert der gestohlenen Profikameras und Objektive beträgt rund 6.000 Euro. Wir bitten deshalb unsere Leserinnen und Leser um Spenden.

    Oren Ziv sagt im Interview für Melodie und Rhythmus, dass das israelische Militär alle Journalisten, die nicht kooperieren, gleich schlecht behandele. Ähnliches konnte man auch in Hamburg beobachten. Dort war Oren gemeinsam mit Susann Witt-Stahl und Dror Dayan unterwegs, um neben Fotografien auch Filme für unseren jW-Blog »No G 20« zu produzieren. Schon im Vorfeld wurde gegen sie gehetzt: »Antisemitismus? Dann lasst euch nicht von Antisemit(inn)en wie Witt-Stahl und Dayan filmen!« wurde im sozialen Netzwerk gepostet. Auch wenn bis heute völlig unklar ist, wer für den Übergriff auf Oren verantwortlich ist: Wer solche Aufrufe startet, nimmt so was billigend in Kauf.

    Wir wollen, dass Oren wieder auf ein vollständiges Equipment für seine wichtige Arbeit zurückgreifen kann. Sein journalistisches Selbstverständnis deckt sich mit dem der jungen Welt: Er sieht sich nicht als neutraler Beobachter, sondern bezieht Position. Und trotzdem meint er: »Wir sind viel objektiver als jene Journalisten, die irgendwo in einem Büro hocken und einfach die Pressemitteilungen des israelischen Militärs nachplappern.« Das gilt wohl auch für die Situation während und nach dem G-20-Gipfel in Hamburg: Viele Journalisten funktionierten lediglich als Sprachrohr der Pressestellen von Polizei und Politik.

    Trotz massiver Beeinträchtigung hat unser G-20-Kollektiv eine hervorragende Arbeit abgeliefert, was noch heute auf unserem G-20-Blog nachvollzogen werden kann (www.jungewelt.de/g20">jungewelt.de/g20). In den nächsten 14 Tagen bitten wir die Leserinnen und Leser der jungen Welt um aktive Solidarität mit Oren Ziv. Jede Spende ist ein Zeichen dafür, dass wir Genossinnen und Genossen nicht im Regen stehen lassen.

    Verlag, Redaktion und Genossenschaft junge Welt

  • Verletzte Grundrechte

    Der martialische Auftritt der Polizei in Hamburg soll zeigen: Wer nicht spurt, wird repressiert
    Dietmar Koschmieder
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    Granatwerfer, Maschinenpistolen, Sturmgewehre gegen die eigene Bevölkerung

    Erst wurden über 10.000 gewaltbereite Demonstranten für den Gipfel in Hamburg prophezeit, dann etablierte die Polizei die Zahl 8.000. Am Ende schritten hochgerüstete Polizeieinheiten gegen 1.000 Demonstranten (Angaben der Polizei) bei der »Welcome to Hell«-Demo am Donnerstag am Hamburger Hafen ein, weil die sich angeblich nicht demaskieren wollten. Augenzeugen berichteten allerdings, dass es lediglich einige hundert waren. Wer aber steckt hinter so einer Vermummung? Linksautonome Aktivisten? Staatsbeamte mit Spezialauftrag? Faschos und Hools? Oder Kriminelle? Klar dürfte jedenfalls sein: Wenn Tausende von militärisch auftretenden und hochgerüsteten Staatsbeamten mit ihren Granatwerfern, Schnellfeuerwaffen und Maschinenpistolen demonstrativ tagelang gegen alle, die ihnen auf der Straße begegnen, äußerst aggressiv vorgehen, geht es nicht um ein paar hundert Vermummte. Wenn unter solchen Umständen Häuser gestürmt, Menschen die Knochen gebrochen, Brände gelegt und Straßenzüge verwüstet werden, ist da keinesfalls etwas »aus dem Ruder gelaufen«, wie manche mutmaßen: Hier sollen nicht nur »Gewaltbereite«, hier sollen alle Demonstranten, Passanten, aber auch gar nicht anwesende Kritiker des Staates eingeschüchtert werden. Mit erstaunlicher Klarheit haben das in diesen Tagen mehrere Polizeisprecher und Politiker kundgetan. »Grundrechte einzuschränken ist nun mal Teil der Aufgabe und schützt die Demokratie vor zu großem Individualismus«, postete etwa die Hamburger Gewerkschaft der Polizei über Twitter am Mittwoch. Dagegen nennt die Gewerkschaft Verdi die Ereignisse ein einziges »Festival der verletzten Grundrechte«.

    Medien können in einer bürgerlichen Demokratie eine wichtige, den Herrschenden durchaus unangenehme Rolle spielen. Offensichtlich deshalb hat man wohl auch sie ins Visier genommen. Journalisten unterschiedlicher Medien wurden von Beamten geschlagen, drangsaliert, in der Ausübung ihres Berufes massiv behindert. Eigentlich war auch das nicht nötig, die meisten Medien funktionierten als verlängerter Arm der Staatsmacht: Erklärungen der Polizei wurden ohne Gegenrecherche übernommen und gebetsmühlenartig wiederholt, schon im Vorfeld der Ereignisse. Als die Polizei meldete, dass sie gegen 1.000 vermummte Personen vorgegangen sei, wurde diese Zahl beispielsweise vom TV-Sender N24 brav gemeldet und auch dann noch ständig wiederholt, als ihr Reporter vor Ort aussagte, dass es deutlich weniger Personen gewesen seien.

    Mit dem martialischen Auftritt sollte wohl ein Zeichen gesetzt werden: Egal ob Linksautonomer, Journalist oder friedlicher Demonstrant: Wer nicht spurt, wird repressiert. Dabei treten komische Helfershelfer auf, wie die junge Welt erleben musste. Schon im Vorfeld der Protestaktivitäten gegen den G-20-Gipfel wurde die junge Welt inhaltlich angegriffen, weil G20 nicht G7 sei und man wegen der Teilnahme der Regierungen etwa aus Russland oder China gegen den Gipfel nicht protestieren dürfe. Trotzdem hat die junge Welt eine klare Haltung eingenommen, was unter anderem auch dazu führte, dass zwei im Vorfeld überprüfte und akkreditierte jW-Journalisten dann doch vom Gipfel ausgesperrt wurden. Antideutsche veröffentlichten Fahndungsbilder von zwei Journalisten unseres Filmteams mit der Aufforderung, »diesen Antisemiten keine Interviews zu geben«. Einer der so Angegriffenen kommt aus Israel, einem weiteren israelischen Kollegen aus dem jW-Team wurde die Fotoausrüstung geraubt, nachdem man ihn zu Boden geworfen und auf ihn eingeschlagen hatte. Und am Montag, als die Hetze gegen Linke die höchsten Wogen schlug, erdreistete sich die Redaktion der »Tagesthemen«, zur Illustration der vom Verfassungsschutz vermeldeten Zunahme der Zahl linksradikaler Aktivisten das Logo der jungen Welt im aktuellen Verfassungsschutzbericht einzublenden. Warum wohl?

    Natürlich geht es nicht in erster Linie gegen die junge Welt. An ihrem Beispiel soll nur statuiert werden, was geschieht, falls man es wagen sollte, bestehende Verhältnisse zu sehr zu kritisieren oder gar in Frage zu stellen und über Alternativen nachzudenken. Die Herrschenden haben viel weniger vor einer Zeitung Angst als davor, dass immer mehr Menschen ihre Wut über Ungerechtigkeit und Profitwahnsinn in Formen organisierten Widerstandes verwandeln. Dieses Szenario steht den Behörden offensichtlich vor Augen, wenn sie Polizei in paramilitärischer Formation und Hochrüstung auf Demonstranten und Presse, eigentlich auf die Bevölkerung insgesamt loslassen. An der Notwendigkeit anderer gesellschaftlicher Verhältnisse ohne Profitlogik und Ausbeutung ändert das allerdings nichts.

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    Zeitung in Bewegung: jW-Unterstützer am Freitag in Hamburg

    Kommt es darauf an, ist die »freiheitliche demokratische Grundordnung«, auf die sich die Mächtigen in diesem Land soviel zugute halten, das Papier nicht wert, auf der sie geschrieben steht. In dieser Woche war gleich bei zwei Anlässen zu beobachten, wie elementare Rechte bei Bedarf von der Staatsmacht handstreichartig außer Kraft gesetzt werden, wenn es gerade opportun erscheint.

    Am Dienstag stellte Bundesinnenminister Thomas de Maizière gemeinsam mit dem Chef des Inlandsgeheimdienstes, Georg Maaßen, in Berlin den Bundesverfassungsschutzbericht 2016 vor. Wie in den Jahren zuvor wurde junge Welt darin wieder mit einem besonderen Prädikat bedacht und als »das bedeutendste und auflagenstärkste Printmedium im Linksextremismus« angeführt. Viel Feind’, viel Ehr’, könnte man da meinen, irgend etwas müssen wir wohl richtig machen. Allerdings hat dieses Behördensiegel auch einen durchaus bedrohlichen Charakter: Gleichsam en passant wird die in Artikel 5 Grundgesetz garantierte Pressefreiheit mit dem vagen Hinweis darauf relativiert, dass »die jW für die Errichtung einer sozialistischen/kommunistischen Gesellschaft ein(tritt)« und »sich nicht ausdrücklich zur Gewaltfreiheit (bekennt).« Das darf man in Zeiten, in denen wie gerade in Hamburg eine enthemmte Staatsmacht sich an friedlichen Demonstranten austobt, wohl als Wink mit dem Zaunpfahl verstehen. Als Hinweis darauf, dass im Zweifelsfall noch andere Instrumente bereitliegen, um sich dieses unbequemen, unabhängigen und konsequent oppositionellen Blattes zu entledigen. Im Zweifelsfall? Möglicherweise, wenn die Reichweite von junge Welt weiter steigt. Denn als einzige Tageszeitung im deutschsprachigen Raum haben wir keine Einbrüche bei der Auflage zu verzeichnen, sondern kontinuierliche Zuwächse im Verkauf. Das dürfte etwas mit Inhalten zu tun haben.

    Bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes ließ es sich de ­Maizière nicht nehmen, mit Blick auf den G-20-Gipfel das Horrorszenario an die Wand zu malen, für dessen Realisierung seine Beamten am Freitag in der Hanse­stadt so schlagkräftig gesorgt haben. Auch in Hamburg wurden Grundrechte systematisch ausgehebelt, vom Recht auf Versammlungsfreiheit bis hin zu dem auf körperliche Unversehrtheit.

    Und auch hier kam die vielgerühmte Pressefreiheit immer wieder unter die Räder. So wurden akkreditierte jW-Journalisten vom offiziellen Medienzentrum beim G-20-Gipfel ausgeschlossen. Als Willi Effenberger und Björn Kietzmann, die jW mit Fotos von den Protesten gegen den Gipfel beliefern, am Freitag das Messegelände betraten, zogen Beamte des Bundeskriminalamtes ihre Akkreditierungspapiere ein. Mindestens drei weitere Pressevertreter, die ebenfalls für uns arbeiten, waren gleichfalls betroffen – eine drastische Einschränkung unserer Arbeitsbedingungen. Aber Hamburg ist ja nicht Moskau …

    Das alles hält uns nicht davon ab, weiterhin kritisch und basisnah zu berichten – und bei allem antikapitalistischen Engagement bürgerliche Freiheitsrechte gegen deren Gegner zu verteidigen. Wie bei früheren Protesten gegen Großveranstaltungen der Herrschenden – Stichwort Heiligendamm 2007, Stichwort Elmau 2015 – ist jW nicht nur mit Berichterstattern, sondern auch mit zahlreichen Unterstützern vor Ort, die die Zeitung mit großem Einsatz und ehrenamtlich unter die widerständigen Massen bringen. Vielleicht haben auch Sie ein Exemplar auf diesem Wege erhalten. Sind Sie neugierig geworden? Dann lernen Sie uns besser kennen – am Kiosk, im kostenlosen dreiwöchigen Probe- oder im dreimonatigen Aktionsabo. Wir schreiben täglich an gegen kapitalistische Globalisierung und Krieg. Auf einen heißen Sommer des Widerstands!

    Verlag, Redaktion und Genossenschaft

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