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Aus: Ausgabe vom 18.03.2024, Seite 8 / Ansichten

Streikbrecher des Tages: Bijan Djir-Sarai

Von Oliver Rast
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Lehnt sich weit aus dem Fenster, der Generalsekretär der Freien Demokraten (Berlin, 19.2.2024)

Das hat er sich verdient. Redlich. Der freidemokratische Secrétaire général Bijan Djir-Sarai, U50. Ein übles Zerrbild in Schriftform. Von mir, mit mieser Sonntagslaune.

Djir-Sarai, auch so einer, der seine Politkarriere durchkuratiert. Da stört selbst ein tiefer Knick, eine Degradierung nach akademisierter Schummelei nicht. Von 2008 bis 2011 war der Grevenbroicher Doktor betrieblicher Wissenschaften, promovierte über Ökotrends bei thermoplastischen Polymeren, besser bekannt als PVC. Aber nur interimsweise, dann hing ihm das Prädikat »ertappter Plagiateur« an. Und das als parteinah stiftungsgeförderter Begabter. Djir-Sarai, ein Placebo.

Gut, makellose Liberale sind rares Gut. Für den Posten des parteilichen Generalsekretärs indes reicht es allemal. Und getreu Rollenzwang muss ein solcher vor den Sekretär und rauf aufs Podest – general zum Generalangriff blasen. »Wir brauchen umfassende Reformen beim Streikrecht im Bereich der kritischen Infrastruktur«, tönt Djir-Sarai via Bild am Sonntag. Parat dafür hat er eine Art Instrumentenkasten neokonservativer Handlungsanleitungen: Schlichtungspflicht, Streikfristen, Verhandlungsführeraustausch. Und folgerichtig: »Auch müssen wir über eine generelle (sic!) Einschränkung des Streikrechts in sensiblen Bereichen sprechen.« Damit die Verhältnismäßigkeit gewahrt sei – und eine »maßlose Streikgier, wie wir sie erlebt haben, in Zukunft unterbunden bleibt«.

Man ahnt es: Die Attacke im Grundsatz auf grundgesetzlich garantierte Arbeitskampfmaßnahmen gilt GDL-Boss Claus Weselsky. Der habe das Land in Geiselhaft genommen; das ganze, monatelang. Schluss damit, ohne Denkverbote, fordert Djir-Sarai kess und keck. Und mutmaßlich bald auch ohne Praxisverbote. Arbeiterfeindlicher Streikbruch leicht gemacht. Der FDP-General will sich halt verdient machen.

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