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Aus: Ausgabe vom 28.03.2024, Seite 6 / Ausland
Konflikt im Maghreb

Krise beendet

Algier legt Streit mit Rabat um Botschaft bei
Von Jörg Tiedjen
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Nimmt erst mal Druck aus dem überhitzten Kessel: Algeriens Chefdiplomat Ahmed Attaf (Berlin, 22.6.2023)

Es soll also nichts weiter als der berühmte Sturm im Wasserglas gewesen sein. Am Dienstag erklärte der algerische Außenminister Ahmed Attaf, dass der jüngste Botschaftsstreit mit Marokko »beendet« sei, wie der Soir d’Algérie mitteilte. Ausgelöst worden war er am 13. März, als im marokkanischen Amtsblatt bekanntgegeben wurde, es sei ein Verfahren eingeleitet worden, die leerstehenden Gebäude der algerischen Vertretung in der marokkanischen Hauptstadt Rabat zu enteignen. Das benachbarte Außenamt des Königreichs habe nicht genügend Platz. Ein Gesetz von 1982 erlaube diesen Schritt.

Die Ankündigung wurde in Algerien als Provokation gebrandmarkt. Doch nach marokkanischer Darstellung war das bloße Polemik. Am 19. März berichtete die marokkanische Infoseite Yabiladi, dass die Notiz im Amtsblatt nicht vom Himmel gefallen sei. Vielmehr habe sich Rabat wegen der Übernahme seit 2022 im Gespräch mit Algier befunden. Auch wolle nicht allein Marokko algerische Räumlichkeiten übernehmen, sondern umgekehrt auch Algerien die leerstehende marokkanische Vertretung in Algier. Schließlich seien Botschaften nur dann rechtlich geschützt, wenn sie auch als solche genutzt würden. Offensichtlich hat ein entsprechendes Schreiben Rabats die Gegenseite nun besänftigt.

Algier hatte 2021 die Beziehungen zu Rabat abgebrochen und die Botschaft geräumt. Grund waren der Krieg Marokkos in der Westsahara, das Bündnis mit Israel, die Affäre um die Spionagesoftware »Pegasus« – und eine damalige Ansage des Königreichs, eine »unabhängige Kabylei« anerkennen zu wollen. Dafür gab es von algerischer Seite zuletzt eine Retourkutsche. Traditionell unterstützt Algerien bereits die Westsahara-Befreiungsfront Polisario, der von Rabat irreführenderweise »Separatismus« unterstellt wird. Anfang März aber wurde in Algier auch noch ein »Büro des Rif« eröffnet, an dem die Fahne der 1921 bis 1926 auf marokkanischem Territorium bestehenden Rif-Republik gehisst wurde – eine weitere Ungeheuerlichkeit für die Königstreuen in Rabat. Die Veröffentlichung im Amtsblatt kam kaum zufällig zehn Tage später.

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