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Aus: Ausgabe vom 18.06.2024, Seite 8 / Ansichten

Abwickler des Tages: McDonald’s

Von Felix Bartels
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Über allem liegt ein Nebel. Selbst die Kritik am real existierenden Kapitalismus wiederholt dessen strukturelle Lügen. Zweieinhalb Jahrzehnte lang zum Beispiel wurde über Gentrifizierung geredet, als gehe es dabei um Schwaben, die die Metropole zu ihrem Hinterwald machen, oder um Schrippen, die nun Wecken heißen müssen. Dass da ein Akt der Verdrängung armer Schichten durch reichere, gleich welcher Herkunft, vonstatten geht, musste, obgleich jedem bewusst, immer wieder erinnert werden. Entsprechend verhält es sich beim neuesten heißen Scheiß, der KI. Man redet über Sprachmodelle, Lernfähigkeit, Effektivität, wo im Einsparen von Arbeitslohn der eigentliche Effekt und Antrieb liegt.

Ein Konzern wie McDonald’s macht da keine Ausnahme. Das Unternehmen vermeldete am Wochenende, seinen vor zwei Jahren an etwa 100 Filialen in den USA gestarteten Testlauf KI-gestützter Technik für Speisebestellung zu beenden, Ziel sei, die neue Art des Orderns flächendeckend zu etablieren. Natürlich geht auch hier die Rede von Tempo, Komfort und Effektivität. Natürlich beschweigt man auch hier den eigentlichen Zweck der Sache, das Streichen von Arbeitsstellen.

Seit der erste Mensch einem anderen was angedreht hat, arbeitet das damit in Gang gesetzte Verhältnis der Warenproduktion daran, den Menschen aus dieser Mensch-zu-Mensch-Gleichung zu entfernen. Das gelang naturgemäß auf der Seite der Produktion besser als auf der der Konsumption. Charlie Chaplins lustige Idee einer Essmaschine, die auch den Akt des Konsumierens industrialisiert, war, so absurd sie war, so absurd dann auch wieder nicht. Absurder als die beständige Tendenz kapitalistischer Dynamik, den eigenen Beweggrund zu liquidieren, keinesfalls. Man lacht über »Modern Times«, weil diese Dystopie zugleich nie wirklich werden kann und längst schon wirklich geworden ist.

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  • Leserbrief von Mario Primavesi aus Oldenburg (20. Juni 2024 um 10:09 Uhr)
    Sehr geehrter Herr Bartels,
    hervorragend! Sie treffen durch den Nebel, die Diffusion (Figur-Grund-Zerfließen), das Schillern (ist der Kern da oder da oder da?), die Dopplung (wie der Colt ziehende Elvis bei Warhol) hindurch genau den Punkt des Angriffs auf »den Menschen«. Dadurch erst können Sie sich und uns überhaupt auch wehren … und müssen nicht mit nach Stellvertreter:innen(themen) greifen. Treffsichere Kritik(en), Glückwunsch! So wird nebeL wieder zu Leben und das kann dann auch wieder gefeiert werden. In Klarheit kann mensch auch wieder miteinander tanzen.

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