Sommer, Sonne, Hitzetod
Von Felix BartelsSeit Beginn der Aufzeichnungen. Wie sehr man sich bereits gewöhnt hat an diese Phrase. Klimarekorde purzeln im Jahrestakt. Das Höher-schneller-weiter einer vom Kapital regierten Erdkugel kennt viele Währungen, auch das Äquivalent beständig steigender Temperaturen. Gespräche übers Wetter sind heute kein Synonym für Small Talk mehr, man kann nicht »Wetter« sagen, ohne »Klima« zu denken. In Mexiko-Stadt war am 25. Mai ein weiterer dieser Turnusrekorde verzeichnet worden. 34,7 Grad Celsius wurden gemessen, der höchste Wert dort seit Beginn der Aufzeichnungen. In anderen Teilen Mexikos maß man bis zu 43 Grad. Eine Hitzewelle regiert die Region.
Am Donnerstag teilte das Gesundheitsministerium des Landes mit, dass von Mitte März an 155 Menschen hitzebedingt gestorben seien. Allein zwischen dem 13. und 18. Juni gab es 30 Todesfälle. Der Bundesstaat Veracruz hat nach Angaben des Ministeriums mit 56 die höchste Opferzahl, ihm folgen Tabasco mit 18 und Tamaulipas mit 17 Toten.
Auch in anderen Teilen der Welt passiert derzeit – und die eigentlichen Sommermonate kommen noch – ähnliches. Griechenland und Italien haben die erste starke Hitzewelle erlebt. Über Saudi-Arabien sind derweil kaum zu fassende Berichte im Umlauf. Das ägyptische Außenministerium gab am Donnerstag bekannt, mehrere Teams nach Mekka entsandt zu haben. Es geht dabei um die Aufklärung von Vermisstenfällen im Zusammenhang mit der am vergangenen Freitag begonnenen alljährlichen Pilgerfahrt. Bei Temperaturen um die 50 Grad in Mekka soll es zahlreiche Tote gegeben haben. Genauer wurde das Ministerium nicht. Der Nachrichtenagentur dpa zufolge geht es um etwa 300 Menschen, allein aus Ägypten. AFP will, sich berufend auf Angaben von Diplomaten, insgesamt 900 Tote aus verschiedenen Ländern zusammengezählt haben.
Bekanntlich ereignen sich solche Peaks im Rahmen des globalen Klimawandels, der einerseits an objektiv steigenden Temperaturen kenntlich ist und andererseits an der Destabilisierung von Geosystemen. Es wird, mit anderen Worten, nicht allein heißer, die Schwankungen nehmen zu wie auch die Extremzustände, Dürren und starker Niederschlag durchbrechen einander, was große Auswirkungen auf Landwirtschaft, Natur und Lebensbedingungen der Menschen hat. Der blanke Anstieg von Durchschnittstemperaturen scheint messbar tödlich. Der Forschungsgruppe World Weather Attribution (WWA) zufolge ist die Wahrscheinlichkeit tödlicher Hitzewellen, wie sie in den letzten Wochen vor allem auf den amerikanischen Kontinenten präsent waren, aufgrund der Bedingungen des Klimawandels 35mal größer geworden. Das geht aus einer Studie hervor, die die Gruppe am Donnerstag vorstellte. »Wir kennen wahrscheinlich nicht das ganze Ausmaß hitzebedingter Todesfälle, da sie normalerweise nur Monate später bestätigt und gemeldet werden, wenn überhaupt«, erklärte die WWA. Der Studie liegen klimawissenschaftliche Methoden zugrunde, die die oft weitläufig vermittelten Zusammenhänge zwischen spezifischen Extremereignissen und dem globalen Klimawandel verifizierbar machen.
Gewiss hat es Hitzewellen schon immer gegeben. Dass sie in Anzahl und Stärke zunehmen, kann indessen nicht bestritten werden. Seit Jahrzehnten geläufige Erkenntnisse um den Treibhauseffekt gewähren dabei griffige Erklärungen des Wandels. Dieses Jahr war das bislang heißeste – seit Beginn der Aufzeichnungen.
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Historisch gesehen hat die Menschheit Klimawandel immer durch Anpassung und Wanderung bewältigt. Unsere Vorfahren mussten sich ständig verändernden Umweltbedingungen stellen, und ihre Reaktionen darauf haben oft den Unterschied zwischen Überleben und Untergang ausgemacht. Diese Anpassungsstrategien könnten auch heute wertvolle Lektionen für uns bereithalten.
In früheren Zeiten haben Menschen ihre Lebensweisen an die klimatischen Bedingungen angepasst. Dies könnte heute bedeuten, dass wir unsere Gebäude und Städte so gestalten, dass sie extremen Wetterbedingungen besser standhalten. Natürliche Kühltechniken, verbesserte Dämmungen und die Nutzung erneuerbarer Energien könnten dabei helfen, die Auswirkungen extremer Temperaturen zu mildern.
Die Anpassung der Landwirtschaft an veränderte Klimabedingungen ist ebenfalls entscheidend. In der Vergangenheit haben Menschen neue Anbaumethoden und widerstandsfähigere Pflanzenarten entwickelt, um ihre Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Moderne Technologien wie präzise Bewässerungssysteme und angepasste, veränderte Nutzpflanzen könnten dazu beitragen, die Nahrungsmittelproduktion unter extremen Wetterbedingungen aufrechtzuerhalten.
Historisch gesehen sind Menschen oft in kühlere oder fruchtbarere Regionen ausgewandert, wenn die Bedingungen unerträglich wurden. Heute könnte dies bedeuten, dass wir Migration als eine legitime und notwendige Reaktion auf Klimawandel betrachten. Internationale Kooperation und Unterstützung könnten sicherstellen, dass Menschen, die gezwungen sind, ihre Heimat aufgrund von Klimawandel zu verlassen, in neuen Gebieten ein sicheres und produktives Leben führen können.
Es ist verständlich, dass die Berichte über Hitzetote und extreme Wetterbedingungen beunruhigend sind. Doch anstatt nur Angst zu schüren, sollten wir uns auf Lösungen konzentrieren. Eine Welt, in der mehrere Milliarden Menschen in klimatisierten Wohnungen leben, ist keine nachhaltige Lösung. Vielmehr müssen wir auf eine Kombination aus technologischen Innovationen, sozialer Anpassung und internationaler Zusammenarbeit setzen, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.
Weder die Erde hat ein Anrecht auf ein stabiles Klima, noch dürfen wir erwarten, dass das Klima stabil bleibt. Doch durch Anpassung und Innovation müssen wir Wege finden, um mit den neuen Bedingungen umzugehen und sicherzustellen, dass auch künftige Generationen auf diesem Planeten gedeihen können.