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Aus: Ausgabe vom 02.07.2024, Seite 8 / Ansichten

Bielefelder des Tages: VW-Manager

Von Arnold Schölzel
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Vor 18 Jahren reimte der 2019 verstorbene Dichter Wiglaf Droste: »Nicht abgeholt, obwohl bestellt: / Dies Gefühl heißt Bielefeld.« Droste war Fachmann, weil aus der Gegend. Jetzt ist die Bielefeld-Regung in Wolfsburg angekommen, denn VW hustet und das Land hat Bronchitis. Jedenfalls, so Bild, zeigte die VW-Chefetage Ende 2023 den etwa 200 Einkommensmillionären ihres sogenannten Topmanagements an, dass sie wegen »Sparens« als Zweit- oder Drittdienstwagen keinen Porsche mehr erhalten. Gilt nur nicht für Hyperbosse bei Porsche und im Gesamtkonzern.

jW-Redakteure kennen den fressenden Sozialneid, der solchen Spalt­axtschlägen folgt: Seitdem sie nicht mehr in Limousinen mit Fahrern zur Redaktion schweben, müssen sie Radfahren oder sich in U-Bahnen drängen. Verständlich also, dass laut Bild einige der VW-Entprivilegierten zum Kadi in Braunschweig liefen und Geld zurückfordern.

Das aber ist ein Skandal. Denn geht es mit der Umsatzrendite weiter so runter wie bisher – 2023: Toyota 11,9 Prozent, Stellantis (Citroën, Chrysler, Fiat, Opel etc.) 11,8 Prozent, Renault 7,9, VW 4,1 – droht die Verarmung der Milliardärsfamilien Piëch und Porsche, den Mehrheitsbesitzern der VW-Anteile. Der Porsche-Entzug ist angesichts von lächerlichen 16,3 Milliarden US-Dollar Gewinn 2023 blanke Notwehr. Außerdem ist für soziale Gerechtigkeit gesorgt: Am 25. Juni meldete der Spiegel, dass VW 430 dual Studierenden in der Prüfungszeit zu deren Entsetzen angekündigt hat, sie sollten nach Abschluss ans Band statt ins Büro. Wegen »Sparens«. Und es kommt noch dicker: Ab Oktober wird über den VW-Haustarifvertrag verhandelt. Die IG Metall fordert sieben Prozent mehr Lohn, die Autoschmiede will die Gehälter in der Entgelttabelle um zehn Prozent zusammenstreichen. Jeder VWler soll sich endlich mal nicht abgeholt fühlen.

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  • Leserbrief von Peter Balluff aus Vöhl (2. Juli 2024 um 18:13 Uhr)
    Es muss nicht immer ein Porsche sein, ich bin mit meinem Audi R 8 vollkommen zufrieden. Und dass die »Dualer« nach ihrem Abschluss ans Band sollen, ist doch nicht mehr als sinnvoll. Bekommen sie einen »Bürojob« sind sie nach vier Wochen im Homeoffice verschwunden und werden bis zum Rentenbezug nicht mehr gesehen, außer vielleicht alle vier Wochen mal in der Kantine der Verwaltung, wenn »Currywurst«, das Kraftfutter für den Arbeiter, auf dem Speiseplan steht. Selbst die IG Metall wird das begrüßen, denn ist es nicht einfacher, Mitglieder am Band zu werben, als in deren Zuhause in der Hängematte? Also, nicht alle Entscheidungen von Vorständen müssen kritisiert werden.

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