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Aus: Ausgabe vom 03.07.2024, Seite 1 / Titel
Waffengeschäfte

Duell der Aktionäre

Hauptversammlung des Waffenherstellers Heckler & Koch abgebrochen. Kritische Aktionäre und Kriegsgegner machen auf »blutige Geschäfte« aufmerksam
Von Kristian Stemmler
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Der Showdown auf offener Bühne blieb in Rottweil aus. Das tödliche Geschäft mit Handfeuerwaffen bleibt lukrativ

Beim Geschäft mit dem Tod geht es, wie in anderen Gewerben auch, um Geld. Und also nicht ohne Zank und Streit. Die Hauptversammlung des Waffenherstellers Heckler & Koch (H & K) im baden-württembergischen Rottweil ist am Dienstag vormittag überraschend abgebrochen worden. Geschossen wurde nicht, aber mit harten Bandagen gekämpft. Schließlich gibt es, in Kriegszeiten zumal, einen größer werdenden Kuchen zu verteilen – H & K stattet die Bundeswehr demnächst mit neuen Sturmgewehren aus.

Vorher muss noch geklärt werden, wer wirklich das Sagen hat. Der Anwalt von Andreas Heeschen, Großaktionär und zeitweiliger Chef der Firma, hat am Dienstag feststellen lassen, dass die Versammlung nicht beschlussfähig ist. Die notwendige Anwesenheit von mehr als 50 Prozent des Grundkapitals war nicht erreicht. Seit 2019 läuft eine Auseinandersetzung zwischen Heeschen und der Luxemburger Finanzholding CDE um ein Aktienpaket, das für fast 40 Prozent des Grundkapitals steht.

Gegner des größten deutschen Herstellers von Handfeuerwaffen zeigten sich von den Kapriolen unbeeindruckt. »Das ändert ja nichts an der Wichtigkeit unseres Protestes, gerade in kriegsaffinen Zeiten wie diesen«, erklärte Markus Dufner vom Dachverband »Kritische Aktionärinnen und Aktionäre« am Dienstag im Gespräch mit junge Welt. Am Morgen hatten Personen aus dem »Bündnis der Kritischen Aktionär*innen Heckler & Koch« unweit des Veranstaltungsortes gegen die »blutigen Geschäfte« der Firma protestiert. Sie machten einmal mehr darauf aufmerksam, dass mit Pistolen und Gewehren von Heckler & Koch weltweit Hunderttausende Menschen getötet und verletzt worden sind.

Dufner kritisierte gegenüber jW den Expansionskurs der Firma. Vor dem Hintergrund der »Zeitenwende« werde die Produktion ausgeweitet. Derzeit plane die Oberndorfer Waffenschmiede die Erweiterung der Produktpalette auf Sturm- und Maschinengewehre für Kaliber des ehemaligen Warschauer Vertrages. Die Firmenleitung sei »stolz darauf, dass Politiker inzwischen keinen Bogen mehr um das lange Zeit umstrittenste deutsche Unternehmen machen«, dessen Produkte in Kriegs- und Krisengebieten auftauchen.

In zwei Anträgen hatten die kritischen Aktionäre ihre Sichtweise in die Hauptversammlung eingebracht. Darin wird unter anderem darauf verwiesen, dass Kindersoldaten in aktuellen und ehemaligen Krisen- und Kriegsgebieten – wie etwa in Uganda, Sierra Leone, Kolumbien und dem Irak – mit Gewehren von Heckler & Koch, zum Beispiel dem Gewehr G 3, schießen oder geschossen haben. Viele von ihnen seien durch Kleinwaffen von H & K verletzt oder getötet worden.

Jürgen Grässlin, Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) und Vorsitzender des Rüstungsinformationsbüros (RIB), schätzte die Zahl der durch H-&-K-Schusswaffen getöteten Menschen gegenüber jW auf weit über zwei Millionen. Die Zahl der verstümmelten, verkrüppelten oder traumatisierten Menschen liege bei fünf bis sechs Millionen.

Für die Aktionäre des Unternehmens dürften solche Bilanzen indes kaum ins Gewicht fallen. Sie können sich über das »zweitbeste Ergebnis der Firmengeschichte« freuen, wie es in einer Pressemitteilung der Firma hieß. Der Umsatz erreichte demnach gut 300 Millionen Euro, der Nettogewinn lag bei 28,7 Millionen Euro. Im ersten Quartal 2024 sackte der Nettogewinn allerdings von zehn Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 2,4 Millionen Euro ab. Die Firma begründete das mit »Umsatz- und Gewinneffekten« außerhalb des Quartals.

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