75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Dienstag, 17. September 2024, Nr. 217
Die junge Welt wird von 2939 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €

Für Israel gibt es keine Grenzen

Von Mumia Abu-Jamal
Mumia_Logo.png

Viele von uns kennen, wenn auch nur flüchtig, das furchtbare Schicksal der Palästinenser, eines Volkes, das seit fast einem Jahrhundert unter der Besatzung und Unterdrückung durch den zionistischen Siedlerstaat Israel leidet. Daher wissen wir, dass Zehntausende von ihnen durch die israelischen Luftangriffe, durch Bomben und Kugeln getötet wurden. Die in Medienberichten genannte Zahl von etwa 40.000 Männern, Frauen und Kindern, die bislang Opfer dieses Krieges wurden, ist vermutlich eine extreme Untertreibung und wird daher angezweifelt.

Und was ist mit Israel los? Seit dem Angriff der Hamas (und weiterer Widerstandsorganisationen; jW) am 7. Oktober 2023 ist Israel im wahrsten Sinne des Wortes irrsinnig geworden. Es führt einen Krieg gegen das palästinensische Volk, die Zivilbevölkerung, tötet und foltert völlig ungestraft.

Es heißt, dass Krieg keine Grenzen kennt, und hier sehen wir die Wahrheit dieses Axioms. Für Israel gibt es keine Grenzen. Für Israel gibt es keine »roten Linien«. Alle Kriege sind ein Abstieg in die Hölle, dieser Krieg ist ein Abstieg in den nackten Wahnsinn.

Die Palästinenser wurden in Militärgefängnisse gebracht, wo sie systematisch gefoltert wurden. Sie wurden geschlagen, ihnen wurden Knochen gebrochen, sie wurden so eng gefesselt, dass ihnen Gliedmaßen amputiert werden mussten, und auf dem Militärstützpunkt Sde Teiman wurden sie von israelischen Soldaten vergewaltigt. Gruppenvergewaltigung von Männern durch Soldaten! Als mehrere Soldaten wegen ihrer Verbrechen verhaftet wurden, griff ein rechter Mob die verhaftenden Soldaten an, und unterstützte die Vergewaltiger. Amtierende Minister der rechten israelischen Regierung haben diese vergewaltigenden Soldaten für ihre Taten in Sde Teiman tatsächlich als »Helden« bezeichnet.

Vor einigen Wochen entschied der Internationale Gerichtshof in Den Haag, dass Israel mit seiner jahrzehntelangen Besetzung der palästinensischen Gebiete gegen die internationalen Menschenrechtsbestimmungen verstößt. Seit Jahrzehnten! Und dass der Staat Israel Reparationen an die Palästinenser zahlen und sich aus den besetzten Gebieten zurückziehen muss. Israelische Regierungsbeamte wie Premierminister Benjamin Netanjahu haben das Urteil als »parteiisch« angeprangert. Dieselbe Regierung übrigens, die für sich ein Recht auf Vergewaltigung in Anspruch nimmt.

Übersetzung: Jürgen Heiser

Wie Mumia Abu-Jamals Kritik an Israel, so reißen in den USA auch die Massenproteste gegen das Morden in Gaza und dem Westjordanland nicht ab. So fand am 19. August – zur Eröffnung viertägigen Parteitags der US-Demokraten, der nach vier Tagen am Donnerstag zu Ende gegangene ist – mit dem »March on the DNC 2024« die stärkste von zahlreichen Demonstrationen und Kundgebungen in Chicago statt. Laut Workers World (WW) nahmen daran rund 17.000 Menschen teil. Der Protestmarsch erhob zwar öffentlich eine breite Liste von Forderungen gegen die Regierungspolitik der Demokraten, er war indes laut WW als »Marsch für Palästina« konzipiert. Es sei offensichtlich gewesen, »dass das Bestreben, den Völkermord in Gaza zu stoppen, für viele hier das zentrale Thema war«. Auf Transparenten, Plakaten und in Sprechchören wurden sowohl der noch amtierende US-Präsident Joseph Biden (»Genocide Joe«) und Vizepräsidentin Kamala Harris als auch der ehemalige Präsident Donald Trump für ihre uneingeschränkte Unterstützung des zionistischen Apartheidstaats Israel verurteilt. Und während palästinensiche Stimmen keine Gelegenheit erhielten, auf dem Parteitag zu sprechen, gelang es einem Palästina-Aktivisten, bei einer Willkommensfeier für Delegierte auf die Bühne zu springen. Wie die Plattform Peoples Dispatch vergangenen Dienstag meldete, schaffte er es, ins Mikrofon zu rufen: »Sie finanzieren einen Völkermord! Die Harris-Biden-Regierung pumpt weiterhin Geld nach Israel«, bevor er von Einsatzkräften weggezerrt wurde. (jh)

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Ähnliche:

Mehr aus: Ausland