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Aus: Ausgabe vom 05.09.2024, Seite 1 / Inland
Kein Inflationsausgleich

Heil verkündet Nullrunde beim Bürgergeld

Trotz weiter steigender Preise werden Regelsätze 2025 nicht angepasst. Kritik von Sozialverbänden
Von Susanne Knütter
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Wovor Sozialverbände, Gewerkschaften und Beratungsstellen im Juni warnten, steht nun fest. Im nächsten Jahr soll es beim Bürgergeld eine Nullrunde geben. Das sagte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Mittwoch in der Sendung »Frühstart« von RTL und N-TV und begründete das mit einer »kräftig gesunkenen« Teuerungsrate. Die lag im August bei etwa zwei Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damals betrug die Inflation mehr als sechs Prozent. Das heißt, die Preise steigen weiter, wenn auch nicht mehr so stark.

Aus Sicht des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) lässt die Maßnahme den Einblick in die Lebensrealitäten der Betroffenen vermissen. »Armut gehört für viele Menschen in Deutschland zum Alltag. Dass nach Jahren der Krise und auf hohem Niveau verharrenden Preisen für Dinge des täglichen Bedarfs nun eine Nullrunde droht, liegt an der geltenden Berechnungsformel für die Regelbedarfe«, bemängelte die SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier. Die ziele darauf ab, die Höhe des Regelbedarfs herunterzurechnen und nicht den tatsächlichen Bedarf zu ermitteln.

Dieses Grundproblem ist auch nach der Bürgergeldreform geblieben. Allerdings sollte eine neue Berechnungsmethode Preissteigerungen besser berücksichtigen. Das führte in den Jahren 2023 und 2024 zu höheren Regelsätzen, Alleinstehende bekamen im vergangenen Jahr etwa 61 Euro mehr im Monat. »Die neue Berechnungsmethode wird 2025 für Bürgergeldberechtigte jedoch aufgrund eines Konstruktionsfehlers zum Nachteil«, kritisierten die Verbände bereits vor Monaten. Denn Grundlage der Berechnung für das bevorstehende Jahr ist nicht der aktuelle Regelsatz von 563 Euro, sondern ein »fiktiver Rechenwert in Höhe von 512 Euro«, der sich nach der alten Fortschreibung für 2024 ergeben hätte. Ausgehend von diesem Wert würde erst ab einer Anpassung von etwa zehn Prozent der aktuelle Regelbedarf erreicht. Eine derartige Größenordnung ist angesichts der Inflationsentwicklung nicht zu erwarten. Das Resultat: Es gibt überhaupt keine Erhöhung des Bürgergeldes.

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  • Leserbrief von Peter Groß aus Bodenseekreis (9. September 2024 um 09:18 Uhr)
    Wie wäre es mit Nullrunden bei Lobbyisten, Provisionszahlungen an Verwandte oder Bekannte von Politikern in Millionenhöhe, Korruption, Vorteilsnahme. Mein Kommentar im »Gästebuch« des Presse|club zum Thema: »Vertrauen verspielt: Ist die Ampel am Ende?« scheiterte an der deren Nettikette. Er lautete so: »Die Republik ist belastet durch Skandale seit den Anfangsjahren. Von Franz J. Strauß (Starfighter, Wienerwaldpromotion, Spiegelaffäre). Über ganze Serien von Bauskandalen: Steglitzer Kreisel, Neue Heimat (besonders die Treuhand ist im Osten Deutschlands in Erinnerung), Corona, Cum-Ex, bis aktuell Benko oder Philipp Amthor (CDU) in Brandenburg mit der Augustus-Intelligenz-Affäre. Es folgte ein Link auf tagesschau.de. Meine Frage: «Was tun Parteien um das Vertrauen ihrer Wählerschaft wiederzuerlangen, die insgesamt, bisher in den unterschiedlichsten Bündnissen augenscheinlich kein effektives Kontroll- und Rechtssystem zustande bringen. Das Korruption und Vorteilsnahme, dieses »Eine-Hand-wäscht-die andere-Prinzip«, effektiv ahndet und Politiker zwingt das Versprechen »Schaden vom Deutschen Volk abzuwenden«, kraftvoll und effektiv unterstützt? Für mich ein wichtiger Hinweis, warum keiner die Ampel oder (Not) CDU/CSU haben will. Beim Presseclub mag man jedenfalls nicht an Skandale erinnert werden. Das Ergebnis: Kommentar 25: Peter Groß schreibt am 08.09.2024, 09:09 Uhr: Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. Einträge, die Links zu Homepages und E-Mail-Adressen beinhalten, werden nicht freigegeben. (die Redaktion). Nachbemerkung: Der ehemalige Steglitzer »Kreiselretter« Gröner, geriet erneut in Schwierigkeiten, wie Kontext Wochenzeitung berichtete. In Karlsruhe.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (5. September 2024 um 14:36 Uhr)
    Hubertus Heil hat die für ihn gewiss unangenehme Aufgabe bekommen, der Öffentlichkeit mitzuteilen, dass zwei Sachen nicht zusammenpassen: Die Rüstungsindustrie ordentlich zu füttern und gleichzeitig die Armen anständig zu speisen. Es war abzusehen, dass die Militärs unersättlich sind. Da bleibt eben nur übrig, den Sozialbereich und die Allgemeinheit im Lande mit billigen Ausreden abzuspeisen. Mit solchen wie »Die Inflation hat’s so nie gegeben«. Oder ähnlichen.
  • Leserbrief von René Osselmann aus Magdeburg (5. September 2024 um 12:13 Uhr)
    Trotz steigenden Preisen und das nicht nur bei Waren des täglichen Bedarfs hält der Bundesarbeitsminister Herr Heil (SPD) an einer Nullrunde beim Bürgergeld fest, na ja, er hat dabei natürlich gut reden, denn ihn selbst betrifft es ja nicht. Was das am Ende mit einer ausgewogenen Sozialpolitik zu tun hat, ist dabei ziemlich fraglich! Mit der Nullrunde beim Bürgergeld sind aber nicht nur die vielen Bürgergeld-Empfänger betroffen, sondern auch Menschen, die nur Grundsicherung bekommen, und es sind auch viele Menschen davon betroffen, die das Bürgergeld als Aufstocker zu ihrem Lohn beziehen, und auch diese Menschen haben dadurch massive finanzielle Nachteile, letztendlich ist es so das für all diese Menschen eine Teilhabe am kulturellen Leben kaum noch möglich ist!
  • Leserbrief von Halama M. (5. September 2024 um 09:16 Uhr)
    Das ist die Stunde der Sozialpartnerschaft, so H. Heil zum Konflikt bei VW. Sozialpartnerschaft mit Bürgergeldempfängern geht wohl nicht? Irgend etwas stimmt mit dieser Ideologie nicht.

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