Gute Kinderstube
Von René Lau
In der neuen Saison geht es in andere Städte und Stadien, da der Herzensverein gegebenenfalls auf- oder abgestiegen ist und neue Vereine die eigene Liga bevölkern. Dass man Gäste gut behandeln soll, haben uns (hoffentlich) unsere Eltern beigebracht. Man ist freundlich zu ihnen. Gastfreundschaft ist ein anderes Wort dafür.
Doch als Fußballfan stellt man bisweilen fest, dass manche Städte, Vereine, mithin die Polizei vor Ort es mit der Gastfreundschaft nicht so genau nehmen: Oft will man gar keine Gästefans vor Ort haben, und wenn sie dann doch einmal da sind, behandelt man sie wie Aussätzige oder Freiwild. Einen Bummel durch die Stadt zu machen, mit Freunden auf dem Weg zum Stadion ein Bier zu trinken, ist beinahe unmöglich, weil Team Blau meint, die Freiheitsrechte von Fans bereits vor dem Spiel einschränken zu müssen. Auch Innenpolitiker beschneiden liebend gern die Rechte von Gästefans. Zum Beispiel die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD), die meinte, beim Derby zwischen Braunschweig und Hannover die Anzahl von Gästefans limitieren zu müssen. Oder der neue Gästeblock im Münsteraner Preußenstadion: alles andere als einladend. Aktive Fanszenen indes sind immer bemüht, den eigenen Verein dazu zu bewegen, Gästefans freundlich zu behandeln.
Es geht auch anders. Holstein Kiel hat gerade bekanntgegeben, die scharfkantig-spitzen Zaunelemente im Gästeblock zur neuen Saison verschwinden zu lassen. Und in Argentinien, wo Gästefans seit 2013 ausgeschlossen sind, gibt es nun erste Testläufe, es erneut mit Gästen im Stadion zu probieren. Ein wichtiger Schritt.
Und eine schöne Gelegenheit, Vereins- und Verbandsfunktionäre wie Politiker an die hoffentlich gute eigene Kinderstube zu erinnern und daran, dass man die anderen stets so behandeln sollte, wie man selbst behandelt werden möchte.
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