Ein Schiff mit 35 Kapitänen
Agios Nikolaos. Die Passagiere der »Tahrir« weigern sich, den Namen der Person zu nennen, die am Montag verbotswidrig das kanadische Schiff aus dem Hafen von Agios Nikolaos auf Kreta gelenkt hat.
Die griechische Regierung hatte am Freitag ein Auslaufverbot für Schiffe nach Gaza verhängt. Die »Tahrir« war das dritte Teilnehmerschiff der »Free Gaza«-Solidaritätsflottille, das seit Freitag ohne Erlaubnis versuchte, aus einem griechischen Hafen auszulaufen. Der ursprüngliche Kapitän war zu diesem Zeitpunkt aus seiner Verantwortung entlassen worden, um seine berufliche Zukunft nicht zu gefährden.
Die »Tahrir« wurde nach etwa acht Meilen von der Küstenwache geentert und zurück in den Hafen geschleppt, die formale Schiffseignerin Sandra Ruch wenig später festgenommen. »Wir haben 35 Kapitäne an Bord. Suchen Sie sich einen aus«, habe sie der Polizei gesagt, teilte die Kanadierin mit, als sie am Dienstag morgen telefonieren durfte. Nach jW-Informationen will die Polizei nun die Aktivisten an Bord vernehmen, droht jedoch nicht mit Beugehaft.
Zwei Aktivisten aus Kanada und Australien, die sich der Küstenwache mit einem Kajak quergestellt hatten, werden nach Aussage der Rechtsanwälte an Ort und Stelle vor Gericht gestellt und wahrscheinlich zu einer geringen Freiheitsstrafe verurteilt. Diese werden sie aller Voraussicht nach nicht absitzen müssen, sondern zum nächstmöglichen Zeitpunkt abgeschoben, teilte der jW-Korrespondent in Agios Nikolaos mit.
(jW)
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