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19.02.2016, 02:24:18 / Havanna 2016

Medienkritik in Havanna

ALBA
Volker Hermsdorf, André Scheer und Dietmar Koschmieder in Havanna

Die Rolle der Medien in der heutigen Gesellschaft war das Thema, über das Redakteure der Tageszeitung junge Welt am Donnerstag (Ortszeit) im ALBA-Kulturzentrum (Casa del ALBA Cultural) in Havanna diskutierten. Auf dem Podium informierten der Geschäftsführer des Verlags 8. Mai, Dietmar Koschmieder, jW-Auslandschef André Scheer und der Kuba-Korrespondent der jungen Welt, Volker Hermsdorf.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die immer schlechtere Qualität der journalistischen Arbeit in den meisten Medien der Bundesrepublik. Scheer hob die zunehmende Konzentration der Presselandschaft hervor: Die meisten regionalen und überregionalen Tageszeitungen gehören inzwischen wenigen Konzernen. Zugleich werden die Redaktionen immer weiter verkleinert, so dass den verbleibenden Redakteuren jede Möglichkeit zu gründlicher Recherche genommen wird. In der Folge bestimmt praktisch die Deutsche Presseagentur die Linie der Berichterstattung. Hermsdorf ergänzte, dass dies auch für die Arbeit der Korrespondenten in Kuba gilt. Die wenigsten europäischen Medien seien überhaupt in Havanna vertreten, sondern würden ihre Vertreter aus Mexiko-Stadt oder anderswo für Tage nach Kuba schicken. Wer von diesen aus der Reihe tanzt, spielt mit seinem Job.

In der Diskussion erinnerte Justo Cruz von Cuba Sí an die Einmischung der deutschen taz in Kuba. Junge Medienschaffende werden von diesem zu Unrecht noch als links oder alternativ geltenden Blatt und dessen Panther-Stiftung nach Deutschland eingeladen, wo ihnen dann die Vorzüge der kapitalistischen Medienlandschaft vorgeführt werden. Aufgabe der Solidaritätsbewegung sei es, dem ein Gegengewicht entgegenzusetzen. (jW)

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!