Gegründet 1947 Freitag, 14. November 2025, Nr. 265
Die junge Welt wird von 3063 GenossInnen herausgegeben

Aktuell

Aufsichtsrat gewählt

Am 25. Oktober 2025 fand in der Maigalerie der jungen Welt eine Außerordentliche Generalversammlung Genossenschaft statt. Hauptpunkt der Versammlung war die Wahl eines neuen Aufsichtsrates. Der zusätzliche Termin war nötig geworden, nachdem auf der regulären Generalversammlung am 21. Juni 2025 keiner der Kandidaten die nötige Zweidrittelmehrheit erreicht hatte.

In vier Wahlgängen wurde nun auf der Außerordentlichen Generalversammlung ein neuer Aufsichtsrat gewählt. Dieser besteht aus Andreas Hüllinghorst, Brigitte Jelkmann und Eckehard Schlauß. Der neue Aufsichtsrat fand sich nach der Generalversammlung zu einer konstitutierenden Sitzung zusammen und bestimmte Eckehard Schlauß zum Vorsitzenden, Brigitte Jelkmann zur stellvertretenden Vorsitzenden und Andreas Hüllinghorst zum Schriftführer.

Einen Bericht von der Versammlung lesen Sie hier.

Vernunft durchsetzen

Einladung zum Eintritt in die jW-Genossenschaft, die vor 30 Jahren gegründet wurde

Als am 5. April 1995 die Tageszeitung junge Welt über Nacht eingestellt wurde, blieb für die Kolleginnen und Kollegen, die die Zeitung in Eigenregie weiterführen wollten, nicht viel Zeit für die Frage, wie das Unternehmen aussehen könnte, das da ebenfalls über Nacht aus dem Boden gestampft werden musste. Es ging darum, die notwendigen Geschäfte fortführen zu können. Als alle Voraussetzungen geschaffen waren, um die Verlag 8. Mai GmbH am 21. April 1995 registrieren zu können, wurde die junge Welt bereits wieder täglich gedruckt. Auch eine Genossenschaft sollte gegründet werden, allerdings haben im Kapitalismus Unternehmen mit kollektiver Eigentümerstruktur wesentlich mehr bürokratische Hürden zu meistern. Die LPG junge Welt eG entstand deshalb erst am 7. Oktober 1995, also ein halbes Jahr nach der (vorläufigen) Einstellung der jungen Welt.

Wofür aber all der damit verbundene zusätzliche Aufwand, zumal der Verlag die ersten Monate auch ohne Genossenschaft ganz gut über die Runden kam? Nun, die Gründer konnten gerade einmal das notwendige Kapital aufbringen, um eine GmbH anzumelden. Aber sie verfügten keineswegs über weiteres, um das schon damals prekäre Geschäft einer Tageszeitung absichern zu können. Und es war und ist bis heute wichtig, dass die junge Welt keiner Einzelperson, sondern einem Kollektiv gehört. Im Frühjahr 1998 verfügte die Genossenschaft über ausreichend Kapital, um die Mehrheitsanteile am Verlag zu übernehmen (heute besitzt sie 95,6 Prozent an den Anteilen, 4,4 Prozent gehören dem Minderheitsgesellschafter Dietmar Koschmieder).

Diese Unternehmensstruktur stellte sich dann als eine der wesentlichen Voraussetzungen dafür heraus, dass es die junge Welt auch heute noch gibt. Die wichtigste ist die Zeitung selbst, die durch klare Standpunkte einen hohen Nutzwert besitzt. Aber sie muss auf einem kapitalistischen Markt erfolgreich agieren. Das bedeutet zum Beispiel hohe Investitionen, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Erschwerend kommt hinzu, dass der Tageszeitung junge Welt nicht die gleichen Marktzutrittsmöglichkeiten gewährt werden wie den anderen Tageszeitungen. Dafür sorgt der Verfassungsschutz, der die junge Welt in seinen Jahresberichten als verfassungsfeindlich diffamiert, weil sie von der Existenz von Klassen ausgeht. Das erschwert unsere Arbeit bis heute erheblich. Auch weil wir seit Jahren gegen diese Behinderung klagen und dafür schon eine sechsstellige Summe ausgeben mussten, ohne dass dieser Prozess beendet wäre.

In den Jahren nach der Übernahme des Verlages durch die Genossenschaft konnte der Verlag nicht mehr alle Mittel erwirtschaften, die für die Produktion der jungen Welt erforderlich sind. Sämtliche Genossenschaftsgelder wurden deshalb gebraucht, um eine Überschuldung des Verlages zu verhindern. Aber seit 2017 haben wir das strategische Ziel erreicht, dass die Verlag 8. Mai GmbH diese Mittel selbst erwirtschaftet. Genossenschaftsgelder stehen weiter für Investitionen und für die Mitfinanzierung von Projekten wie der jährlich stattfindenden Rosa-Luxemburg-Konferenz zur Verfügung. Vor allem stellt sie aber im Hintergrund eine materielle Sicherheit dar für unerwartete Notlagen und macht unseren Verlag so trotz aller vorhandenen und kommenden Schwierigkeiten handlungsfähig. Nur ein Beispiel: Während die Taz und das ND sich von der gedruckten Tageszeitung verabschieden, kämpft die junge Welt für den Erhalt dieses Kulturgutes und investiert nicht nur in digitale Plattformen, sondern auch in die Weiterentwicklung der gedruckten Zeitung. Ohne Genossenschaft könnte sie die damit verbundenen Risiken nicht eingehen.

Neben diesen materiellen Hintergründen gibt es aber noch einen weiteren wesentlichen Aspekt, weshalb die Genossenschaft LPG junge Welt so notwendig ist: In Zeiten, in denen Irrationalismus, Dummheit, Lüge und Hass zu triumphieren scheinen, gibt es auch Möglichkeiten, sich dem zu widersetzen. Die Tageszeitung beschreibt beides jeden Tag. In diesem Sinne bilden zwar bereits die vielen Leserinnen und Leser der Zeitung eine Gemeinschaft, in der vor allem jene, die bereit sind, sich mit Abonnements und Spenden an den Kosten zu beteiligen, eine besondere Rolle spielen. Darüber hinaus gibt es aber auch die Möglichkeit, sich dem Kollektiv der junge Welt-Genossenschafter anzuschließen. Auch als Konsequenz aus der Erkenntnis, dass sich nur so viel Vernunft durchsetzt, wie sie von Vernünftigen durchgesetzt wird. Wir möchten Sie heute dazu einladen, mit Ihrer Mitgliedschaft in der Genossenschaft LPG junge Welt eG dabei mitzuwirken.

Vorstand der Genossenschaft LPG junge Welt eG

Generalversammlung am Sonnabend, 21. Juni 2025

Am Sonnabend, 21. Juni 2025, fand die diesjährige reguläre Generalversammlung der LPG junge Welt eG statt.

Einen Bericht von der Versammlung lesen Sie hier.