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10.01.2024 19:30 Uhr

Im Geiste Rosas

Seit 1998 Teilnehmer der RLK: Der US-amerikanische Bürgerrechtler und politische Gefangene Mumia Abu-Jamal
Von Jürgen Heiser
Demonstranten während des Berufungsverfahrens vor dem Bundesgerichtsgebäude (Philadelphia, 17.5.2007)

Am kommenden Sonnabend wird der US-Bürgerrechtler Mumia Abu-Jamal wieder an der Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz (RLK) teilnehmen. Wie in den 26 Jahren zuvor jedoch leider nur mit einem Diskussionsbeitrag. Denn der seit 1981 inhaftierte politische Gefangene muss weiter um seine Freiheit kämpfen.

In diesem Jahr wird die afroamerikanische Schriftstellerin Julia Wright den Beitrag des inhaftierten Journalisten einleiten. Im jW-Gespräch ließ die Panafrikanistin die Welt erneut wissen, »wer Mumia ist – nämlich nicht der ›Cop Killer‹, als der er von der Polizei dämonisiert wird«, sondern »der Autor, Gelehrte und Historiker«, dem »ein Verbrechen in die Schuhe geschoben wurde«. Er bleibe jedoch »der Mann, der mit dem Genie seiner Feder Zeugnis von einer Gesellschaft ablegt, die die höchste Haftrate auf der ganzen Welt hat« und im Zuge dieser Masseninhaftierung viele Schwarze, Latinos, Indigene sowie in Armut lebende Menschen einsperre.

Als Mitbegründer des »Bundestreffens der Mumia-Abu-Jamal-Unterstützungskomitees«, als Knastbesucher bei Abu-Jamal seit 1990 und als Verleger seiner ersten Bücher bekam der Verfasser im Januar 1998 Gelegenheit, Abu-Jamals Fall und Vita zum ersten Mal auf der RLK vorzustellen. Zu diesem Zeitpunkt war der erste Hinrichtungsbefehl des damaligen Gouverneurs von Pennsylvania bereits niedergekämpft. Ein nur aus Spendenmitteln finanziertes Verteidigungsteam unter Leitung des US-Bürgerrechtsanwalts Leonard Weinglass (1933–2011) hatte gemeinsam mit der internationalen Solidaritätsbewegung verhindert, dass Abu-Jamal im August 1995 mit der Giftspritze ermordet wurde. Auch der zweite Versuch, den zum Staatsfeind erklärten Journalisten »legal« zu töten, scheiterte im Herbst 1999.

Das »Bundestreffen« mit seinen damals über 40 Gruppen kämpfte fortan gemeinsam mit den auf der RLK versammelten Aktivisten beharrlich für Leben und Freiheit des Kollegen und Genossen. Noch bis 2011 musste er in einem Todestrakt in Pennsylvania ausharren, bis ein US-Bundesgericht sein Todesurteil rechtskräftig als verfassungswidrig einstufte und in lebenslange Haft ohne Bewährung umwandelte. Der nie bewiesene Schuldspruch wegen »Polizistenmordes« blieb unangetastet.

Seitdem tritt die internationale Freiheitskampagne dafür ein, dass Abu-Jamal, der am 24. April 70 Jahre alt wird, endlich zu seiner Familie und in die Bewegungen zurückkehren kann. In den über vier Jahrzehnten seiner Haft hat er viele inspiriert, den Kampf zur Veränderung der Welt trotz aller Widrigkeiten fortzuführen. Viele junge Oppositionelle haben durch sein Beispiel den Kampf gegen das Imperium aufgenommen.

Auch in seinem ersten Beitrag für die RLK vom 10. Januar 1998 – damals noch handschriftlich per Luftpost übermittelt – trieb Abu-Jamal die Frage um: »Wie können wir den Geist Rosas wieder aufleben lassen?« Und »wie können wir junge Aktivistinnen und Aktivisten dazu ermutigen, sich ein solches Engagement zu eigen zu machen?«

Rosa Luxemburg habe uns »deutlich vor Augen geführt, welche Macht Ideen entwickeln können«. Zudem habe ihr Beispiel gezeigt, »dass der Weg der Mehrheit nicht immer der richtige Weg ist«. Er bedauerte, nicht persönlich an der RLK teilnehmen zu können, und wünschte der Konferenz, sie möge Antworten auf die drängenden Fragen finden, um die Bewegungen zu stärken, »die für die Freiheit, eine neue Gesellschaftsordnung und für die Revolution eintreten«.

In seiner »Grußbotschaft an Mumia« antwortete das RLK-Plenum, es halte seine Einladung aufrecht, sei sich indes bewusst, dass dafür »die Kampagne für Deine Freilassung verstärkt und international verbreitet werden muss«. So steht auch die vor 26 Jahren geäußerte Forderung am Sonnabend wieder auf der Tagesordnung: »Mumias sofortige Freilassung!«

jungewelt.de/rlk

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