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15.01.2024 10:37 Uhr

Faschisierung durch Fake News

Der spanische Journalist und Medienwissenschaftler Ignacio Ramonet zu »rechten Machtergreifungsstrategien«
Ignacio Ramonet auf der Bühne des Berliner Tempodrom

Trump, Johnson, Orban, Meloni, Wilders, Milei, Duterte usw.: Weltweit sind die Rechten auf dem Vormarsch bzw. schon an der Macht. Der spanische Journalist und Medienwissenschaftler Ignacio Ramonet sieht den wesentlichen Grund dieser Entwicklung in dem »Niedergang der Vernunft und dem damit einhergehenden Irrationalismus«, wie er in seinem Vortrag zum Thema »rechte Machtergreifungsstrategien« erklärte, mit dem das Programm der diesjährigen RLK eröffnet wurde.

Der Attac-Mitbegründer und ehemalige Chefredakteur der Le Monde Diplomatique beschreibt den Umgang mit der Wahrheit als zentral für die »neofaschistische Dimension unserer Zeit«: »Heute glauben viele Aktivisten der Verschwörungsnetzwerke, dass eine tausendmal wiederholte Wahrheit wahrscheinlich eine Lüge ist«. Dies stelle »in der Geschichte der Kommunikation eine kopernikanische Revolution« dar.

Der wichtigste Akteur der »neuen Rechtsextremen«, sagt Ramonet, sei der ehemalige US-Präsident Donald Trump: »Als guter Populist versteht er perfekt, die Unzufriedenheit der verarmten Massen mit Fake News für sich zu nutzen«. Trump habe die Strategie der rechten perfektioniert. Diese bestehe im Wesentlichen darin, Lügen und Paranoia zu verbreiten, um gesellschaftliche Polarisierung zu erzeugen, so Ramonet. »Rechte positionierten sich damit gegenüber den Wählern als Anti-Establishment, Anti-Eliten und täuschen sie über ihre eigentlichen Zwecke hinweg.«

Die Erstürmung des Kapitols am 6. Januar 2021 ist für Ramonet der Moment, an dem all diese Faktoren zusammen kamen. Hoffnung gebe ihm jedoch, dass die Erstürmung in Washington verhindert werden konnte.

Trotzdem warnt er: »Durch KI wird die Lage noch schlimmer werden. Die Lügen der Faschisten werden subtiler und sich noch schneller verbreiten.« (jW)

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