Sorge wegen Commerzbank-Deal
Von Klaus FischerDas Land Hessen und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) bekräftigen ihren Widerstand gegen eine Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit. Sie werfen der Bundesregierung vor, den Finanzplatz Frankfurt am Main durch die »irritierende« Verkaufspraxis des vom Staat gehaltenen Aktienpaketes der zweitgrößten Bank Deutschlands (siehe jW vom 16.9.) zu gefährden und zugleich Arbeitsplatzvernichtung zu fördern. Der deutsche Staat hatte im Zuge der Finanzkrise 2008 die Commerzbank durch einen Bailout vor der Pleite bewahrt und war zugleich mit einem Aktienpaket im Umfang von gut 20 Prozent zum wichtigsten Anteilseigner geworden. Inzwischen, so die Bundesregierung, sei die Bank erfolgreich stabilisiert worden und die vom Staat gehaltenen Anteile sollen sukzessive veräußert werden.
Der erste Anteilsverkauf ist dann offenbar so gelaufen, wie es Kritiker befürchtet hatten. Denn das gesamte veräußerte Aktienpaket im Umfang von neun Prozent der Anteile am deutschen Geldhaus war beim italienischen Konkurrenten Unicredit gelandet – obwohl die zweitgrößte Bank Italiens offiziell nur 4,5 Prozent direkt erworben haben will. Daraufhin schrillten in Frankfurt am Main, Wiesbaden und Berlin die Alarmglocken.
»Das Ganze ist ohne Einbindung der hessischen Landesregierung in einer Nacht-und-Nebel-Aktion erfolgt, die selbst innerhalb der Bundesregierung manchen überrascht hat«, zitierte die Nachrichtenagentur dpa am Freitag Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU). Deren Aufgabe sei es, den Finanzplatz Frankfurt am Main zu stärken und nicht, ihn zu schwächen. »Für mich ist klar: Wir dürfen einen Ausverkauf unserer Flaggschiffe nicht zulassen«, so der hessische Regierungschef.
Verdi und der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank forderten ebenfalls am Freitag die Bundesregierung auf, sich gegen eine Übernahme des Frankfurter Geldhauses durch die Unicredit zu stemmen. Berlin solle sich vielmehr gemeinsam mit den Beschäftigten für eine starke und eigenständige Commerzbank einsetzen. Die Gewerkschaft hatte nach Bekanntwerden des Kaufs eines 4,5-Prozent-Paketes durch die Italiener gewarnt, dass sich hier eine Übernahme anbahnen könnte. Unicredit hatte 2005 das damals viertgrößte deutsche Kreditinstitut – die Hypovereinsbank – übernommen, die seitdem auch am Finanzplatz BRD aktiv ist.
Die Beschäftigtenvertretung des Frankfurter Bankenkonzerns wurde noch deutlicher: »Wir als Gesamtbetriebsrat setzen uns entschieden für die Eigenständigkeit und die Zukunftsfähigkeit unserer Bank ein«, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Uwe Tschäge der Nachrichtenagentur Reuters. Eine Übernahme durch Unicredit würde nicht nur bisherige Erfolge aufs Spiel setzen, sondern auch die Arbeitsplätze gefährden.
Ein öffentliches Übernahmeangebot für die Commerzbank schloss Unicredit-Chef Andrea Orcel inzwischen zwar aus. Allerdings ist die Aktie der Bank relativ billig, und die Unicredit könnte einfach weiter am »Markt« zukaufen und dann auf der nächsten Hauptversammlung Fakten schaffen.
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