Gegen die Propaganda
Von Henning von Stoltzenberg
Lebendige Bewegung
Der erste Ostermarsch startete in diesem Jahr am 12. April in Potsdam. Am Tag darauf wurde vor dem Bundeswehr-Standort Holzdorf an der Landesgrenze von Brandenburg und Sachsen-Anhalt demonstriert. Laut Mitteilung der Informationsstelle der Ostermärsche im Frankfurter Gewerkschaftshaus beteiligten sich zahlreiche Friedensbewegte an den ersten Aktionen der Ostermarschbewegung. Gründonnerstag fanden Aktionen in Erfurt, Königs Wusterhausen, Regensburg und Freiburg statt. Karfreitag versammelte sich die Friedensbewegung unter anderem vor dem Luftwaffenstützpunkt im schleswig-holsteinischen Jagel. Nach Ansicht der Informationsstelle zeigten bereits die Vorbereitungen der diesjährigen Ostermarschaktionen eine lebendige Friedensbewegung in allen Regionen des Landes. Rund 120 Initiativen würden in den Ostertagen »um Beteiligung werben, um in diesen kriegerischen Zeiten ein Signal gegen Krieg, Aufrüstung und weitere Militarisierung zu setzen«. Am Freitag war die Rede von »gut besuchten« Aktionen unter anderem in Stralsund, Chemnitz, Jagel, Gütersloh, Gronau, Bieberach und Bruchköbel. Am Sonnabend beginnt auch der dreitägige Ruhrostermarsch mit Veranstaltungen in Köln, Duisburg, Düsseldorf, Düren und Wuppertal. Die Ostermärsche seien das »Rückgrat einer lebendigen Friedensbewegung«, erklärte Willi van Ooyen für die Informationsstelle. (hst)
Die Ostermarschinformationsstelle in Frankfurt am Main sieht in einer Mitteilung die Ostermarschierer im Gegensatz zur »übergroßen Mehrheit im Bundestag von Grünen, SPD, CDU/CSU und AfD«. Diese setzten ungeachtet eines wachsenden Friedenswunsches in der Bevölkerung auf militärische Lösungen und verschwendeten Milliarden für Rüstung und Krieg. Auch in diesem Jahr sei die Hauptforderung der Ostermärsche eine Kehrtwende in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik.
In diesem Jahr stehen die Ostermärsche unter dem Eindruck der jüngst noch vom alten Bundestag beschlossenen Grundgesetzänderungen, die den Weg zur Mobilisierung von Milliardensummen für die Aufrüstung und eine »Kriegstüchtigmachung« der Infrastruktur eröffnen. In vielen Städten wird die Forderung erhoben, die dafür vorgesehenen 500 Milliarden Euro in zivile soziale Bereiche zu investieren. Und mit Blick auf die laufenden Kriege in der Ukraine und Gaza fordern die Ostermärsche diplomatische Initiativen zur Beendigung der Kriegshandlungen. Unter Bezugnahme auf den 80. Jahrestag der Zerstörung der japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki durch Atomwaffenabwürfe bleibt eine zentrale Losung die Forderung nach einer Welt ohne Atomwaffen und dem Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag. Das Netzwerk Friedenskooperative betrachtet auch die Ablehnung der für 2026 geplanten Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland als eine der Kernforderungen der Demonstrationen und Kundgebungen.
Auffallend ist, dass die teilweise heftigen Diskussionen um die Bündnisarbeit der Friedensbewegung, die in den vergangenen Jahren zu Spaltungen wegen tatsächlicher oder vermeintlicher »Rechtsoffenheit« geführt haben, in diesem Jahr im Kontext der Ostermärsche kaum noch eine Rolle zu spielen scheinen.
In dem mit einer Friedenstaube versehenen obligatorische Statement des DGB-Bundesvorstandes zu den Ostermärschen ist dagegen die Rede von einer »Notwendigkeit, in Deutschland und Europa verstärkte Anstrengungen zu unternehmen, um gemeinsam verteidigungsfähiger zu werden«. Begründet wird das mit dem Krieg in der Ukraine und einer drohenden Neuaufteilung der Welt zwischen den USA, China und Russland. Ansonsten wünscht sich der DGB von der nächsten Bundesregierung ausreichende Mittel etwa für »Konflikt- und Krisenprävention«.
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