Liebe Leserin, lieber Leser,
viele Bürgergeldbezieher machen sich einen faulen Lenz auf Kosten der Fleißigen – so suggeriert es Kanzler Merz. Dass die Realität eine gänzlich andere ist, wissen zuvorderst diejenigen, die gezwungen sind, mit den zynisch Bürgergeld genannten Almosen des Staates über die Runden zu kommen. Denn diese reichen hinten und vorne nicht zum Leben, wie der Paritätische Gesamtverband jetzt vorgerechnet hat. Etwa jeder dritte Bürgergeldbezieher kann sich keine neue Kleidung oder auch nur jeden zweiten Tag eine vollwertige warme Mahlzeit leisten, für rund ein Fünftel ist ein Ersatzpaar Schuhe oder das ausreichende Heizen der Wohnung unmöglicher Luxus, die Notlage ist Mittel zur Erziehung einer »industriellen Reservearmee«, Bürgergeldbezieher sollen zur Annahme jeder Arbeit genötigt werden, um so den Lohndruck insgesamt aufrechtzuerhalten, wie Luca von Ludwig berichtet.
Post aus dem Untergrund: Der von Polizei und Staatsanwaltschaft gesuchte frühere Militante der Roten Armee Fraktion Burkhard Garweg schreibt an Caroline Baunmühl, Tochter eines 1986 von der RAF getöteten Diplomaten. Der von junge Welt dokumentierte Brief ist Teil einer Debatte über den bewaffneten Kampf in der BRD. »Meines Erachtens kam es durch eine eher militaristische Sichtweise in der Konzeption der 80er Jahre der RAF zu der Verselbständigung des Mittels bzw. seiner Form. Die Form dominierte vor dem Inhalt«, so die selbstkritische Einschätzung Garwegs zur »Attentatspolitik« der RAF in den 1980er Jahren.
Eine gute Lektüre wünscht Chefredakteur Nick Brauns
Evan Vucci/Pool via REUTERS
Genozid in Gaza
Trumps Plan für den Gazastreifen steht auf wackligen Füßen. Von Knut Mellenthin
Untersuchungsausschuss im Schweriner Landtag befragt Exkanzler zur Pipeline Nord Stream 2
Leere Versprechungen zur gesetzlichen Krankenversicherung. Kommentar von Oliver Rast
Über die Attentatspolitik der RAF und nicht aufzulösende Widersprüche. Von Burkhard Garweg
picture alliance FotoMedienService
Der Paritätische Gesamtverband stellt eine neue Studie vor: Alltägliches ist für Menschen im Bürgergeldbezug oft kaum erschwinglich. Die Regierung hält dennoch stramm ihren Kahlschlagkurs. Von Luca von Ludwig
Kevin Lamarque/File Photo/REUTERS
Ob ihr geplantes Treffen zu einem Durchbruch in Richtung Beendigung des Ukraine-Kriegs führen wird, ist völlig offen. In einem aber sind sich Trump und Putin einig: dem Interesse, die EU alt aussehen zu lassen. Von Reinhard Lauterbach
dts Nachrichtenagentur/imago
Die Bundesgesundheitsministerin Nina Warken verspricht für das kommende Jahr einen stabilen Zusatzbeitrag für gesetzlich Versicherte. Eine Prognose, die Branchenkenner vielfach anzweifeln. Zurecht, findet der Autor. Von Oliver Rast
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Es geht hier nicht um Aufrüstung.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erklärte am Freitag im Bundesrat, die Bundeswehr benötige Zehntausende neue Soldaten da BRD, EU und NATO vom russischen Präsidenten bedroht würden
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Ramon Espinosa/AP/dpa
Venezuela
US-Kommandeur wirft das Handtuch und tritt zurück. Senatoren beider Parteien bereiten eine Resolution gegen den illegalen Kriegseinsatz vor.
Bei seinem Antrittsbesuch in der Türkei lobt Außenminister Wadephul die wichtige Rolle des Landes für die NATO und nimmt Ankara in die Pflicht gegen Moskau und die Hamas.
Von Israel entführte Aktivisten der Gazaflottille mit deutscher Staatsbürgerschaft erhielten keine Unterstützung der BRD. Ein Gespräch mit Louna Sbou, die bei der »Global Sumud Flotilla« mitgesegelt ist.
jW
Stimmen werden lauter, die vor einer »Überbewertung« der Unternehmen, die sich mit künstlicher Intelligenz befassen, an der Börse warnen. Der Dotcom-Wahn lässt grüßen.
Florian Boillot
NSU-Komplex
Angehörige der NSU-Mordopfer haben am Freitag in Berlin gegen die Aufnahme der dafür verurteilten Beate Zschäpe in das Aussteigerprogramm »Exit« protestiert und eine Petition an den Bundestag übergeben.
© Dr. Ernst-Michael Ilgenfritz
Lesung
Donnerstag, 30. Oktober 2025, 19:30 Uhr
Szenische Lesung des Theaterstücks „Winterschlacht“ von Johannes R. Becher.
Aller schlechten Dinge sind drei. Erstens: „Kriegstüchtigkeit“. Zweitens: „Russland ist der Feind“. Drittens: „Wir brauchen Waffensysteme, die weit in die Tiefe des russischen Raumes reichen“ - Worte des Ukrainebeauftragten der Bundeswehr. Wen meint er mit „wir“?
Anlässlich immer aggressiverer Kriegsvorbereitung präsentiert die Maigalerie der jungen Welt und SiDat Projekttheater: MOSKAU 500 KILOMETER, eine Szenische Lesung des Theaterstücks „Winterschlacht“ von Johannes R. Becher.
Er schrieb es während des 2. Weltkrieges. Es endet mit den Worten: „Für Feinde führt kein Weg nach Moskau/ Den Freunden aber öffnen wir das Herz.“
Mitwirkende: Bianca Faber, Linda Sixt, Margarete Steinhäuser, Peter Donath, Daniel Gelman, Jerome Winistädt. Regie: Peter Wittig
Beginn: 19.30 Uhr, Einlass ab 19.00 Uhr
Eintritt: 10 € (ermäßigt: 5 €)
Wir bitten um Anmeldung unter maigalerie@jungewelt.de oder unter 030/53 63 55-54.