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Aus: Ausgabe vom 25.06.2024, Seite 7 / Ausland
Krim

Russland droht mit Folgen

Bei Angriff mit mutmaßlicher Streumunition auf Krim sterben vier Zivilisten. EU beschließt neue Russland-Sanktionen und Militärhilfen für Ukraine
Von Mawuena Martens
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Blumen und Plüschtiere für die Opfer: Sewastopol am Montag

»Die US-Administration unterstützt demonstrativ die Verbrechen des Kiewer Regimes. Sie hat sich auf die Seite des internationalen Terrorismus gestellt. Sie billigt Angriffe auf die Zivilbevölkerung durch die Anhänger von Bandera.« Mit diesen scharfen Worten hat der russische Botschafter in den USA, Anatoli Antonow, am Montag auf Raketenangriffe gegen die Krim am selben Tag und am Sonntag reagiert. Schließlich sei Washington klar, dass das dabei verwendete US-Waffensystem »nicht ohne die Beteiligung amerikanischer Spezialisten und die Unterstützung der US-Geheimdienste eingesetzt werden kann«.

Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow drohte sogar mit Konsequenzen: »Es versteht sich, dass die unmittelbare Beteiligung der USA an Kampfhandlungen, in deren Ergebnis russische Zivilisten ums Leben kommen, nicht ohne Folgen bleiben kann.« Dies berichtete TASS am Montag. Welche Folgen genau dies sein würden, ließ Peskow offen. Er erwähnte jedoch die Möglichkeit, Raketen in Reichweite der USA und der EU zu stationieren.

Am Sonntag, dem orthodoxen Pfingsten, war die Hafenstadt Sewastopol auf der Schwarzmeerhalbinsel russischen Angaben zufolge mit fünf Raketen des Typs »Atacms« angegriffen worden. Demnach seien vier mit geächteter Streusprengmunition bestückte Raketen abgefangen worden, eine fünfte explodierte in der Luft über einem Badestrand. Dadurch seien vier Menschen, darunter zwei Kinder, gestorben und mindestens 150 weitere Personen verletzt worden. In der Nacht zu Montag folgten weitere Angriffe der Ukraine auf Ziele der Krim. Wie Ukrinform berichtete, gab es mehrere Explosionen in der Hafenstadt Jewpatorija. Videos in sozialen Netzwerken zeigen starke Brände, mutmaßlich verursacht durch die Einschläge der »Atacms«-Raketen. »Atacms« steht für »Army Tactical Missile System« und ist eine ballistische Kurzstreckenrakete aus US-Produktion.

Ebenfalls am Sonntag ist bei einem ukrainischen Angriff auf die russische Region Belgorod nach Behördenangaben ein Mensch getötet worden, weitere wurden verletzt. Auch andere russische Regionen meldeten Drohnenangriffe. Im ukrainischen Charkiw wurde bei einem Angriff mindestens eine Person getötet, elf Menschen wurden verletzt. Es habe Angriffe auf die zivile Infrastruktur gegeben, so der Gouverneur der gleichnamigen Provinz, Oleg Sinegubow, auf Telegram. In der Nacht zu Montag folgten mehrere Explosionen in Vororten der Stadt. Dies berichtete das ukrainische Fernsehen.

Wegen des Raketenangriffs auf die Krim am Sonntag bestellte das russische Außenministerium tags darauf die US-Botschafterin in Moskau ein. Ein ukrainischer Präsidentenberater hingegen bezeichnete die Opfer als »zivile Besatzer«. »Auf der Krim gibt es und kann es keine ›Strände‹, ›touristische Zonen‹ oder andere fiktive Anzeichen ›friedlichen Lebens‹ geben«, schrieb Michailo Podoljak am Montag auf Telegram. Und der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij forderte in seiner täglichen Videoansprache eine weitere Eskalation des Krieges: »Die russische Luftwaffe muss vernichtet werden, da, wo sie ist, und mit allen nur möglichen Mitteln, die effektiv sind.« Die Ukraine brauche vom Westen weiterreichende Waffen und die Erlaubnis zu Angriffen tief in russischem Gebiet.

Bis jW-Redaktionsschluss gab es keine offizielle Reaktion der EU. Was sie am Montag jedoch verkündete: ihr 14. Sanktionspaket gegen Russland sowie 1,4 Milliarden Euro neuer Militärhilfen für die Ukraine. Das Sanktionspaket enthält Maßnahmen gegen 116 Personen und Institutionen sowie gegen Geschäfte mit russischem Flüssigerdgas (LNG). Verboten wird, dass EU-Häfen zur Verschiffung des LNG beispielsweise in Drittstaaten genutzt werden. Der Beschluss für mehr Militärhilfe hingegen wurde auf dem Treffen der EU-Außenminister gefasst – gegen das Veto Ungarns. Das Geld stammt aus Zinserträgen eingefrorener Vermögen der russischen Zentralbank in der EU.

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