Das passende Antidot
Von Peter MergJörg Baberowski spricht noch keine fünf Minuten über die Oktoberrevolution und hat es geschafft, schon zweimal Carl Schmitt zu erwähnen. Der Osteuropahistoriker von der Humboldt-Universität in sitzt in der »Sachbuchlounge« bei einer Veranstaltung des Sandstein-Verlages und ist gleich in Fahrt: Im Herbst 1917 hätte in Russland Anarchie geherrscht, mithin der Schmittsche »Ausnahmezustand«. Die dummen Liberalen hätten die einzige Instanz mit Machtlegitimation, den Zar, zum Teufel gejagt und auch noch die Polizei nach Hause geschickt. Deshalb sei es nur logisch gewesen, dass sich die entschlossenste Gruppe durchgesetzt habe. Deren Anführer: Lenin. Der sei laut dem Professor, den der Asta der Uni Bremen nach einem Urteil des Kölner Landgerichtes weiter einen Rechtsradikalen nennen darf (Aktenzeichen 28 O 324/16), ganz »unmarxistisch« gewesen, »weil ein Mann der Tat«. Dieser Lenin »hätte Carl Schmitt gefallen«, so der Professor.
Eigentlich habe es sich beim Roten Oktober um gar keine rechte Revolution gehandelt, so der Leipziger Historiker Dirk van Laak, schon gar keine »von unten«, eher um einen Prozess des Machtgewinns einer autoritären Kleinpartei.
Es nimmt nicht unbedingt Wunder, dass in der Stadt der alten und neuen Montagsdemos der Antikommunismus grassiert, doch welch offenkundiger Unfug aus akademischem Munde unwidersprochen verbreitet werden kann, mutet geradezu lächerlich an.
Unwidersprochen? Pardon, nicht ganz. Am Stand der jungen Welt gibt es das passende Antidot. Welche Errungenschaften der Sozialismus als Gesellschaftsform bedeutet, kann man etwa in der deutschsprachigen Ausgabe der Granma Internacional nachlesen, der Monatszeitung der Kommunistischen Partei Kubas (PCC), die vom Verlag 8. Mai in Deutschland vertrieben – und auf der Leipziger Buchmesse von jW-Mitarbeitern gratis verteilt wird. Das Angebot wird dankbar angenommen. Überraschend viele Messebesucher steuern zielgerichtet die Auslagen an und erkundigen sich nach den Bezugsmöglichkeiten. Den Ausführungen der Professoren zum Trotz finden nicht wenige Leipziger die Idee sympathisch, selbst die Herren ihrer Verhältnisse sein zu können.
All diejenigen, die nicht in Leipzig zu Besuch beim Stand der jungen Welt und der Melodie & Rhythmus sein können, haben trotzdem die Möglichkeit, die die Granma Internacional zu lesen. Mit einem Abo über das neue Webformular. Und auch die junge Welt lässt sich auf vielfältigen Wegen beziehen - mit einem Onlineabo zum Beispiel!
P.S.: Der Autor versichert, alle erwähnten Beobachtungen bereits vor dem Beginn des traditionsreichen Cuba-Libre-Empfangs am jW-Stand gemacht zu haben, der sich erfahrungsgemäß ebenfalls großen Zuspruchs erfreuen dürfte.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!