Leserbrief zum Artikel Brasilien: Anschlag auf Wahlkampfkundgebung
vom 29.10.2018:
A luta continua
A luta continua (der Kampf geht weiter) – nicht nur in den kommenden vier harten Jahren, sondern auch in den kommenden Jahrzehnten. Bolsonaro kam auf 55 Prozent, und Fernando Haddad erreichte respektable 45 Prozent. Er gratulierte nicht dem Sieger, da die Wahlkampagne unter der Gürtellinie war. Er bittet um Mut und verspricht, sein Leben Brasilien zu widmen. Bolsonaro kann auf die Unterstützung der Gouverneure von 14 Bundesstaaten (seine PSL gewann in Santa Catarina und in zwei unbedeutenden Bundesstaaten im Norden) rechnen. Vor allem die PSDB hat nicht nur ein verheerendes Wahlergebnis eingefahren, sondern sich als Satrap Bolsonaro untergeordnet. Vor allem in dem von ihr seit langem beherrschten São Paulo hat sie nicht nur Stimmenverluste hinnehmen müssen, sondern ihr politisches Eigengewicht aufgegeben. Auch die MDB unter dem noch amtierenden Temer ist am Boden. Nahezu der gesamte Nordosten wählte nicht nur mehrheitlich Haddad, sondern linke Gouverneure (vier von der PT, einen von der kommunistischen PCdB) und wird das Zentrum des demokratischen Widerstandes darstellen. Aber man muss auch hinzufügen, dass bei der gewachsenen Kriminalität die Staaten des Nordostens an der Spitze stehen. Brasilien geht großen Konflikten entgegen. Lula wird wohl zumindest vier Jahre im Gefängnis verbleiben müssen. Brasilien wird angesichts dieser inneren Zerrissenheit und der zu erwartenden Umverteilungen nicht mit einem zügigen Wirtschaftswachstum rechnen können. Es bleibt ein Land, das auf den internationalen Märkten mit Rohstoffexporten glänzt. Ohne die hohen Schutzzölle würde die brasilianische Industrie zusammenbrechen. Die USA unter Trump werden nur eingeschränkt mit Brasilien zusammenarbeiten. Ziel der USA wird es sein, die Schutzzölle zu schleifen und der dominierende Wirtschaftspartner zu werden.