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Leserbrief zum Artikel Putin auf Pressekonferenz: Putin will nicht zum Sozialismus zurück vom 21.12.2018:

Vorwärts statt zurück

Wenn der russische Präsident Wladimir Putin mit seiner Diktion meint, nicht mehr zum Sowjetsozialismus zurück zu wollen, kann man ihm durchaus zustimmen. Denn was im Osten ablief, war eher eine Pervertierung der Marx-Engels-Leninschen Vorstellungen. Dieser Sozialismus ist nicht nur an den äußeren Bedingungen zugrunde gegangen, sondern auch und vorwiegend durch hausgemachte Fehler. Was jedoch Herr Putin bei seiner Pressekonferenz durchblicken ließ, ist so was wie Sozialdemokratismus der Popperschen Art, also eine Sozialtechnik, d. h. hie und da soziale Bedingungen menschenwürdiger gestalten zu wollen. Das riecht auch nach schwedischen Sozialismus. Herr Putin sollte aber sich dessen eingedenk sein, dass sowohl die Sozialtechnik Poppers als auch die schwedische Variante des Sozialstaates letztlich gescheitert sind. Putins Diktion klingt nach dem altbekannten Spruch: »Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.« Solange die Oligarchen letztendlich das Sagen haben, auch wenn Putin deren Wirken einzuschränken versuchte, wird Putins Sozialstaatsdenken scheitern. Letztlich bleibt der Kapitalismus in Russland existent, und aus diesem heraus eine menschliche Gesellschaft erwarten ist die Quadratur des Kreises. Putin mag es ehrlich meinen mit seiner sozialdemokratischen Sozialtechnik, aber ohne Sozialismus wird selbst Russland den dem Kapitalismus innewohnenden Gebrechen (Krisen) nicht entgehen, und es wird wieder das Volk sein, das bluten wird. Es kann ohnehin kein Zurück mehr geben, sondern nur ein Vorwärts zu einem wahrhaftigen Sozialismus: keine Kriege, keine Armut, kostenlose medizinische und kulturelle Versorung, sichere Renten, viel- bis allseitige Entwicklung aller Menschen usw. usf. Es stände daher auch Putin gut zu Gesicht, nicht Popper nachmachen zu wollen, sondern die Klassiker (Marx, Engels, Lenin) zu lesen.
Joán Ujházy