Leserbrief zum Artikel Anno … 13. Woche
vom 23.03.2019:
Mit dem Segen der Kirche
Es wird vermerkt, dass Franco seinen Sieg über die spanische Republik der Unterstützung Deutschlands, Italiens und der Neutralitätspolitik Frankreichs und Englands verdankt. Dem ist hinzuzufügen, dass am 27. März 1939 Papst Pius XII., der am 2. März sein Pontifikat angetreten hatte, zum Einmarsch der faschistischen Truppen Francos in Madrid dem »Caudillo« folgende Glückwünsche übermittelte: »Die von Gott als wichtigster Diener der Evangelisation der Neuen Welt und als uneinnehmbares Bollwerk des katholischen Glaubens auserwählte Nation hat soeben den Anhängern des materialistischen Atheismus unseres Jahrhunderts den erhabensten Beweis dafür geliefert, dass über allen Dingen die ewigen Werte der Religion und des Geistes stehen.« Auch Hitler erhielt »mit besten Wünschen den Segen des Himmels und des allmächtigen Gottes« Glückwünsche übermittelt. Hätte man dem nicht einen Beitrag widmen sollen? Zumal das an einen wenig bekannten Faktor erinnert, der bei der Niederschlagung der rechtmäßig gewählten Volksfrontregierung eine entscheidende Rolle spielte. Das Scheitern des seinem Charakter nach klerikalfaschistischen Putsches wurde durch die sofortige bewaffnete Intervention Hitlerdeutschlands und Mussoliniitaliens verhindert. Die Volksfrontregierung hatte jedoch die Mehrheit der Bevölkerung auf ihrer Seite. Ohne eine entscheidende innere Hilfe hätten die Putschisten sich trotz der Unterstützung aus Berlin und Rom nicht halten können. Diese kam vom Vatikan, der die katholische Reaktion in Spanien zur aktiven Unterstützung des »Caudillo« aufrief. Der Bischof der baskischen Stadt Vitoria billigte den Putsch in einer »Pastoralen Unterweisung«. Die spanische Jesuitenzeitschrift Civiltà Cattolica schrieb, in dem Putsch habe sich »eine hundertmal gesegnete und ruhmreiche Haltung« gezeigt. Von dem klerikalfaschistischen Opus Dei (Werk Gottes) traten acht Mitglieder in die Regierung des »Caudillo« ein. Der spanische Kardinal Gomá, der als Francos politischer Berater agierte, erklärte: »Wir befinden uns in voller Übereinstimmung mit der nationalen Regierung, die niemals einen Schritt ohne meinen Rat unternimmt, den sie immer befolgt« (nachzulesen in Karlheinz Deschner: Mit Gott und dem Führer, Köln 1988). Die katholische Kirche wurde so zu einer ihrer wichtigsten Stützen. Der sie beherrschende Klerus jubelte dem »Caudillo« zu und begrüßte ihn mit dem »Führergruß« Hitlers und Mussolinis. Es wäre sehr zu wünschen, dass junge Welt sich diesem kaum beachteten Gesichtspunkt zuwendet.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 26.03.2019.