Leserbrief zum Artikel Finanzgeschäfte: Auch Banker brauchen Geld
vom 05.07.2019:
»Da steppt der Bär«
Im Endeffekt hat Verdi für die Beschäftigten im Bankenbereich ein Ergebnis von 1,7 Prozent pro Jahr erzielt, bei mehreren »Nullmonaten« und einer Laufzeit von 29 Monaten, was nicht mal einem Inflationsausgleich entspricht. Der angedachte Tarifvertrag für die Auszubildenden und die Überarbeitung der Eingruppierungsmerkmale sind dabei nur Kosmetik. Arbeitszeitverkürzung war nie ein Thema, obwohl die Arbeitszeit seit nunmehr 30 Jahren auf 39 Stunden/Woche für die Vollzeitkraft festgeschrieben ist. Darüberhinaus gilt der Tarifvertrag nicht für die Beschäftigten der Volks- und Raiffeisenbanken, weil deren Arbeitgeberverband schon seit 15 Jahren Verhandlungen mit Verdi ablehnt und statt dessen mit dem DBV (einer »gelben« Gewerkschaft) verhandelt. Was Verdi als Streiks bezeichnet, war nur »das letzte Aufgebot«. Wenn am Bankenstandort 70.000 Beschäftigte im Bankenbereich arbeiten, Verdi zu einer »kämpferischen Mittagspause« aber nur 500 Beschäftigte »uff die Gass« bringt, dann ist das ein Armutszeugnis. Entsprechende Reaktionen gibt’s im Blog von Verdi Banken. Von mehr als 150 Teilnehmern spricht sich lediglich eine Handvoll für die Annahme aus, andere reagieren mit Frust oder Zorn. »Da steppt gerade der Bär.« Dass dem so ist, ist aber von Verdi selbst verschuldet. Weniger Personal, weniger Geld, weniger Bildungsmaßnahmen und der Mangel an einer gemeinsam erarbeiteten politischen Überzeugung (Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit anstelle der Sozialpartnerschaft) und deren Vermittlung in den Betrieb führen zu einem kontinuierlichen Niedergang von Verdi in diesem Fachbereich. Seit gestern ist bekannt, dass 20.000 Beschäftigte bei der Deutsche Bank AG ihren Job kurzfristig verlieren sollen. Jetzt müssten die roten Fahnen ausgerollt, die Megaphone »geölt« werden und die Druckerpressen heißlaufen, aber Verdi betreibt weiterhin »Business as usual«. Der Niedergang wird wohl nicht aufzuhalten sein.