Leserbrief zum Artikel Verteilaktion: Nicht nur »Fridays for Future«
vom 21.09.2019:
Zentrales Thema
Zum GGG-Kongress an der Fritz-Karsen-Schule (Berlin-Neukölln): Am 20. September war zu lesen, dass sich die junge Welt für Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit, guter Bildung für alle und internationale Solidarität einsetzt. Wie in der Wochenendausgabe vom 21./22. September berichtet wurde, bekamen die Teilnehmer unseres Jubiläumskongresses GGG, »Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule«, an der Fritz-Karsen-Schule (Neukölln) 300 Exemplare der Tageszeitung junge Welt überreicht. Warum? Weil wir genau für diese Werte stehen.
Vor 50 Jahren starteten die ersten Gesamtschulen in Westdeutschland, vor 50 Jahren wurde die Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule (GGG) zur Begleitung dieser Schulentwicklung gegründet. Diesen doppelten Anlass haben wir genutzt, das Erreichte einzuordnen, die weitere Entwicklung zu diskutieren, Forderungen zu formulieren und Handlungen zu planen.
Das mehrgliedrige Schulsystem, das dafür sorgt, dass Kinder und Jugendliche aufgrund ihrer Herkunftsfamilien bestimmten Schulsystemen zugeordnet werden, steht im krassen Gegensatz zum Grundgesetz und der UN-Behindertenrechtskonvention. In Berlin ist derzeit gut nachweisbar, dass das gegliederte System Teil des institutionalisierten Rassismus ist, dass Arme an bestimmten Schulen bzw. Schularten und natürlich Menschen mit Behinderung sowie Menschen aus Familien, die eher bildungsfern sind, stärker vertreten sind, als beispielsweise an den Gymnasien. Die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen (Migration/Integration, Inklusion, Globalisierung …) schlagen sich in der schulischen Arbeit nieder. Aussondernde, trennende Schulen (Privatschulen, Gymnasien, Sonderschulen) entziehen sich durch ausgewählte Schülerschaft teilweise diesen Herausforderungen. Nur durch die Einführung einer gemeinsamen, inklusiven Schule für tatsächlich alle Kinder kann diese Gemengelage aufgelöst werden.
Die Schulen sind gefragt, sich zu bewegen. Nicht die Kinder müssen zum Angebot passen, sondern das Angebot muss allen Kindern gerecht werden. Damit das auch allen Schulen möglich ist, müssen Bildungsausgaben höher sein als z. B. Rüstungsausgaben. Es kann nicht sein, dass einem Gymnasium, welches Kinder mit besonderem Förderbedarf aufnehmen will, verweigert wird, seine Klassenfrequenz zu senken. Es kann nicht sein, dass eine Schule, die ihre Schüler auch handwerklich fördern will, über Jahre darauf warten muss, dass ihre Werkstätten nach einem Wasserschaden wiederhergestellt werden. Es kann nicht sein, dass es immer noch Schulen gibt, die nicht barrierefrei sind. Es kann nicht sein, dass Schulen sich gezielt Schüler aussuchen bzw. »unpassende« Schüler nach einem Probejahr rausschmeißen. Es kann nicht sein, dass Kinder die Schule wechseln müssen, weil die personelle Betreuung nicht gesichert werden kann.
Die »gesellschaftsbildende Kraft« der schulischen Strukturen und Abläufe bzw. deren individuelle und gesellschaftliche Wirkungen und Nebenwirkungen waren zentrales Thema des Kongresses an der Fritz-Karsen-Schule (Neukölln) und sollten zentrales Thema aller parteipolitischen Debatten sein.
Vor 50 Jahren starteten die ersten Gesamtschulen in Westdeutschland, vor 50 Jahren wurde die Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule (GGG) zur Begleitung dieser Schulentwicklung gegründet. Diesen doppelten Anlass haben wir genutzt, das Erreichte einzuordnen, die weitere Entwicklung zu diskutieren, Forderungen zu formulieren und Handlungen zu planen.
Das mehrgliedrige Schulsystem, das dafür sorgt, dass Kinder und Jugendliche aufgrund ihrer Herkunftsfamilien bestimmten Schulsystemen zugeordnet werden, steht im krassen Gegensatz zum Grundgesetz und der UN-Behindertenrechtskonvention. In Berlin ist derzeit gut nachweisbar, dass das gegliederte System Teil des institutionalisierten Rassismus ist, dass Arme an bestimmten Schulen bzw. Schularten und natürlich Menschen mit Behinderung sowie Menschen aus Familien, die eher bildungsfern sind, stärker vertreten sind, als beispielsweise an den Gymnasien. Die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen (Migration/Integration, Inklusion, Globalisierung …) schlagen sich in der schulischen Arbeit nieder. Aussondernde, trennende Schulen (Privatschulen, Gymnasien, Sonderschulen) entziehen sich durch ausgewählte Schülerschaft teilweise diesen Herausforderungen. Nur durch die Einführung einer gemeinsamen, inklusiven Schule für tatsächlich alle Kinder kann diese Gemengelage aufgelöst werden.
Die Schulen sind gefragt, sich zu bewegen. Nicht die Kinder müssen zum Angebot passen, sondern das Angebot muss allen Kindern gerecht werden. Damit das auch allen Schulen möglich ist, müssen Bildungsausgaben höher sein als z. B. Rüstungsausgaben. Es kann nicht sein, dass einem Gymnasium, welches Kinder mit besonderem Förderbedarf aufnehmen will, verweigert wird, seine Klassenfrequenz zu senken. Es kann nicht sein, dass eine Schule, die ihre Schüler auch handwerklich fördern will, über Jahre darauf warten muss, dass ihre Werkstätten nach einem Wasserschaden wiederhergestellt werden. Es kann nicht sein, dass es immer noch Schulen gibt, die nicht barrierefrei sind. Es kann nicht sein, dass Schulen sich gezielt Schüler aussuchen bzw. »unpassende« Schüler nach einem Probejahr rausschmeißen. Es kann nicht sein, dass Kinder die Schule wechseln müssen, weil die personelle Betreuung nicht gesichert werden kann.
Die »gesellschaftsbildende Kraft« der schulischen Strukturen und Abläufe bzw. deren individuelle und gesellschaftliche Wirkungen und Nebenwirkungen waren zentrales Thema des Kongresses an der Fritz-Karsen-Schule (Neukölln) und sollten zentrales Thema aller parteipolitischen Debatten sein.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 28.09.2019.