Leserbrief zum Artikel 475 Neonazis mit Haftbefehl gesucht
vom 31.12.2020:
Behörden blind gegenüber Nazis
Wenn man sich als Antifaschistin, wie unlängst in Sachsen-Anhalt geschehen, nach einer Nazibedrohung von einem deswegen gerufenen Polizisten fragen lassen muss, woher ich denn wisse, »dass dies ein Nazi sei, ob der es auf seiner Stirn geschrieben habe«, so kommen bei mir schon Zweifel am Vermögen, die »mit Haftbefehl gesuchten Neonazis« tatsächlich zu finden, denn die haben ganz sicher nicht auf ihre Stirn geschrieben: »Ich bin ein Nazi«! Ich erlebe es seit Jahrzehnten immer wieder, wie Polizei und Ermittlungsbehörden strafrechtlich relevante Naziaktivitäten ignorieren und verharmlosen. Na ja, im Gegensatz dazu sehe ich bei meinen Aktionen gegen den sichtbaren Nazidreck, geschrieben nicht auf die Stirn der Urheberinnen und Urheber, sondern im öffentlichen Raum, mehr Polizei – und Ermittlungseifer. Daher war es mir ein großes Vergnügen, mich gerade ganz bewusst für die Beschädigung einer »politisch motivierten Sachbeschädigung« am 17. Juni 2020 in Halle-Trotha selbst anzuzeigen! Das große Hakenkreuz auf einem Antifa-Graffito habe ich mit einem großen roten Herzen übersprayt – mit größter Genugtuung!