Aus: Ausgabe vom 04.02.2008, Seite 3 / Schwerpunkt
Hintergrund: Kettenreaktion
Wenn die in den Medien erzählte Geschichte stimmt, wurde der neue Streit um die militärische Aufgabenverteilung in Afghanistan von Kanada ausgelöst. Im Dezember hatte Außenminister Maxime Bernier seine Kollegin Condoleezza Rice bei einem Besuch in Washington »darauf aufmerksam gemacht«, daß der Einsatz kanadischer Kampftruppen in der umkämpften Südprovinz Kandahar nur noch bis Ende Januar 2009 befristet ist. Eine Verlängerung sei problematisch, da nicht nur die kanadische Bevölkerung, sondern auch die Mehrheit des Parlaments inzwischen den Einsatz ablehnt. Die USA könnten der Minderheitsregierung in Ottawa aber durch eine Verstärkung ihrer eigenen Truppen psychologisch helfen, so Berniers Botschaft.
Im Januar wurde Premierminister Stephen Harper noch deutlicher: Kanada werde das Mandat seiner 2500 Soldaten nur verlängern, wenn von anderer Seite weitere 1000 Mann Kampftruppen nach Kandahar geschickt werden. Bei der offensiven Aufstandsbekämpfung sind dort schon 78 Kanadier ums Leben gekommen, fast alle in den letzten zwei Jahren.
Die USA reagierten auf Harpers Ultimatum mit der Ankündigung, zusätzlich zu ihren jetzt 26000 Mann demnächst 3200 Marines nach Afghanistan zu entsenden. 2200 von ihnen sollen dem Regionalkommando Süd der ISAF unterstellt und in den Provinzen Kandahar und Helmand eingesetzt werden. Die übrigen 1000 werden laut Planung bei der Ausbildung afghanischer Streitkräfte mitwirken. Die US-amerikanische Verstärkung soll im März eintreffen. Ihr Einsatz ist jedoch von vornherein auf etwa sieben Monate befristet, endet also im Oktober oder November.
Danach müssen die Marines in Südafghanistan durch Kampftruppen anderer NATO-Staaten ersetzt werden. Das ist im wesentlichen die Botschaft des Briefs von US-Verteidigungsminister Robert M. Gates an mehrere verbündete Regierungen, der in Berlin so demonstrative Empörung hervorgerufen hat. Das bislang geheimgehaltene Schreiben enthält in der von der Bild-Zeitung am 2. Februar veröffentlichten Fassung keine konkrete Anforderung, also auch nicht das in deutschen Medien kolportierte Verlangen nach 1000 Gebirgsjägern der Bundeswehr.
Insgesamt sucht die NATO derzeit 7500 zusätzliche Soldaten für Afghanistan. Die jetzt angekündigten 3200 US-Marines füllen diese Lücke nur knapp zur Hälfte – und auch das nur für kurze Zeit. (km)
Im Januar wurde Premierminister Stephen Harper noch deutlicher: Kanada werde das Mandat seiner 2500 Soldaten nur verlängern, wenn von anderer Seite weitere 1000 Mann Kampftruppen nach Kandahar geschickt werden. Bei der offensiven Aufstandsbekämpfung sind dort schon 78 Kanadier ums Leben gekommen, fast alle in den letzten zwei Jahren.
Die USA reagierten auf Harpers Ultimatum mit der Ankündigung, zusätzlich zu ihren jetzt 26000 Mann demnächst 3200 Marines nach Afghanistan zu entsenden. 2200 von ihnen sollen dem Regionalkommando Süd der ISAF unterstellt und in den Provinzen Kandahar und Helmand eingesetzt werden. Die übrigen 1000 werden laut Planung bei der Ausbildung afghanischer Streitkräfte mitwirken. Die US-amerikanische Verstärkung soll im März eintreffen. Ihr Einsatz ist jedoch von vornherein auf etwa sieben Monate befristet, endet also im Oktober oder November.
Danach müssen die Marines in Südafghanistan durch Kampftruppen anderer NATO-Staaten ersetzt werden. Das ist im wesentlichen die Botschaft des Briefs von US-Verteidigungsminister Robert M. Gates an mehrere verbündete Regierungen, der in Berlin so demonstrative Empörung hervorgerufen hat. Das bislang geheimgehaltene Schreiben enthält in der von der Bild-Zeitung am 2. Februar veröffentlichten Fassung keine konkrete Anforderung, also auch nicht das in deutschen Medien kolportierte Verlangen nach 1000 Gebirgsjägern der Bundeswehr.
Insgesamt sucht die NATO derzeit 7500 zusätzliche Soldaten für Afghanistan. Die jetzt angekündigten 3200 US-Marines füllen diese Lücke nur knapp zur Hälfte – und auch das nur für kurze Zeit. (km)
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