Aus: Ausgabe vom 28.02.2008, Seite 3 / Schwerpunkt
Werksgeschichte: Malochelied
Schließungsdrohungen erlebte die Belegschaft des Bochumer Werks – das 1956 unter dem Namen Graetz gegründet wurde, 1971 bis 1981 Teil des Unternehmens Sel war und seit 1989 zum finnischen Nokia-Konzern gehört – schon viele. In den 1970er und 80er Jahren ging es dabei zumeist um eine Verlagerung nach Singapur. Zum Teil leistete die Belegschaft in dieser Zeit selbständig Widerstand.
So in den 80ern, als die Unternehmensberater von McKinsey in den Betrieb kamen, um weitere Rationalisierungsmaßnahmen vorzubereiten. Unter den Frauen am Band bildete sich daraufhin eine »Malocherinnengruppe«, die unregelmäßig eine kleine Betriebszeitung mit Namen Das Schmierblatt veröffentlichte. In den Abteilungen kam es immer wieder zu überraschenden Aktionen, zu Umzügen im Betrieb und unangemeldeten Demonstrationen gegen Mc Kinsey. Dabei entstand dieses Lied. (wh)
Montag morgen 6 Uhr 10 / Mein Kopf ist leer, ich kann kaum stehn. / Schon auf dem Flur haut mich der Meister an: /
Schon wieder zu spät, du faule Frau, / du warst wohl gestern wieder blau, / jetzt mach dich endlich an die Arbeit ran!
Refrain: Ach laß mich, ach leck mich doch! / Diese Schicht, die mach ich noch, / wer weiß, ob wir uns morgen wiedersehn.
Bald laß ich hier die Sau raus,/ dann ist für euch der Ofen aus, / es dauert nicht mehr lang.
Dann am Band merk ich genau,/ die Arbeit ist hier echt nicht lau,/ die Finger brenn’‚ der Rücken tut mir weh.
Das geht mir alles viel zu flott,/ schon wieder muß ich auf den Pott, / und keine Springerin ist in der Näh.
Der Ofen stinkt, die Luft ist heiß, / mir läuft schon wieder voll der Schweiß, / die Nachbarin ist bleich, sie kippt gleich um.
Jetzt streikt auch noch der Lüftungsschacht, / dabei ist es erst zehn vor acht, / und die Maloche lange noch nicht um.
Karin meint, Brigitte auch, / jetzt ist genug mit diesem Schlauch. / Wir nehmen uns nen Schein und gehn hier raus.
Wir fahren mal zwei Wochen weg / und bleiben morgens lang im Bett, / dann denken wir uns ganz was Fettes aus.
Kommen wir nach Graetz zurück; / machen wir am Band kein Stück, / die Maloche habn wir nämlich satt.
Wir schmeißen alle Meister raus / und machen Putz im ganzen Haus, / dann setzen wir die Bonzen noch schachmatt.
Was meint ihr, das wär doch was, / endlich habn auch wir mal Spaß. / Schon viel zu lange gingen wir kaputt.
Jetzt lassen wir die Sau raus, / der Ofen ist für euch jetzt aus, / und nichts bleibt wie es war.
* Quelle: »Montags biste sowieso geschafft – Frauen am Fließband erzählen« Hamburg: Junius Verlag 1982
So in den 80ern, als die Unternehmensberater von McKinsey in den Betrieb kamen, um weitere Rationalisierungsmaßnahmen vorzubereiten. Unter den Frauen am Band bildete sich daraufhin eine »Malocherinnengruppe«, die unregelmäßig eine kleine Betriebszeitung mit Namen Das Schmierblatt veröffentlichte. In den Abteilungen kam es immer wieder zu überraschenden Aktionen, zu Umzügen im Betrieb und unangemeldeten Demonstrationen gegen Mc Kinsey. Dabei entstand dieses Lied. (wh)
Montag morgen 6 Uhr 10 / Mein Kopf ist leer, ich kann kaum stehn. / Schon auf dem Flur haut mich der Meister an: /
Schon wieder zu spät, du faule Frau, / du warst wohl gestern wieder blau, / jetzt mach dich endlich an die Arbeit ran!
Refrain: Ach laß mich, ach leck mich doch! / Diese Schicht, die mach ich noch, / wer weiß, ob wir uns morgen wiedersehn.
Bald laß ich hier die Sau raus,/ dann ist für euch der Ofen aus, / es dauert nicht mehr lang.
Dann am Band merk ich genau,/ die Arbeit ist hier echt nicht lau,/ die Finger brenn’‚ der Rücken tut mir weh.
Das geht mir alles viel zu flott,/ schon wieder muß ich auf den Pott, / und keine Springerin ist in der Näh.
Der Ofen stinkt, die Luft ist heiß, / mir läuft schon wieder voll der Schweiß, / die Nachbarin ist bleich, sie kippt gleich um.
Jetzt streikt auch noch der Lüftungsschacht, / dabei ist es erst zehn vor acht, / und die Maloche lange noch nicht um.
Karin meint, Brigitte auch, / jetzt ist genug mit diesem Schlauch. / Wir nehmen uns nen Schein und gehn hier raus.
Wir fahren mal zwei Wochen weg / und bleiben morgens lang im Bett, / dann denken wir uns ganz was Fettes aus.
Kommen wir nach Graetz zurück; / machen wir am Band kein Stück, / die Maloche habn wir nämlich satt.
Wir schmeißen alle Meister raus / und machen Putz im ganzen Haus, / dann setzen wir die Bonzen noch schachmatt.
Was meint ihr, das wär doch was, / endlich habn auch wir mal Spaß. / Schon viel zu lange gingen wir kaputt.
Jetzt lassen wir die Sau raus, / der Ofen ist für euch jetzt aus, / und nichts bleibt wie es war.
* Quelle: »Montags biste sowieso geschafft – Frauen am Fließband erzählen« Hamburg: Junius Verlag 1982
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