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Aus: Ausgabe vom 12.03.2008, Seite 13 / Feuilleton

All that Jazz

Heute feiert der Pianist und Bandleader Paul Kuhn seinen 80. Geburtstag live auf der Bühne in seinem Geburtsort Wiesbaden, unter anderem mit dem Paul Kuhn Trio und dem Film­orchester Babelsberg. Bis heute gehört er zu dem halben Dutzend deutscher Jazzmusiker, die von ihrer Musik leben können.

Kuhn spielte schon als Kind unter den Nazis öffentlich Akkordeon auf der Berliner Funkausstellung. Nach dem Krieg war er lange Zeit der einzige deutsche angestellte Musiker beim US-Soldatensender AFN. Er beherrschte das gesamte Glenn-Miller-Repertoire. Seine große Zeit waren die 50er und 60er im kleinbürgerlich-verschmitzten wie kunststoffpulli-verschwitzten Westberliner Antikommunismus, zu dessen Ringelreihen-Partylaune er Hits wie »Es gibt kein Bier auf Hawai« oder »Der Mann am Klavier« erfand. Ab 1968 leitete er die SFB-Big-Band. 1980 wurde er gefeuert, er war dem SFB zu teuer geworden. Kuhn zog nach Köln um und machte mit der Paul Kuhn Big Band weiter, was ihm 1994 ein Jahr auf Bewährung eintrug, da er eine Million DM an Steuern hinterzogen hatte. Jahr für Jahr veranstaltet Kuhn, der mittlerweile fast nichts mehr sehen kann und über drei Bypässe und eine neue Herzklappe verfügt, eine Abschiedstour nach der nächsten. Motto: »Wenn ich Klavier spiele, sind alle Schmerzen weg«.


Übrigens wurde das Paul-Kuhn-Pendant des Ostens, der Bandleader und Klarinettist Günter Gollasch, am Samstag 85. (jW)