Aus: Ausgabe vom 27.03.2008, Seite 12 / Feuilleton
Wer war Dr. Eden?
In Oldenburg gibt es keine Dr.-Eden-Straße mehr. Anfang des Monats wurde diese nach einem Nazi-Arzt titulierte Straße am Klinikum Oldenburg umbenannt – derart dezent, daß es fast niemand mitbekam. Paul Anton Theodor Eden war Arzt am Peter-Ludwig-Hospital in Oldenburg, wo er um 1900 eine renommierte chirurgische Abteilung aufbaute. Kurz vor seiner Pensionierung wirkte er 1934–1935 an den verbrecherischen Zwangssterilisationen der Nazis mit.
Eine Forschergruppe an der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg, die die Gesundheits- und Sozialpolitik der Nazis in der Region untersucht, hatte herausgefunden, daß Eden zu den 153 namentlich bekannten Ärzten im Oldenburger Land gehört, die sich als Chirurgen, als Gutachter oder als verantwortliche Leiter einer Klinik bei der Durchführung des 1934 von den Nazis erlassenen »Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses« an Gewalttaten beteiligt hatten. Diese Ärzte verstümmelten Menschen und brachten sie um ihre Fruchtbarkeit. Zu ihnen zählten auch die Patienten der Heil- und Pflegeanstalten, von denen viele danach ermordetet wurden, allein in der oldenburgischen Heil- und Pflegeanstalt Wehnen mindestens 1500 Patienten zumeist durch Aushungerung.
Es bildete sich eine Initiative Oldenburger Bürger, die von der Stadt die Umbenennung der Straße forderten. Nach einem Jahr wurde nun der Name Dr. Eden aus dem Straßenbild entfernt. Wer aber dieser Dr. Eden war, das interessierte dabei eigentlich niemanden. »So kann man die Vergangenheit einfach verschwinden lassen«, sagt der Historiker Ingo Harms, Mitglied der Forschergruppe. Rahel Straus (1880–1963) übrigens, die neue Namensgeberin der ehemaligen Dr.- Eden-Straße, war auch Ärztin. Eine der ersten in Deutschland – sie mußte 1933 nach Palästina emigrieren. (sl)
Eine Forschergruppe an der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg, die die Gesundheits- und Sozialpolitik der Nazis in der Region untersucht, hatte herausgefunden, daß Eden zu den 153 namentlich bekannten Ärzten im Oldenburger Land gehört, die sich als Chirurgen, als Gutachter oder als verantwortliche Leiter einer Klinik bei der Durchführung des 1934 von den Nazis erlassenen »Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses« an Gewalttaten beteiligt hatten. Diese Ärzte verstümmelten Menschen und brachten sie um ihre Fruchtbarkeit. Zu ihnen zählten auch die Patienten der Heil- und Pflegeanstalten, von denen viele danach ermordetet wurden, allein in der oldenburgischen Heil- und Pflegeanstalt Wehnen mindestens 1500 Patienten zumeist durch Aushungerung.
Es bildete sich eine Initiative Oldenburger Bürger, die von der Stadt die Umbenennung der Straße forderten. Nach einem Jahr wurde nun der Name Dr. Eden aus dem Straßenbild entfernt. Wer aber dieser Dr. Eden war, das interessierte dabei eigentlich niemanden. »So kann man die Vergangenheit einfach verschwinden lassen«, sagt der Historiker Ingo Harms, Mitglied der Forschergruppe. Rahel Straus (1880–1963) übrigens, die neue Namensgeberin der ehemaligen Dr.- Eden-Straße, war auch Ärztin. Eine der ersten in Deutschland – sie mußte 1933 nach Palästina emigrieren. (sl)
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