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Aus: Ausgabe vom 04.07.2008, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Ingrid Betancourt

Die heute 46jährige Ingrid Betancourt ist eine ambitionierte Politikerin. 2002 bewarb sie sich sogar um die kolumbianische Präsidentschaft. Auf einer Wahlkampfreise wurde die Politikerin der Partido Verde Oxígeno (Partei Grüner Sauerstoff) im Süden des Landes von den Revolutionären ­Streitkräften Kolumbiens (FARC) gefangengenommen. Die Regierung rügte später, daß sie entgegen offiziellen Warnungen in das von den Rebellen kontrollierte Gebiet gefahren war. Kurz zuvor hatte der damalige Präsident Andrés Pastrana Friedensverhandlungen mit den FARC abgebrochen.

Betancourt wurde am 25.Dezember 1961 in Bogatá geboren und wuchs sowohl in Kolumbien als auch in Frankreich auf. Sie stammt aus einer kolumbianischen Politikerfamilie. Ihr Vater, Gabriel Betancourt, bekleidete zeitweilig Ministerposten, ihre Mutter, Yolanda Pulecia, war Abgeordnete. In Paris studierte Ingrid Betancourt Politikwissenschaften, internationale Beziehungen und Handel an einer Eliteuniversität. Durch ihre Heirat mit dem französischen Diplomaten Fabrice Delloye erhielt sie dessen Staatsbürgerschaft. Nach ihrer Rückkehr aus Paris arbeitete sie zunächst im Finanz­ministerium in Bogotá, 1994 wurde sie in das Repräsentantenhaus gewählt. 1998 zog sie für die Grüne Partei, die sie mitgegründet hatte, in den Senat ein.

Betancourt hatte sich vor ihrer Entführung mehrmals mit Vertretern der Guerilla getroffen, um über eine friedliche Lösung des bewaffneten Konflikts in Kolumbien zu diskutieren. Am 23. Februar 2002 geriet sie bei einer Straßensperre in der Nähe der Ortschaft San Vicente del Caguán in die Hand der Rebellen. Ende November 2007 tauchte erstmals nach vier Jahren wieder ein Lebens­zeichen von Betancourt auf: Die kolumbianische Regierung hatte Videos, Fotos und Briefe der Franco-Kolumbianerin freigegeben, die bei der Festnahme von FARC-Rebellen im Oktober beschlagnahmt worden waren. Das Video zeigte die stark abgemagerte Betancourt auf einer Holzbank im Dschungel sitzend. Im Januar ließen die FARC Betancourts frühere Wahlkampfmanagerin Clara Rojas sowie die ehemalige Parlamentarierin Consuelo González frei, nachdem der Präsident Venezuelas, Hugo Chávez, monatelang zwischen den Rebellen und der kolumbianischen Regierung vermittelt hatte. Ende Februar entließen die FARC vier weitere Gefangene.


Der Druck für eine Freilassung Betancourts war in den vergangenen Wochen wegen ihres Gesundheitszustands gewachsen. Die Franko-Kolumbianerin soll an Hepatitis B sowie an einer durch Insektenstiche hervorgerufenen Hautinfektion leiden.

(tber)

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