Aus: Ausgabe vom 15.07.2008, Seite 3 / Schwerpunkt
UNICEF beklagt miese Bildungschancen
Etwa 17 Prozent der Jugendlichen mit Migrationshintergrund verlassen die Schule ohne einen Abschluß, heißt es im aktuellen UNICEF-Bericht »Zur Lage von Kindern in Deutschland«.Selbst wenn die Jugendlichen aus Zuwandererfamilien in der Schule erfolgreich seien, hätten sie nach ihrem Abschluß mit Vorbehalten zu kämpfen, beklagt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Ihre Chance, bei gleichen Fachleistungen einen Ausbildungsplatz zu bekommen, sei um ein Mehrfaches geringer als bei ihren Altersgenossen ohne Migrationshintergrund – vor allem bei niedrigeren Schulabschlüssen. Die Bildungschancen eines Kindes in Deutschland hingen vergleichsweise viel stärker als in anderen Ländern davon ab, wo es lebt und wo es herkommt, heißt es in UN-Report weiter. Der Schulabschluß der Eltern, Arbeitslosigkeit im Wohnumfeld, die durchschnittliche Zahl der Bücher im Haushalt sowie der Migrantenanteil seien entscheidende Indikatoren für den Schulerfolg. Kinder aus ausländischen Familien besuchten in den ersten Lebensjahren seltener einen Kindergarten. In Sonder- und Hauptschulen seien sie stark überrepräsentiert und erreichten seltener höhere Schulabschlüsse. Viele Konflikte, die einem erfolgreichen Schulbesuch im Weg stehen, verschärften sich noch bei Familien, die über einen unsicheren Aufenthaltsstatus verfügten.
30 Prozent der Migrantenkinder sind von Armut bedroht. Das hat sich sogar neuerlich bis in Ursula von der Leyens Bundesfamilienministerium herumgesprochen. Freilich wurden aus dieser Erkenntnis keine Schlüsse gezogen. Der Bildungsforscher Rainer Lehmann kritisiert, es bestehe zwar grundsätzlich ein breiter Konsens darüber, daß eine frühzeitige, qualitativ gute Sprachförderung vor allem für Kinder aus anderen Kulturkreisen deren Lebenschancen nachhaltig verbesserten. Trotzdem sei kaum festzustellen, daß die Bundesländer und Kommunen entsprechend investieren und Angebote schaffen. (düp)
30 Prozent der Migrantenkinder sind von Armut bedroht. Das hat sich sogar neuerlich bis in Ursula von der Leyens Bundesfamilienministerium herumgesprochen. Freilich wurden aus dieser Erkenntnis keine Schlüsse gezogen. Der Bildungsforscher Rainer Lehmann kritisiert, es bestehe zwar grundsätzlich ein breiter Konsens darüber, daß eine frühzeitige, qualitativ gute Sprachförderung vor allem für Kinder aus anderen Kulturkreisen deren Lebenschancen nachhaltig verbesserten. Trotzdem sei kaum festzustellen, daß die Bundesländer und Kommunen entsprechend investieren und Angebote schaffen. (düp)
Hans Bertram (Hg.): Mittelmaß für Kinder - Der UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland. Verlag C.H. Beck, München 2008, 304 Seiten, 12,95 Euro * ISBN: 978 3 406 548 280, Zusammenfassung im Internet: unicef.de/5497.html
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