Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 11.08.2008, Seite 15 / Politisches Buch

Neu erschienen: W & F

Das neue Quartalsheft von Wissenschaft und Frieden hat den Schwerpunkt »Religion als Konfliktfaktor«. Wer denkt da nicht zuerst an die Islamisten und »9/11«. Albert Fuchs warnt im Editorial vor Vereinfachungen und führt wider die allerorten geführten Polemiken gegen den Islam aus, wie sich die Muslime während des Völkermordes 1994 in Ruanda verhalten haben. »Von Anfang April bis Mitte Juli verloren in diesem nominell christlichen Land 800000 bis 1000000 Menschen ihr Leben. In nur 100 Tagen töteten Angehörige der Hutu-Mehrheit wenigstens 75 Prozent der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit sowie moderate Hutu, die sich am Völkermord nicht beteiligten oder sich aktiv dagegen einsetzten.« Bis auf die Zeugen Jehovas seien alle christlichen Gemeinschaften in das Massenmorden verstrickt gewesen. Besondere Mitverantwortung trägt laut Fuchs die katholische Kirche mit ihren engen Kontakten zur Machtspitze.

Dagegen hätten die Muslime als Minderheit (etwa fünf Prozent der Bevölkerung) Distanz zum politischen System gehabt. Frühzeitig hätten muslimische Geistliche vor der Haß- und Gewaltpropaganda gewarnt sowie Gewalt als unislamisch und koranwidrig verurteilt. Durch das Ausspionieren von Hutu-Milizen hätten zudem Einsätze von Todesschwadronen verhindert werden können. »Sie begründeten ihre Hilfe, die Bedürftigen gleich welcher Stammes- und Religionszugehörigkeit zukam, ausdrücklich mit ihrem Glauben: Daß der Koran Gewaltlosigkeit lehre und Mord als Sünde verurteile, alle Menschen als gleich betrachte und den Schutz der Schwachen und Unterdrückten fordere«, schreibt Fuchs. Im postgenozidären Ruanda forderte der Präsident die Muslime auf, andere Ruander zu lehren, wie man zusammenlebt. »Führende Muslime sehen es nun als ihre Aufgabe an, zur Versöhnung von Tutsi und Hutu beizutragen und bezeichnen diese Obliegenheit als den ›Dschihad‹ in Ruanda.«

Vor dem Hintergrund der geplanten Ausweitung des Bundeswehreinsatzes am Hindukusch sei an dieser Stelle zudem der Aufsatz »Talibanistan oder das Ende der staatlichen Ordnung« von Conrad Schetter hervorgehoben.


Als Sonderbeilage liegt W & F das 20seitige Dossier »Sozialabbau und Rekrutierungsstrategien der Bundeswehr« von Jonna Schürkes, Heiko Humburg und Jürgen Wagner bei. Es kann auch als Unterrichtsmaterial verwendet werden. W & F präsentiert sich ab sofort neu im Internet. Unter wissenschaft-und-frieden.de sind alle Artikel und Dossiers seit 1983 im Volltext zu finden. Von den letzten acht Ausgaben werden jeweils einzelne Beiträge ins Netz gestellt, die übrigen werden mit Kurztext vorgestellt.

(jW)

W & F, Heft 3/2008: Religion als Konfliktfaktor. 60 Seiten, 7,50 Euro. Bezug: BdWi-Verlag, Gisselberger Straße 7, 35037 Marburg. E-Mail: bdwi@bdwi.de

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