Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 21. / 22. Dezember 2024, Nr. 298
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 15.08.2008, Seite 3 / Schwerpunkt

Dokumentiert. (Nicht ganz) ohne Bremsen

Das ARD-Magazin »Monitor« zeigte in seiner Sendung am Donnerstag zwei Schreiben, die der Eisenbahnbetriebsleiter der Deutschen Bahn AG Dieter Zöll an die Aufsichtsbehörde EBA (Eisenbahn-Bundesamt) richtete. Als Hintergrund: Bei dem Eisenbahnbetriebsleiter handelt es sich um eine im Juli 2000 durch Verordnung der Bundesregierung neu geschaffene Position, mit der die Verpflichtung der Eisenbahn gewährleistet werden sollte, »ihren Betrieb sicher zu führen und (...) in betriebssicherem Zustand zu halten«. Diese Funktion wurde als Konsequenz aus dem tragischen Eisenbahnunfall in Brühl Anfang 2000 neu geschaffen. Die zwei Briefe zeigen allerdings, daß selbst bei dieser Kontrollfunktion die Wirtschaftlichkeit vor der Sicherheit rangiert.

Im ersten Brief vom 5. August 2008 heißt es u.a.: »Als weiteres übersenden wir Ihnen (...) die ausstehenden Berechnungen für den Laufradsatz der BR 406 (3 Wellenbremsscheiben) aus dem Werkstoff A4T, einmal für 17,6 T/Achse und einmal für 17,8 T/Achse (...) Für diesen Laufradsatz, der nur bei den Mehrsystemzügen BR 406 eingesetzt werden kann, wird die Dauerfestigkeit in zwei Querschnitten nicht nachgewiesen (...) Zusammen mit dem Hersteller (Bochumer Verein VTG; d.Red.) klären wir kurzfristig Möglichkeiten, den Zustand dergestalt zu verändern, daß eine Dauerfestigkeit vorliegt. (...) Zur Kompensation des (...) nicht führbaren Dauerfestigkeitsnachweises (...) werden wir in den Triebzügen BR 406 im Mittelwagen 406.6 (...) die Toiletten verschließen und diesen Mittelwagen ohne Betriebsstoffe (Frisch- und Abwasser) einsetzen, wodurch wir entsprechend der Massenermittlung die Last des Wagens um 735 kg reduzieren.«

Am 8. August 2008 schrieb derselbe Eisenbahnbetriebsleiter Zöll an das EBA in einem ergänzenden Brief, daß die Maßnahme Schließung der Toiletten »kurzfristig« eingeleitet worden sei, daß man aber eine »alternative Entlastung der Radsatzwellen« habe »verifizieren lassen«. Konkret: »Vor diesem Hintergrund verzichten wir auf das Schließen der Toilette und schalten außerhalb des französischen Netzes – ausgenommen den Abschnitt Saarbrücken–Forbach – die WB (= Wirbelstrombremsen; d. Red.) aus. Auf dem Abschnitt Saarbrücken–Forbach und innerhalb des französischen Netzes besteht eine Platzreservierungspflicht, so daß auf diesen Strecken durch die reduzierte Reisendenzahl eine Entlastung der Radsatzwellen besteht. (...) Das Ausschalten der WB am Wagen 406.6 haben wir heute vormittag über die Zentrale Transportleitung (...) für die im Einsatz befindlichen Triebzüge BR 406 angewiesen. Die entsprechende ad-hoc-Weisung wird heute verteilt.«

(jW)

Mehr aus: Schwerpunkt