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Aus: Ausgabe vom 04.10.2008, Seite 16 / Aktion

Rettung naht!

Denn Zeitungen, die Tips zur Rettung des Systems geben, sind nicht zu retten
Von Dietmar Koschmieder
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Das kapitalistische Wirtschaftssystem beruht nicht auf Planung. Es unterliegt Gesetzmäßigkeiten, deren Auswirkungen aufgrund der anarchistischen Grundstruktur nur zum Teil vorhersehbar sind. Mit verheerenden Folgen. Dieses System hat schon deshalb keine Perspektive. Ob der aktuellen Krise schon der Zusammenbruch folgt oder ob wir »nur« eine brutale Marktbereinigung erleben, weiß daher zur Zeit keiner. Klar aber ist, daß »die Allgemeinheit die Zeche übernimmt«, wie es dazu im Leitartikel der jungen Welt vom 23.September heißt.

Einen Tag später wettert Jürgen Elsässer im Neuen Deutschland gegen diesen Beitrag. Die Krise biete der Linken »größte Chancen zur Intervention im Hier und Jetzt«, schreibt der euphorisierte Kolumnist des sich sozialistisch nennenden Blattes, und weiter: »...denn selbstverständlich wird sich das System gravierend verändern, und es ist überhaupt nicht ausgemacht, daß die Allgemeinheit die Zeche zahlt«. Hui, und wie soll das gehen? Auch da weiß Elsässer Rat: Unter der Überschrift »Merkel stützen!« (nein, kein Druckfehler) soll sich die Linke »an die Spitze der Bewegung gegen den angloamerikanischen Heuschreckenkapitalismus setzen«. Ratlosen Politikern präsentiert er ein »Sofortprogramm zum Schutz der Volkswirtschaft«. Am Schluß gibt er zu, daß das »System« so nicht beseitigt würde. Aber »die Dominanz des parasitären Finanzkapitals und der USA« würden »unterminiert«. Rettung naht also – fragt sich nur, für wen.

Daß man auch andere Interessen vertreten kann, lesen Sie wiederum in der jungen Welt vom 1. Oktober. Aleka Papariga, Generalsekretärin der KP Griechenlands, meint dort: »Gegen den Strom schwimmend erklären wir, daß das griechische Volk eine instabile Regierung, ein instabiles volksfeindliches politisches System nicht nur nicht fürchtet, sondern geradezu auf dessen Instabilität hinarbeiten sollte, natürlich immer durch Schläge der Arbeiter- bzw. Volksbewegung und mit dem Ziel des finalen Gegenangriffs (...) Es braucht einen entschiedenen Kampf, der die Machtfrage stellt. Das ist der einzige Weg für die Arbeiter und für das Volk. Eine neue politische Herrschaft in seinem Interesse, aber unter den alten Eigentumsverhältnissen ist dazu verurteilt zu scheitern.«

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