Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 21. / 22. Dezember 2024, Nr. 298
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 07.02.2009, Seite 16 / Aktion

Typisch Terrorosten

Dank der Unterstützung vieler Leserinnen und Leser steht Rosa Luxemburg wieder zwischen junge Welt und Karl-Liebknecht-Haus
Frisch enthüllt: Werk von Leser, Künstler, Redaktion
Frisch enthüllt: Werk von Leser, Künstler, Redaktion
Zuerst kam das Erste: Schon im Dezember meldete rbb-online.de, daß in Berlin-Mitte am Rosa-Luxemburg-Platz »im kommenden Jahr eine lebensgroße Statue der gleichnamigen Sozialistenführerin aufgestellt werden« soll. Das Zweite ließ aber auch nicht lange auf sich warten: Am 11. Januar berichtet heute.de: »Berlin bekommt neue Rosa-Luxemburg-Statue.« Der interessante Beitrag endet folgendermaßen: »Am 15. Januar wird Rosa Luxemburg von Soldaten verschleppt und ermordet. ›Der Befehl dazu kam wahrscheinlich von oben, also von der militärischen Führung‹, sagt Klaus Schröder (Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat an der FU Berlin, die Red.). Die Befürworter der Weimarer Republik hätten sich der Kritikerin wohl entledigen wollen. ›Für die war Luxemburg Gesindel – auch ein Grund dafür, warum man ihre Leiche in den Landwehrkanal geworfen hat.‹ 90 Jahre ist das her. Seit diesem Wochenende erinnert daran nun die Rosa-Luxemburg-Statue am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte.«

Noch vor dem Zweiten kam aber der Focus. Unter dem Titel »Giftmischerin und Halunken« berichtet das Magazin in Heft 2/09: »Es wird das elfte Denkmal für die Mitbegründerin der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in der Hauptstadt sein, dieses Mal aufgestellt durch die linke Tageszeitung Junge Welt. Auch Straßen, Plätze, U-Bahnhöfe und Schulen werden da vom Focus unter dem Begriff Denkmal subsumiert. »Von ihrem Widersacher, dem Reichspräsidenten Ebert, ist der Nachwelt nur wenig geblieben. Nicht ein Denkmal in Berlin ehrt den Mann, der Deutschland die Demokratie brachte.« Bei Ebert zählen dann halt Plätze und Straßen nicht mehr mit. Und wie das sich mit dem Verhältnis von Demokratie und Terror so verhält, wissen dann die Focus-Leser ganz genau. In Kommentaren zu einem Focus-online-Beitrag zum 90.Jahrestag dürfen sie sich mal so richtig austoben (Rechtschreibung wie vorgefunden): »Wir haben es doch erlebt – zumindest die Auswirkungen – Nazis, Kommunisten, Liebknecht, Hitler, Stalin, Ulbricht, Honnecker. Wieviel Beweise brauchen wir noch, um zu erkennen, dass das alles ›domm tüch‹ ist? (...) Die Lösung der derzeitigen weltweiten Probleme liegt nicht in Ultralinkem oder -rechtem Gedankengut, sondern einzig in unseren Grundtugenden: Fleiß, Genauigkeit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Ideenreichtum. (...)« Ein anderer meint: »Es ist völlig überflüssig so ein Gedöns über die beiden gewaltätigen Terroristen zu machen. Mit Schande sieht man es wenn vor den Gräbern mit verfassungsfeindlichen Symbolen demonstriert wird. Andere Gräber werden auch nach 25 Jahren neu belegt.« Ein anderer fordert kurz und bündig: »Die SPD braucht heute einen neuen Noske!« Abschließend der Beitrag eines weiteren Analysten: »Sparatkus, Rosa Luxemburg und Co. würde heute als Terrorosten bezeichnet werden. Wer seine Ziele, die Abschaffung des Kapitalismus mit Gewalt durchsetzen will, und nichts anderes war es – ist in der heutigen Denkweise ein Terrorist. Nur die Form der Gewalt war eine andere. Während heutige Terrorosten auf Guerilla-Taktik und Verborgenheit setzen, gabs damals Barrikaden.«

Terror, Osten, Rosa Luxemburg. Jedenfalls steht das Denkmal und wir danken allen, die dies ermöglicht haben. Vor allem den Künstlern Rolf Biebl und Thomas J. Richter, Michael Mäde von der Ladengalerie, Stefan Huth von der Thema-Redaktion und allen anderen Beteiligten. Vor allem aber auch den vielen Spendern, die mit insgesamt 7537,52 Euro die praktische Umsetzung dieser wunderbaren Idee ermöglicht haben.

Verlag, Redaktion, Genossenschaft

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Mehr aus: Aktion