Aus: Ausgabe vom 07.02.2009, Seite 16 / Aktion
Typisch Terrorosten
Noch vor dem Zweiten kam aber der Focus. Unter dem Titel »Giftmischerin und Halunken« berichtet das Magazin in Heft 2/09: »Es wird das elfte Denkmal für die Mitbegründerin der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in der Hauptstadt sein, dieses Mal aufgestellt durch die linke Tageszeitung Junge Welt. Auch Straßen, Plätze, U-Bahnhöfe und Schulen werden da vom Focus unter dem Begriff Denkmal subsumiert. »Von ihrem Widersacher, dem Reichspräsidenten Ebert, ist der Nachwelt nur wenig geblieben. Nicht ein Denkmal in Berlin ehrt den Mann, der Deutschland die Demokratie brachte.« Bei Ebert zählen dann halt Plätze und Straßen nicht mehr mit. Und wie das sich mit dem Verhältnis von Demokratie und Terror so verhält, wissen dann die Focus-Leser ganz genau. In Kommentaren zu einem Focus-online-Beitrag zum 90.Jahrestag dürfen sie sich mal so richtig austoben (Rechtschreibung wie vorgefunden): »Wir haben es doch erlebt – zumindest die Auswirkungen – Nazis, Kommunisten, Liebknecht, Hitler, Stalin, Ulbricht, Honnecker. Wieviel Beweise brauchen wir noch, um zu erkennen, dass das alles ›domm tüch‹ ist? (...) Die Lösung der derzeitigen weltweiten Probleme liegt nicht in Ultralinkem oder -rechtem Gedankengut, sondern einzig in unseren Grundtugenden: Fleiß, Genauigkeit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Ideenreichtum. (...)« Ein anderer meint: »Es ist völlig überflüssig so ein Gedöns über die beiden gewaltätigen Terroristen zu machen. Mit Schande sieht man es wenn vor den Gräbern mit verfassungsfeindlichen Symbolen demonstriert wird. Andere Gräber werden auch nach 25 Jahren neu belegt.« Ein anderer fordert kurz und bündig: »Die SPD braucht heute einen neuen Noske!« Abschließend der Beitrag eines weiteren Analysten: »Sparatkus, Rosa Luxemburg und Co. würde heute als Terrorosten bezeichnet werden. Wer seine Ziele, die Abschaffung des Kapitalismus mit Gewalt durchsetzen will, und nichts anderes war es – ist in der heutigen Denkweise ein Terrorist. Nur die Form der Gewalt war eine andere. Während heutige Terrorosten auf Guerilla-Taktik und Verborgenheit setzen, gabs damals Barrikaden.«
Terror, Osten, Rosa Luxemburg. Jedenfalls steht das Denkmal und wir danken allen, die dies ermöglicht haben. Vor allem den Künstlern Rolf Biebl und Thomas J. Richter, Michael Mäde von der Ladengalerie, Stefan Huth von der Thema-Redaktion und allen anderen Beteiligten. Vor allem aber auch den vielen Spendern, die mit insgesamt 7537,52 Euro die praktische Umsetzung dieser wunderbaren Idee ermöglicht haben.
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vom 07.02.2009