Aus: Ausgabe vom 16.03.2009, Seite 13 / Feuilleton
Üben reicht nicht
Bodo Sengebusch, ein 63jähriger Gymnasiallehrer für
Mathematik und Physik aus Berlin, hat sich zum Vorlesewettbewerb
des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels
geäußert. An die 700000 Sechstklässler nehmen pro
Jahr an diesem Wettstreit teil, der zum 50. Mal ausgetragen wird.
Die Sieger von etwa 7500 Schulen treten bis April auf Bezirksebene
gegeneinander an, im Mai folgen die Landesentscheide. Das Finale
ist im Juni. Sengebusch hat 1959 unter den Augen Erich
Kästners (1899–1974) das erste Finale gewonnen. Mit
einer Passage aus »Die Abenteuer des Tom Sawyer«. Unter
den Gymnasiasten, die er heute betreut, steht das Lesen nicht
gerade hoch im Kurs. Ungefähr jeder vierte Junge hält
überhaupt nichts von Büchern, sagt Sengebusch –
»am Gymnasium, wohlgemerkt«. Kürzlich hat er 60
Schüler ab der zehnten Klasse gefragt. Elf von ihnen besitzen
weniger als fünf Bücher. 13 haben im vergangenen Jahr
kein einziges geschenkt bekommen. Den Vorlesewettbewerb hält
der Lehrer für eine gute Sache. Allerdings sollten die
Teilnehmer etwas mit dem Buch verbinden. »Schlecht wird es
heute, wenn die Eltern ihren Ehrgeiz in das Kind projizieren, mit
ihm die Stelle aussuchen und mit ihm üben. Das hat es damals
bei mir nicht gegeben.« (ddp/jW)
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