Aus: Ausgabe vom 04.05.2009, Seite 12 / Feuilleton
Kempowskis Freund aus Utah
Alan Keele, der an einem College in Utah (USA) Deutsch unterrichtet
und mit dem Schriftsteller Walter Kempowski (1929–2007)
befreundet war, hat der FAZ (Samstagausgabe) ein Interview gegeben.
»Walter Kempowski war doch ein Spion« lautete die
Überschrift. »Das geht ja aus den Romanen selbst
hervor«, erklärte Keele. »Andererseits geht aus
den Akten hervor, daß Kempowski sich damals (1947/48, d.
Red.) viel öfter mit CIC-Leuten getroffen hat, als er in den
Romanen behauptet.« Das CIC war eine
Vorgängerorganisation der CIA. Die Gründe Kempowskis, dem
CIC wiederholt »seine Dienste« anzutragen, nannte der
Deutschlehrer aus Utah »praktisch«. Der 18jährige
habe »sich einen Job im ›Schlaraffenland‹ des
amerikanischen Supermarkts erspionieren« wollen. »Ich
glaube, daß die Kempowskis mehr in
Spionageangelegenheiten involviert waren, als man bisher
dachte; die haben das quasi als eine Art Reisepaß betrachtet,
die erhofften sich davon die Möglichkeit, leichter in den
Westen zu kommen.« Der Teenager sei im übrigen
»noch kein Kommunistenfresser« gewesen. Im März
1948 wurde Kempowski in Rostock verhaftet. Nach acht Jahren
Haft in Bautzen siedelte er zunächst nach Hamburg um.
Gestorben ist er im Oktober 2007 in Rotenburg (Wümme).
(jW)
(jW)
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