Aus: Ausgabe vom 18.05.2009, Seite 13 / Feuilleton
Kriecht zu Kreuze
Die Verleihung des Hessischen Kulturpreises durch die
Landesregierung von Roland Koch trifft auf Unverständnis.
Satzungsgemäß wird die Auszeichnung an Leute verliehen,
die sich für den religionsübergreifenden Dialog stark
gemacht haben. Die Regierung Koch hat die Sache kurzerhand zu einem
kleinen Kreuzzug unfunktioniert. Der Mainzer Bischof Karl Lehmann
und der ehemalige Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen
und Nassau, Peter Steinacker, hatten den Preis nicht zusammen mit
dem muslimischen Schriftsteller Navid Kermani entgegennehmen
wollen, weil dieser in der Neuen Zürcher Zeitung vom 14.
März blasphemisch geworden sei. Grober Unfug, aber die
Landesregierung ist den Christen gefolgt und hat Kermani den Preis
aberkannt. Grünen-Chef Cem Özdemir erklärte am
Wochenende, die Regierung sei »offenkundig nicht würdig,
einen solchen Preis zu vergeben«. Der Tübinger Theologe
Karl-Josef Kuschel merkte an, Kermani sei »als bedeutender
Vermittler von Orient und Okzident (…) der denkbar
ungeeignetste Mann« für solch eine Scharade. Kermani
selbst nennt es im Spiegel milde »absurd«, daß
Lehmann und Steinacker nur mit ihm sprächen, sofern er sich
»zum Glauben an den gekreuzigten Jesus bekenne«.
(ddp/jW)
(ddp/jW)
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