Aus: Ausgabe vom 08.09.2009, Seite 13 / Feuilleton
Jakob der Lügner
Heute um 19 Uhr läuft in der jW-Ladengalerie »Jakob der
Lügner«. Es ist die einzige DEFA-Produktion, die jemals
für den Oscar nominiert war. »Jakob der
Lügner« ist eine ergreifende antifaschistische
Tagikomödie, so wie später »Das Leben ist
schön« von Roberto Begnini oder »Zug des
Lebens« von Radu Mihaileanu.
Basierend auf einem Roman von Jurek Becker erzählt Frank Beyer in seinem Film von 1974 die Geschichte von Jakob (Vlastimil Brodsky), der 1944 im jüdischen Ghetto einer polnischen Kleinstadt ums Überleben kämpft und zu Hause Lina (Manuela Simon), das Kind einer verschleppten, vermutlich ermordeten Familie versteckt. Dann hört er zufällig im Radio auf einer deutschen Polizeiwache die Nachricht vom Vormarsch der Roten Armee.
Daraufhin verkündet er immer wieder neue hoffnungsvolle Nachrichten, die er behauptet, in seinem Radio erfahren zu haben. Dieses Radio existiert aber nur in seiner Phantasie. In einer tollen Szene spielt er Lina dieses Radio vor, und sie verrät ihm nicht, daß sie verstanden hat, daß es nicht existiert. Diese Simulation hindert die Dorfbewohner daran, »sich gleich hinzulegen und zu krepieren« (Jurek Becker). Es entsteht so etwas wie Optimismus. Über den Film unterhalten sich dann die Schriftstellerin Daniela Dahn und die Filmwissenschaftlerin Angelika Nguyen mit dem Publikum. (jW)
Basierend auf einem Roman von Jurek Becker erzählt Frank Beyer in seinem Film von 1974 die Geschichte von Jakob (Vlastimil Brodsky), der 1944 im jüdischen Ghetto einer polnischen Kleinstadt ums Überleben kämpft und zu Hause Lina (Manuela Simon), das Kind einer verschleppten, vermutlich ermordeten Familie versteckt. Dann hört er zufällig im Radio auf einer deutschen Polizeiwache die Nachricht vom Vormarsch der Roten Armee.
Daraufhin verkündet er immer wieder neue hoffnungsvolle Nachrichten, die er behauptet, in seinem Radio erfahren zu haben. Dieses Radio existiert aber nur in seiner Phantasie. In einer tollen Szene spielt er Lina dieses Radio vor, und sie verrät ihm nicht, daß sie verstanden hat, daß es nicht existiert. Diese Simulation hindert die Dorfbewohner daran, »sich gleich hinzulegen und zu krepieren« (Jurek Becker). Es entsteht so etwas wie Optimismus. Über den Film unterhalten sich dann die Schriftstellerin Daniela Dahn und die Filmwissenschaftlerin Angelika Nguyen mit dem Publikum. (jW)
heute, 19 Uhr, jW-Ladengalerie, Torstr. 6, Berlin Mitte
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