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Aus: Ausgabe vom 19.08.1997 / Ausland

Einigung über afrikanische Friedenstruppe

Abkommen zwischen Kabila und Lissouba zur Konflikt-Lösung

Die Präsidenten von Kongo und Kongo-Brazzaville haben sich nach Rundfunkangaben über die Entsendung einer afrikanischen Friedenstruppe nach Brazzaville verständigt. Wie der Rundfunksender von Kongo-Brazzaville am Montag berichtete, einigten sich der Machthaber im ehemaligen Zaire, Kongos Staatschef Laurent Desiré Kabila, sowie der noch amtierende Präsident im benachbarten Kongo- Brazzaville, Pascal Lissouba, bereits am Samstag auf die Truppenentsendung. Lissouba hatte Kabila am Samstag in Kinshasa getroffen. An der rein afrikanischen Trupppe sollen Einheiten aus Uganda, Angola, der Zentralafrikanischen Republik, Burundi, Tschad, Ruanda und Kongo teilnehmen. Über Anzahl, Finanzierung und Einsatzzeitraum der Truppe machte der Sender zunächst keine Angaben. Der ehemalige Präsident und Rivale Lissoubas, Denis Sassou Nguesso, reagierte bislang nicht auf die Ankündigung.

Bereits am Mittwoch hatten die Präsidenten Ugandas und Ruandas bei einem Dreiergipfel in Kinshasa eine afrikanische Schutztruppe vorgeschlagen. Die UNO hatte am selben Tag drei Bedingungen für die Entsendung einer internationalen Schutztruppe von rund 2 500 Mann unter UN- Kommando gestellt: Danach sollten die rivalisierenden Seiten in Kongo-Brazzaville ohne Einschränkung einen Waffenstillstand einhalten, die internationale Kontrolle des Flughafens von Brazzaville akzeptieren und ihren Willen für eine umfassende Verhandlungslösung ausdrücklich äußern.

Der früherere Staatspräsident Tansanias, Julius Nyerere, nahm unterdessen am Sonntag abend Vermittlungsgespräche mit der Staatsführung und führenden Oppositionspolitikern in Kongo-Brazzaville auf. Der angesehene Staatsmann sprach auch mit Vertretern von Menschenrechtsorganisationen und kirchlichen Vertretern, wie es von mehreren Seiten hieß.

Lissouba und Nguesso, die Gegner in Kongo-Brazzaville, hatten Mitte Juli einen Waffenstillstand geschlossen. Anfang August verständigten sie sich auch auf die Bildung einer gemeinsamen Regierung der nationalen Einheit. Am 8. August flammten dann erneut Gefechte zwischen beiden Fraktionen auf. Viele Zivilisten flohen vor den neuen Kämpfen aus der Hauptstadt.

(AFP/jW)