Aus: Ausgabe vom 22.01.2010, Seite 3 / Schwerpunkt
ATTAC Frankreich: Fataler Fauxpas
So haben sich die »ATTACkies« ihr zehnjähriges
Jubiläum sicher nicht vorgestellt. Am Donnerstag sah sich der
deutsche Ableger der globalisierungskritischen Organisation zu
einer Distanzierung von der politischen Rechten genötigt.
Hintergrund der Aktion: In der am heutigen Freitag erscheinenden
Ausgabe der Wochenzeitung Junge Freiheit ist ein Interview mit dem
Vizepräsidenten von ATTAC Frankreich, Thomas Coutrot,
abgedruckt. Es sei interessant, daß der deutsche Verband
»durch viele junge militante Aktivisten geprägt ist, die
oft sogar noch so jung sind, daß sie durch ATTAC
überhaupt erstmals in Kontakt mit der Politik gekommen
sind«, so Coutrot gegenüber dem Blatt. ATTAC Frankreich,
so heißt es weiter, versuche sich daher, nach dem deutschen
Vorbild umzugestalten. Dort reagiert man empört. »Die
Junge Freiheit ist ein Organ der sogenannten Neuen Rechten und
bemüht sich, nationalsozialistisches Gedankengut mit
seriösem Anstrich zu versehen und damit im
bürgerlich-konservativen Milieu salonfähig zu
machen«, heißt es in einer gestern
veröffentlichten Erklärung. ATTAC-Deutschland erteile den
Anfragen der Zeitung regelmäßig klare, schriftliche
Absagen, so auch dieses Mal. Um dennoch zum erwünschten
Artikel zu kommen, habe sich die Redaktion einen
französischsprachigen Interviewpartner gesucht.
»Dieses unlautere Vorgehen wirft ein bezeichnendes Licht auf
den journalistischen Kodex des Blattes«, erklärte ATTAC.
Mittlerweile hat sich auch Coutrot von dem Interview distanziert.
»Ich hätte in der Tat meine Freunde von ATTAC
Deutschland konsultieren sollen, bevor ich ein Interview mit einer
Zeitung mache, von der ich nie gehört hatte«,
entschuldigte er sich. (fb)
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