Aus: Ausgabe vom 03.02.2010, Seite 3 / Schwerpunkt
Chilcot-Ausschuß
Beobachter der sogenannten Chilcot-Anhörung, der dritten
Untersuchung in Großbritannien über den Irak-Krieg, sind
sich uneinig, ob etwas anderes herauskommen kann, als ein
Freispruch der Regierung. Die meisten Sitzungen sind zwar
öffentlich und werden live von der BBC übertragen, zudem
werden viele unterschiedliche Zeugen gehört und Informationen
zusammengetragen. Der Vorsitzende Sir John Chilcot hat zugesagt,
nichts zu verdecken und jeden zu kritisieren, dem es gebührt.
Doch Kritiker weisen darauf hin, daß dem Ausschuß kein
Gegner des Irak-Krieges oder andere regierungskritische Sektoren
der britischen Gesellschaft angehörten, nicht einmal Vertreter
des Militärs seien einbezogen worden. Alle fünf
Mitglieder gehören vielmehr dem politischen Establishment an.
Als zentralen Fehler der Untersuchung bezeichnet Lindsey German von
der »Stop the war coalition« die Tatsache, daß es
sich nicht um eine strafrechtliche Untersuchung, sondern lediglich
um eine »öffentliche Anhörung« handelt. Der
Meinung ist auch der irakische Anwalt Sabah Al-Mukhtar von der
Arabischen Anwaltsvereinigung, der zudem einen Zusammenhang
zwischen der Anhörung und den nächsten Wahlen in
Großbritannien herstellt.
Auf die Frage, wie viele Tote die Irak-Invasion gekostet habe, hatte der damalige US-General Tommy Franks geantwortet: »Wir zählen keine Leichen« (We don’t do Body Count). Seit dem Beginn des Krieges am 20. März 2003 werten Friedensaktivisten und Wissenschaftler systematisch Medien- und Augenzeugenberichte, Berichte von Militärs, Politikern und Hilfsorganisationen aus und veröffentlichen ihre Ergebnisse auf der Internetseite www.iraqbodycount.org. Die Zahl der zivilen Toten liegt demnach bis heute zwischen 95158 und 103189. Das ist äußerst konservativ geschätzt, sind doch »nur« diejenigen erfaßt, die in Nachrichten erwähnt werden. Andere Schätzungen gehen von mittlerweile mehr als 1,5 Millionen Toten infolge von Krieg, Sanktionen und Besatzung aus.
(kl)
Auf die Frage, wie viele Tote die Irak-Invasion gekostet habe, hatte der damalige US-General Tommy Franks geantwortet: »Wir zählen keine Leichen« (We don’t do Body Count). Seit dem Beginn des Krieges am 20. März 2003 werten Friedensaktivisten und Wissenschaftler systematisch Medien- und Augenzeugenberichte, Berichte von Militärs, Politikern und Hilfsorganisationen aus und veröffentlichen ihre Ergebnisse auf der Internetseite www.iraqbodycount.org. Die Zahl der zivilen Toten liegt demnach bis heute zwischen 95158 und 103189. Das ist äußerst konservativ geschätzt, sind doch »nur« diejenigen erfaßt, die in Nachrichten erwähnt werden. Andere Schätzungen gehen von mittlerweile mehr als 1,5 Millionen Toten infolge von Krieg, Sanktionen und Besatzung aus.
(kl)
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