Aus: Ausgabe vom 08.06.2010, Seite 3 / Schwerpunkt
Strategien zur Gegenwehr
»Was können wir gegen all das Unrecht tun, das
Flüchtlinge in Deutschland erleiden müssen?«,
lautete eine der meistgestellten Fragen beim Festival der
Flüchtlingsorganisationen »Die Karawane« und
»The voice« in Jena am vergangenen Wochenende. Dieses
Mal war die Frage nicht mehr, wie so oft, geprägt von Rat- und
Hilflosigkeit. Die Wut schien sichtlich auf Bürger
übergesprungen. Stillhalten und Schweigen sei nicht mehr
angesagt, so der Tenor öffentlicher Gesprächsrunden.
Wichtig sei, daß lokale Gruppen und engagierte Bürger so
oft wie möglich in den Lagern auftauchen. Sei es, um mit den
Bewohnern Deutsch zu sprechen, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern
und ihre Isolation zu durchbrechen, sei es, die häufig
katastrophalen Zustände publik zu machen. Allerdings sei das
nicht immer einfach, berichtete ein Aktivist des
»Bündnisses gegen Abschiebung« aus Mannheim. Der
Initiative sei das Verteilen von Flugblättern, auf denen die
Bewohner zum kostenlosen Deutschkurs eingeladen wurden, untersagt
worden. In das Lager dort werde nur vorgelassen, wer einen
Flüchtling kenne und dessen Namen angeben könne. Besucher
müßten ihren Paß an der Pforte abgeben.
Schlimmer noch gehe es in Lagern in Gerstungen (Wartburgkreis) und Gangloffsömmern (Landkreis Sömmerda) zu, berichtete einer der Organisatoren des Festivals, Osaren Igbinoba. Beide Flüchtlingsunterkünfte seien in katastrophalem Zustand, die Menschen dort »fix und fertig«. Die Lagerverwaltung Gerstungen habe das Elend im Lager vor der Öffentlichkeit mit aller Macht verbergen wollen und einer Delegation der Karawane Hausverbot erteilt. Selbst dem NDR sei der Zugang verwehrt worden, doch derartige Reaktionen reizten erfahrungsgemäß Medien erst recht zur Berichterstattung. Flüchtlinge wie in Gerstungen oder Möhlau in alten Kasernen unterzubringen, sei nicht durch Mangel an geeigneten Gebäuden bedingt, sondern pure Absicht, um Angst und Schrecken zu verbreiten, meinte ein anderer Aktivist.
»Je mehr Unruhe es um all diese menschenunwürdigen Bedingungen gibt, desto besser«, so der Tenor. Dazu gehöre das Insistieren auf das Besuchsrecht – eine andere Möglichkeit sei, die jeweils lokal zuständigen Behörden und Politiker anzurufen und mit den Mißständen zu konfrontieren.
(düp)
Schlimmer noch gehe es in Lagern in Gerstungen (Wartburgkreis) und Gangloffsömmern (Landkreis Sömmerda) zu, berichtete einer der Organisatoren des Festivals, Osaren Igbinoba. Beide Flüchtlingsunterkünfte seien in katastrophalem Zustand, die Menschen dort »fix und fertig«. Die Lagerverwaltung Gerstungen habe das Elend im Lager vor der Öffentlichkeit mit aller Macht verbergen wollen und einer Delegation der Karawane Hausverbot erteilt. Selbst dem NDR sei der Zugang verwehrt worden, doch derartige Reaktionen reizten erfahrungsgemäß Medien erst recht zur Berichterstattung. Flüchtlinge wie in Gerstungen oder Möhlau in alten Kasernen unterzubringen, sei nicht durch Mangel an geeigneten Gebäuden bedingt, sondern pure Absicht, um Angst und Schrecken zu verbreiten, meinte ein anderer Aktivist.
»Je mehr Unruhe es um all diese menschenunwürdigen Bedingungen gibt, desto besser«, so der Tenor. Dazu gehöre das Insistieren auf das Besuchsrecht – eine andere Möglichkeit sei, die jeweils lokal zuständigen Behörden und Politiker anzurufen und mit den Mißständen zu konfrontieren.
(düp)
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